
Ungeachtet langjähriger Kritik läuft gerade die 18. Staffel von "Germany's Next Topmodel" (GNTM). Und Gastgeberin Heidi Klum holte erstmals öffentlich zum Gegenschlag aus und reagierte auf ihre derzeit lauteste Kritikerin, die Ex-Kandidatin Lijana Kaggwa.
Die frühere GNTM-Kandidatin wiederum ließ das nicht auf sich sitzen: Kaggwa veröffentlichte Anfang März eine Antwort auf Klum. In dem fast halbstündigen Video mit dabei: der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun.
Würzburger Anwalt und Model: Gemeinsamer Kampf gegen Cybermobbing
Der Medien-Jurist ordnet darin die Ergebnisse der juristischen Verfahren zwischen Kaggwa und den Machern von GNTM ein. Kennengelernt hatten sich das 26-jährige Model aus Kassel und Jun über die Arbeit gegen Hass im Netz und Cybermobbing. Derzeit entwickeln sie gemeinsam ein Konzept für die Prävention von Cybermobbing an Schulen, dabei kam auch das Thema GNTM auf.
Seit ihrer Teilnahme in der Sendung schlage ihr online Hass entgegen, sagt Lijana Kaggwa. Eine Folge davon, dass sie in der Reality-TV-Sendung irreführend dargestellt worden sei. Auch Jun ist der Ansicht, dass GNTM von der bewusst polarisierten Darstellung der Kandidatinnen profitiere. Er sagt: "Cybermobbing ist vom Erfolg von GNTM nicht zu trennen." Durch zugespitzte Charaktere könne sich das Publikum leichter mit bestimmten Kandidatinnen identifizieren – und andere zu ihrem Feindbild erklären.
Streitpunkte: Zuckerverbot, eingecremte Füße und die Echtheit der Handlung
In dem seit Mai 2022 öffentlich und juristisch geführten Streit zwischen Kaggwa und GNTM geht es zum einen um spezifische Teile der Show: etwa um ein Zuckerverbot in der Modelvilla oder das Eincremen der Füße, was das Laufen rutschiger mache. Zum anderen ist die Kritik grundsätzlicher Natur: Handlung und Dramaturgie seien künstlich erzeugt, sagen Kaggwa und Jung, erst dadurch gebe es "die Zicke" oder "die Drama-Queen".
"Dieser Vorwurf ist der gewichtigste", sagt der Würzburger Anwalt. "Vielen Zuschauerinnen und Zuschauern ist nicht klar, wie stark die Geschichte der Sendung beeinflusst ist." Im Laufe der Sendung würden die Kandidatinnen aktiv in ein bestimmtes Licht gerückt werden.
Heidis Statement und die juristischen Wahrheiten
Unter anderem auf diesen Vorwurf reagierte Heidi Klum in ihrem Statement zum Staffelstart: "Wir können eine Person nur so darstellen, wie sie ist. Wir erschaffen also auch mit Hilfe des Bildschnittes keinen anderen Menschen", sagte sie.
Für Jun ist das Statement "arrogant und scheinheilig". ProSieben habe bis vor dem Oberlandesgericht Hamburg juristisch nicht belegen können, dass Kaggwas Aussage – "Ganze Handlungen werden dir vorgeschrieben" – falsch ist. Weil der Sender vor Gericht scheiterte, habe Heidi Klum jetzt versucht, die Deutungshoheit der Öffentlichkeit auf ihre Art zu gewinnen, sagt der Anwalt.
Was bedeutet schon real im Reality-TV?
In Kaggwas Zeit bei GNTM habe das Produktionsteam etwa ein Kartenspiel der Teilnehmerinnen mit dem Hinweis aufgelöst, es sei zu unspektakulär. In anderen Fällen seien kurze Aufnahmen, in denen eine Kandidatin mit den Augen rollt, durch den Schnitt in einen ganz neuen Zusammenhang gesetzt worden.

Zudem seien die Kandidatinnen von GNTM immer wieder aufgefordert worden, Fragen vor der Kamera zu wiederholen. Diese Ausschnitte könnten durch den Schnitt zu eigenständigen Statements werden. Wenn also eine Kandidatin eine Frage wie "Findest du, Kandidatin X war heute zickig?" selbst ausspreche, so Juns fiktives Beispiel, könnte sie in der Sendung mit der Aussage "Kandidatin X war heute zickig" auftauchen.
Forderungen nach besserem Schutz vor Cybermobbing
"Ich halte es für eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts, wenn durch Storytelling und Dramaturgie eine Person falsch dargestellt wird", sagt Jun. Auch juristisch sei inzwischen klar, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Reality-TV-Formaten ein Recht auf die richtige Darstellung ihrer Persönlichkeit hätten. Auch wenn sie der Teilnahme freiwillig zugestimmt hätten.
In ihrem Video fordert Kaggwa, unterstützt von Jun, deshalb von ProSieben einen besseren Schutz vor Cybermobbing. Dazu sagt die Sprecherin von GNTM, Tina Land: "Während der 15. Staffel hat ProSieben mit den GNTM-Kandidatinnen und ProSieben-Moderator:innen eine Anti-Cybermobbing-Kampagne gestartet, die online und On Air zu sehen war."
Bis heute ist online von dieser Kampagne nicht mehr als das Ankündigungsvideo von März 2020 zu finden.
Es sollte doch langsam auch den letzten bekannt sein, dass es den Sendern bei diesen Formaten einzig und allein um die Einschaltquote geht. Die Kandidatinnen sind denen mega-egal.
Herr Jun ist "Medien-Jurist", daher versteht er es gut sich auch selbst in Szene zu setzen, nicht nur hier in der Zeitung! Hilfreich für die stetige Berichterstattung in der Mainpost ist sicherlich auch, dass er mal als freier Mitarbeiter beschäftigt gewesen ist.
Von der Mainpost erwarte ich eigentlich, dass sie da nicht jedes mal über das Stöckchen springt was ihnen angeboten wird.
Es mag zwar stimmen was sie schreiben, ich hingegen sehen es etwas kritischer.
Als selbstständiger Anwalt ist Herr Jun quasi "Chef einer Firma mit zahlreichen Angestellten".
Er bietet bestimmte Leistungen an genau wie zahlreiche andere heimische Unternehmen auch - angefangen von Bäckern, über Handwerker, Reisebüros usw.
Es gibt aber einen Unterschied - über die Kanzlei von Herrn Jun und die angebotenenen Leistungen wird ständig in der Mainpost berichtet. Ich halte das schon für Werbung für die andere Unternehmen teuer bezahlen müssen bzw. diese Aufmerksamkeit nicht bekommen! Zumindst nicht in dieser ausschweifenden Art.
Im konkreten Artikel geht es zudem um eine speziellen Fall der gefühlt 99,9% der Menschen gar nicht betrifft. Erfindet ein Maschinenbauunternehmen eine Speziallösung wird in der Mainpost sicher nicht so ausführlich berichtet, vor allem nicht fortwährend.