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WÜRZBURG
Was ist eigentlich Raumplanung?
Blick ins Stadt-Gebirge - Das Aussichtsdeck des Rockefeller Center       -  Je größer eine Stadt ist – so wie hier im Bild New York –, umso wichtiger ist die Raumplanung. Jeden Monat werden dort allein etwa 13 Millionen Taxifahrten aufgezeichnet.
Foto: dpa | Je größer eine Stadt ist – so wie hier im Bild New York –, umso wichtiger ist die Raumplanung. Jeden Monat werden dort allein etwa 13 Millionen Taxifahrten aufgezeichnet.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:28 Uhr

In einer Stadt leben viele Tausend Menschen. jeder hat eine eigene Vorstellung davon, wie seine Umgebung und sein Leben aussehen soll. Es gibt Geschäfte, die brauchen möglichst große Verkaufsflächen und Parkplätze, es gibt Familien, die wollen Kindergarten, Schule und einen Spielplatz in der Nähe haben, aber auch im Grünen wohnen, es gibt Leute, die mit dem Fahrrad fahren, es gibt Leute, die mit dem Auto kommen wollen. Wie bekommt man alle diese Wünsche unter einen Hut? Damit dieses Zusammenleben klappt, braucht es Raumplanung.

Raumplanung, was ist das eigentlich? Viele von euch haben dieses Wort bestimmt noch nie gehört. In Deutschland kann man ein Haus nicht einfach irgendwohin bauen, wie beim Legospielen. „Städte und Gemeinden sind in Deutschland für die Raumplanung zuständig“, sagt Gero Nischik, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geografie und Regionalforschung der Universität Würzburg. Sie müssen aber Grundsätze und Ziele der Planung der Europäischen Union, der Bundesrepublik, der Bundesländer und der Regionen beachten. Um die Interessen aller Bewohner zufriedenzustellen, braucht man Bauleitpläne. „Darauf wird eingezeichnet, wo in einer Stadt Wohnungen gebaut werden oder wo Fabriken stehen sollen.“

Wo soll der kleine Maulwurf hin?

Straßen, Plätze, Häuser, Parkanlagen, Friedhöfe, Wälder und Felder – das alles muss geplant werden. Kennt ihr das Bilderbuch „Der Maulwurf Grabowski“? In dem Buch wird die Geschichte vom Maulwurf Grabowski erzählt, der unter der großen Wiese am Stadtrand wohnt. Am Tage arbeitet Grabowski, er gräbt Gänge unter der Erde und wirft Maulwurfhügel, um dann seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen. Aber nach und nach wandelt sich das Idyll. Auf der Wiese wird es unruhig, die Wiese wird vermessen und Baumaschinen rücken an. Letzten Endes muss Grabowski fliehen und sich eine neue Heimat suchen.

Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere brauchen Landschaft als Lebensraum. Wie der Maulwurf Grabowski. „Das ist die größte Aufgabe der Raumplanung auch unverbaute Flächen, also Natur, wie Wälder, Flüsse, Wiesen und Weiden zu schützen“, sagt Nischik. Auch für die Landwirtschaft sind freie Flächen wichtig. Die Bauern nutzen die Flächen, um Getreide, Obst und Gemüse anzubauen. In den letzten Jahren wurde sehr viel zugebaut. „Boden ist ein wertvolles Gut, er ist knapp und kann nicht vermehrt werden“, erklärt der Geograf.

Verkehr und Mobilität

Ein Raumplaner überlegt auch, wo und wie Straßen, Kanalisation und Wasserleitungen verlegt werden können. Da viele Menschen mittlerweile auf dem Land leben, gibt es in den Städten immer mehr Verkehr, Pendler, Staus und es werden immer mehr Parkplätze gebraucht. Ein paar Hunderttausend Leute arbeiten in Deutschland als Fach- und Raumplaner. „Ein Verkehrsplaner plant zum Beispiel nur den Verkehr.“

Wir wohnen, arbeiten, kaufen ein und gehen ins Kino. Wir fahren in die Berge und fliegen ans Meer. Mit diesen Aktivitäten nimmt jeder von uns täglich Einfluss auf den Raum, nimmt Fläche in Anspruch – und entscheidet damit über das Aussehen unseres Lebensraums. „Wir alle sind Akteure im Raum.“ Und unsere Flächenansprüche steigen ständig. „In Europa wird eigentlich jeder Raum irgendwie genutzt“, sagt Nischik. „Es gibt keine richtige Wildnis, dafür viele Landwirtschafts- und Waldflächen.“

Pro Tag werden knapp 65 Fußballfelder in Deutschland erschlossen und bebaut. „Das geht nicht. Die Raumplanung muss den Spagat schaffen zwischen Nutzung und Schutz“, sagt Nischik. In vielen Städten ist der Wohnraum knapp, weil immer mehr Leute in die Städte ziehen. „Das ist ein großes Problem. Allein in München kommen pro Jahr etwa 40 000 neue Einwohner hinzu“, erklärt Nischik. Nun sind Raumplaner wie er gefragt. „Man versucht, Wohnungen aufzustocken, Brachflächen und Baulücken zu nutzen und auch militärische Flächen in Wohnraum umzuwandeln.“

Kinderuni im Wintersemester: Am Samstag, 20. Oktober, beginnt die neue Vorlesungsreihe der Kinderuni mit dem Thema „Wo soll denn das Haus hin?“ Die Vorlesung des Geografen Gero Nischik vom Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung findet um 10 Uhr und um 10. 45 Uhr statt.

„Zu Besuch in einer orthodoxen Kirche“ heißt dann die weitere Vorlesung am Samstag, 15. Dezember, mit Thomas Nemeth, Fachvertreter für Ostkirchengeschichte und ökumenische Theologie. Die Kinderuni richtet sich an Kinder von sechs bis 13 Jahren.

Dafür anmelden kann man sich unter www.kinderuni.uni-wuerzburg.de

Geografie

Geografie ist eine Wissenschaft, man nennt sie auch Erdkunde. Sie ist eine von mehreren Geowissenschaften. Geo kommt vom griechischen Wort für Erde. Schon immer haben sich Menschen für die Erde interessiert, aber erst um 1800 wurde daraus eine Wissenschaft und ein Fach an der Universität. Geografie beschreibt Landschaften auf der Erde: Kontinente und Meere, Gebirge und Flüsse, Städte und Länder. Wer sich mit der Erde befasst, ist ein Geograf. Die Physische Geografie interessiert sich für die Erdoberfläche, den Zusammenhang zwischen Wetter und Klima und deren Wirkung auf die Pflanzen- und Tierwelt. Auch Geologie ist eine Geowissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den Gesteinen und hilft der Geografie, zu verstehen, wie die Erde in vielen Millionen Jahren entstanden ist. In der Humangeografie geht es um die Menschen in ihrer Umwelt oder ihrem Lebensraum. Angewandte Geografie ist vor allen Raumplanung, Raumforschung und Raumentwicklung.
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