zurück
Würzburg
Was ist echt bei GNTM? Würzburger Anwalt Chan-jo Jun kämpft mit ehemaliger Topmodel-Kandidatin gegen Cybermobbing
Aktion, Reaktion, Rereaktion: Zwischen Ex-Teilnehmerin Lijana Kaggwa und "Germany's Next Topmodel" geht es hin und her. Provoziert die Sendung Cybermobbing?
Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun und die ehemalige Kandidatin von GNTM, Lijana Kaggwa. Gemeinsam kämpfen sie gegen Cybermobbing.
Foto: Chan-jo Jun | Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun und die ehemalige Kandidatin von GNTM, Lijana Kaggwa. Gemeinsam kämpfen sie gegen Cybermobbing.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:54 Uhr

Ungeachtet langjähriger Kritik läuft gerade die 18. Staffel von "Germany's Next Topmodel" (GNTM). Und Gastgeberin Heidi Klum holte erstmals öffentlich zum Gegenschlag aus und reagierte auf ihre derzeit lauteste Kritikerin, die Ex-Kandidatin Lijana Kaggwa.

Die frühere GNTM-Kandidatin wiederum ließ das nicht auf sich sitzen: Kaggwa veröffentlichte Anfang März eine Antwort auf Klum. In dem fast halbstündigen Video mit dabei: der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun.

Würzburger Anwalt und Model: Gemeinsamer Kampf gegen Cybermobbing

Der Medien-Jurist ordnet darin die Ergebnisse der juristischen Verfahren zwischen Kaggwa und den Machern von GNTM ein. Kennengelernt hatten sich das 26-jährige Model aus Kassel und Jun über die Arbeit gegen Hass im Netz und Cybermobbing. Derzeit entwickeln sie gemeinsam ein Konzept für die Prävention von Cybermobbing an Schulen, dabei kam auch das Thema GNTM auf.

Seit ihrer Teilnahme in der Sendung schlage ihr online Hass entgegen, sagt Lijana Kaggwa. Eine Folge davon, dass sie in der Reality-TV-Sendung irreführend dargestellt worden sei. Auch Jun ist der Ansicht, dass GNTM von der bewusst polarisierten Darstellung der Kandidatinnen profitiere. Er sagt: "Cybermobbing ist vom Erfolg von GNTM nicht zu trennen." Durch zugespitzte Charaktere könne sich das Publikum leichter mit bestimmten Kandidatinnen identifizieren – und andere zu ihrem Feindbild erklären.

Streitpunkte: Zuckerverbot, eingecremte Füße und die Echtheit der Handlung

In dem seit Mai 2022 öffentlich und juristisch geführten Streit zwischen Kaggwa und GNTM geht es zum einen um spezifische Teile der Show: etwa um ein Zuckerverbot in der Modelvilla oder das Eincremen der Füße, was das Laufen rutschiger mache. Zum anderen ist die Kritik grundsätzlicher Natur: Handlung und Dramaturgie seien künstlich erzeugt, sagen Kaggwa und Jung, erst dadurch gebe es "die Zicke" oder "die Drama-Queen".

"Dieser Vorwurf ist der gewichtigste", sagt der Würzburger Anwalt. "Vielen Zuschauerinnen und Zuschauern ist nicht klar, wie stark die Geschichte der Sendung beeinflusst ist." Im Laufe der Sendung würden die Kandidatinnen aktiv in ein bestimmtes Licht gerückt werden.

Heidis Statement und die juristischen Wahrheiten

Unter anderem auf diesen Vorwurf reagierte Heidi Klum in ihrem Statement zum Staffelstart: "Wir können eine Person nur so darstellen, wie sie ist. Wir erschaffen also auch mit Hilfe des Bildschnittes keinen anderen Menschen", sagte sie.

Für Jun ist das Statement "arrogant und scheinheilig". ProSieben habe bis vor dem Oberlandesgericht Hamburg juristisch nicht belegen können, dass Kaggwas Aussage – "Ganze Handlungen werden dir vorgeschrieben" – falsch ist. Weil der Sender vor Gericht scheiterte, habe Heidi Klum jetzt versucht, die Deutungshoheit der Öffentlichkeit auf ihre Art zu gewinnen, sagt der Anwalt.

Was bedeutet schon real im Reality-TV?

In Kaggwas Zeit bei GNTM habe das Produktionsteam etwa ein Kartenspiel der Teilnehmerinnen mit dem Hinweis aufgelöst, es sei zu unspektakulär. In anderen Fällen seien kurze Aufnahmen, in denen eine Kandidatin mit den Augen rollt, durch den Schnitt in einen ganz neuen Zusammenhang gesetzt worden. 

Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun unterstützt die ehemalige 'Germany's Next Topmodel'-Kandidatin Lijana Kaggwa in ihrem Kampf gegen Cybermobbing rund um GNTM.
Foto: Thomas Obermeier | Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun unterstützt die ehemalige "Germany's Next Topmodel"-Kandidatin Lijana Kaggwa in ihrem Kampf gegen Cybermobbing rund um GNTM.

Zudem seien die Kandidatinnen von GNTM immer wieder aufgefordert worden, Fragen vor der Kamera zu wiederholen. Diese Ausschnitte könnten durch den Schnitt zu eigenständigen Statements werden. Wenn also eine Kandidatin eine Frage wie "Findest du, Kandidatin X war heute zickig?" selbst ausspreche, so Juns fiktives Beispiel, könnte sie in der Sendung mit der Aussage "Kandidatin X war heute zickig" auftauchen.

Forderungen nach besserem Schutz vor Cybermobbing

"Ich halte es für eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts, wenn durch Storytelling und Dramaturgie eine Person falsch dargestellt wird", sagt Jun. Auch juristisch sei inzwischen klar, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Reality-TV-Formaten ein Recht auf die richtige Darstellung ihrer Persönlichkeit hätten. Auch wenn sie der Teilnahme freiwillig zugestimmt hätten.

In ihrem Video fordert Kaggwa, unterstützt von Jun, deshalb von ProSieben einen besseren Schutz vor Cybermobbing. Dazu sagt die Sprecherin von GNTM, Tina Land: "Während der 15. Staffel hat ProSieben mit den GNTM-Kandidatinnen und ProSieben-Moderator:innen eine Anti-Cybermobbing-Kampagne gestartet, die online und On Air zu sehen war."

Bis heute ist online von dieser Kampagne nicht mehr als das Ankündigungsvideo von März 2020 zu finden.

Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing, so erklärt es das Bundesfamilienministerium, beschreibt "die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien", also über das Internet. Dadurch sei das Mobbing, nicht etwa auf die Schule oder den Arbeitsplatz begrenzt, sondern "einer breiten Öffentlichkeit zugänglich". Für die Betroffenen erreiche es damit eine neue Dimension: "Online verfolgt Mobbing die Betroffenen bis in ihr Zuhause, was ihr Leid erheblich verstärkt."
Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Christoph Sommer
Bundesfamilienministerium
Cyber-Mobbing
Germany's Next Topmodel
Heidi Klum
ProSieben
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • P. S.
    Was zahlt der Anwalt eigentlich der Main-Post für die regelmäßige Werbung? Oder hat er jemanden in der Redaktion in der Hand?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. K.
    Wer freiwillig und ungezwungen in ein Hai- oder Piranha-Becken springt braucht sich nicht wundern wenn er gebissen und abgefieselt wird.

    Es sollte doch langsam auch den letzten bekannt sein, dass es den Sendern bei diesen Formaten einzig und allein um die Einschaltquote geht. Die Kandidatinnen sind denen mega-egal.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    Das Problem ist aber, dass es das nicht ist. Die Medien - wie es so schön heißt - kommen bei den Leuten unter 30 Jahren nicht an. Sei es Main-Post, Spiegel, Welt oder Süddeutsche. Die Menschen lesen das nicht mehr und - sorry - verdummen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ja, die Mainpost berichtet ständig über alle möglichen Unternehmen, oft auch mehrfach. Viele leisten jedoch keine so gesellschaftsrelevanten Dienste wie diese Kanzlei, die ja auf IT-Recht und somit auf Fragen spezialisiert ist, die in der Tat einen sehr großen Teil der Bevölkerung betreffen. Cybermobbing findet ja nicht nur bei "Germany's next Top Model" statt. Es soll hiermit ein Präzedenzfall geschaffen werden, wie auch schon bei der Klage gegen soziale Medien, die Falsch- und Hassmeldungen gegen eine Politikerin nicht löschten. Auch dieser Fall wird also Einfluss auf viele haben und definitiv mehr Menschen betreffen als die Arbeit eines Reisebüros oder einer Bäckerei.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    @Silvaner:
    Herr Jun ist "Medien-Jurist", daher versteht er es gut sich auch selbst in Szene zu setzen, nicht nur hier in der Zeitung! Hilfreich für die stetige Berichterstattung in der Mainpost ist sicherlich auch, dass er mal als freier Mitarbeiter beschäftigt gewesen ist.

    Von der Mainpost erwarte ich eigentlich, dass sie da nicht jedes mal über das Stöckchen springt was ihnen angeboten wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    ProSieben halt. Ankündigen und nicht halten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Anwalt Juns Arbeit ist wirklich ein Segen für viele, die im Internet Unrecht erleiden!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    @Silvaner:
    Es mag zwar stimmen was sie schreiben, ich hingegen sehen es etwas kritischer.

    Als selbstständiger Anwalt ist Herr Jun quasi "Chef einer Firma mit zahlreichen Angestellten".

    Er bietet bestimmte Leistungen an genau wie zahlreiche andere heimische Unternehmen auch - angefangen von Bäckern, über Handwerker, Reisebüros usw.

    Es gibt aber einen Unterschied - über die Kanzlei von Herrn Jun und die angebotenenen Leistungen wird ständig in der Mainpost berichtet. Ich halte das schon für Werbung für die andere Unternehmen teuer bezahlen müssen bzw. diese Aufmerksamkeit nicht bekommen! Zumindst nicht in dieser ausschweifenden Art.

    Im konkreten Artikel geht es zudem um eine speziellen Fall der gefühlt 99,9% der Menschen gar nicht betrifft. Erfindet ein Maschinenbauunternehmen eine Speziallösung wird in der Mainpost sicher nicht so ausführlich berichtet, vor allem nicht fortwährend.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten