"Genau genommen haben wir die Entscheidung zwischen Pest und Cholera", beurteilte SPD-Fraktionssprecherin Ute Schnapp die Lage, als es in der letzten Gemeinderatssitzung um das sinnvollste Heizsystem für die 1911 erbaute Vitus-Grundschule und die daneben liegende Turnhalle im Veitshöchheimer Altort ging.
Der im Keller der Vitusschule mit Erdgas betriebene 23 Jahre alte Hauptkessel war schon Ende 2021 ausgefallen und wirtschaftlich nicht mehr zu reparieren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise mit in die Höhe galoppierenden Gaspreisen bereitete die getroffene Entscheidung für eine bivalente Anlage mit einer strombetriebenen Luft-Wasserwärmepumpe in Kombination mit einem Gas-Brennwertkessel mit 100 Kilowatt Leistung dem Gemeinderat erhebliches Kopfzerbrechen.
Die Angelegenheit stand nämlich bereits in der Sitzung am 12. Juli 2022 auf der Tagesordnung. Das mit der Planung vom Gemeinderat am 8. Februar 2022 beauftragte Ingenieurbüro Burmester aus Würzburg hatte damals dem Gremium eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für vier Varianten zur Entscheidungsfindung unterbreitet, wovon drei mit Gas und eine mit Pellets heizen.
Dächer müssten vor Photovoltaik-Anlagen-Installation saniert werden
Die Entscheidung wurde damals aber aufgrund eines Antrags der Grünen-Fraktion vertagt und das Ingenieurbüro gebeten für zwei weitere ausschließlich regenerative Wärmeerzeugungsvarianten, also ohne Erdgas, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zu erstellen, nämlich für eine Wasserwärmepumpe einmal mit Luft und einmal mit Wasser, beide in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Schul- oder Turnhallendach und Elektrostäben als Spitzenlast. Nach einem Gutachten der WSP Ingenieure GmbH & Co. KG müssten aber beide Dächer vor einer Installation erst saniert werden.
Es ist zwar laut Bürgermeister möglich, beide Wärmepumpen-Varianten zunächst ohne PV-Anlage umzusetzen. Dies hätte aber zur Folge, dass der Stromverbrauch bis zur späteren Installation der PV-Anlage von bis zu 60.000 Kilowattstunden im Jahr ein sehr teures Unterfangen wäre.
"Wir müssen hier eine sehr schwierige Entscheidung treffen, denn wir wollen nicht, dass beim Schulbetrieb unsere Kinder im Winter im Kalten sitzen müssen", sagte Götz. Aktuell werden hier 92 Grundschüler in den Klassen eins bis vier unterrichtet, von denen die Hälfte am Nachmittag den von der AWO betreuten Schulhort besuchen.
Günter Thein (Grüne) hielt längerfristig die Wasser-Wasser-Wärmepumpe (WWWP) für die sinnvollste Lösung. Diese kam aber für den Bürgermeister wegen des Zeitdrucks und der hier nach seiner Ansicht bestehenden Unwägbarkeiten nicht in Frage. Denn es müsste hier zunächst ein Grundwasser-Pumpversuch einschließlich der dazu notwendigen Bohrung von Saug- und Schluckbrunnen gemacht und dies dem Wasserwirtschaftsamt angezeigt werden. Götz befürchtet, dass man dann in zehn Wochen feststellen muss, das geht nicht und dann sei man am gleichen Punkt wie jetzt und mitten im Winter.
Keine Zustimmung aufgrund horrender Preissteigerungen
Theins Vorschlag für eine WWWP wurde deshalb mit 17:1 Stimmen (auch mit denen aus seiner eigenen Fraktion) abgelehnt. Keine Zustimmung fand mit 2:16 Stimmen aufgrund der horrenden Preissteigerungen und zu erwartenden Lieferprobleme auch die im Juli von IB Burmester noch als wirtschaftlichste Variante deklarierte Pelletkesselkaskade zweimal 80 Kilowatt. Bei dieser Variante hätte im Nebenraum des nur 66 Quadratmeter großen Heizraums ein Pelletslager installiert und aufgrund der beengten Fläche drei Mal im Jahr aufgefüllt werden müssen.
So sprach sich letztendlich wegen der Eilbedürftigkeit das Gremium mit 13:5 Stimmen für den Vorschlag von Ratsmitglied Jürgen Arntz (CSU/VM) aus, die Heizzentrale der Vitusschule bivalent mit einem Gas-Brennwertkessel in Kombination mit einer strombetriebenen Luft-Wasser-Wärmepumpe (LWWP) und unter Einbeziehung der Turnhalle für das Warmwasser mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe zu betreiben. Als Nachteile hatte IB Burmester den erhöhten Stromverbrauch, die Abhängigkeit vom Erdgas und Schallemissionen durch die Aufstellung im Außenbereich genannt. Nach eventueller Installation einer PV-Anlage könne man die Gastherme wieder rausnehmen.
Bürgermeister Götz: "Es ist die Frage, bis wann sich dieser Beschluss umsetzen lässt, denn alle Heizungsbauer und Lieferanten sind bis zum Anschlag ausgelastet." Die Gemeinde habe sich deshalb Gedanken um eine Notbeheizung gemacht. Da deren Verfügbarkeit auf dem Markt sehr schwierig sei, müsse man überlegen, sie bereits jetzt zu bestellen.