
Das bayernweit bisher einmalige Projekt des Landkreises Würzburg "Wir machen Lust auf Theater" begann im Frühjahr dieses Jahres. Es richtet sich an Grundschulen und soll den Kindern zeigen, wie wichtig Theater und vor allem Aufführungen sein können. Die Theaterpädagogin Frederike Faust und ihre Kollegin Anna Harandt sind an mehreren Schulen im Landkreis unterwegs und üben mit den Schülerinnen und Schülern jeweils eigene Stücke ein, die dann vor der versammelten Schulfamilie aufgeführt werden.
Kinder für das Theater begeistern
Bei der Auftaktveranstaltung in der Ernst-Keil-Schule in Höchberg hatte Landrat Eberhard Nuß im März darauf hingewiesen, dass es im Landkreis 48 Laienspielgruppen gibt, die regelmäßig Aufführungen anbieten. Um den Nachwuchs möglichst frühzeitig an die Theaterwelt heranzuführen, nehme der Landkreis Geld in die Hand und initiierte einen Theaterworkshop speziell für Grundschulen. Die Idee: Kindern das Theaterspielen aktiv und als Theaterbesucher näherbringen und damit auch Literaturkenntnisse, Kulturinteresse und persönliche Kompetenzen im Grundschulalltag stärken.
Auch die Grundschule in Theilheim war von dem Projekt sehr schnell begeistert und hatte sich um einen Workshop beworben. In nur vier Doppelstunden übten Faust und Harandt zusammen mit den Kindern das Stück: "Leon ist anders" ein. Dabei wurde kein starres Gerüst vorgegeben, sondern man entwickelte das Stück zusammen mit den Kindern. "Die Kinder haben sich vieles selbst ausgedacht", so Pädagogin Faust, die jedes Mal selbst überrascht ist, was für Ideen den Gruppen einfallen. In Theilheim waren 28 freiwillige Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse beteiligt, alle anderen durften bei der Aufführung als Zuschauer mit dabei sein.

Aufregung legte sich schnell
Denn nach dem Üben stand die große Aufführung an. Die Kinder waren mächtig aufgeregt, ob sie alles richtig machen. Doch die Aufregung legte sich schnell, als das Spielen begann. Wenn es doch einmal ein wenig hakte, ging der Blick zu Faust oder Harandt, die schnell reagierten und den Kindern halfen. Die Geschichte nach Melanie Watt vom Chamäleon, das anders als seine Artgenossen ist und ausgegrenzt wird, sich aber dann durch eine besondere Leistung noch einen Platz in der Gruppe erlangt, sollte als Lehrstück an allen Schulen aufgeführt werden, fanden Sabine Schneegold, Rektorin der Schule in Theilheim, Frederike Faust und Anna Harandt. Die Schauspieler konnten am eigenen Leib erfahren, wie es ist, anders zu sein und ausgegrenzt zu werden. Das kam ihnen sehr seltsam und absurd vor, berichtet Frederike Faust. Sie hat schon einige Erfahrung mit Theaterstücken für und mit Kindern.
Lob für die Kinder
Derzeit läuft das Projekt an weiteren sechs Schulen im Landkreis, aber für das nächste Jahr kann man sich bereits wieder bewerben. Dabei werden die Workshops in den Schulen ganz unterschiedlich genutzt. Bei einigen Schulen wird daraus eine ganze Jahresarbeit gemacht, andere nutzen die Theaterstunden zur Verbesserung der Theater AG und wieder andere fangen dank des Einsatzes der beiden Theaterleute erst mit einem eigenen Theaterprogramm an. Den Kindern macht es auf jeden Fall riesigen Spaß und sie sind mit Feuereifer bei der Sache.
Großes Lob gab es von Faust und Harandt für die sehr disziplinierte Arbeit der Kinder, die trotz der großen Zahl von 28 sehr leicht zu leiten waren. "Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben", bemerkten Faust und Harandt und dankten der Schulleitung und dem Lehrkörper für die Unterstützung. Rektorin Schneegold lobte das "tolle Projekt des Landkreises", welches den Kindern Selbstvertrauen und Stärkung der eigenen Stärken gegeben hat. Sie ist froh, dass ihre Schule ausgewählt wurde, um an den Theaterworkshops teilzunehmen.
