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Würzburg
Was hatte das rätselhafte Theater vor dem Dom zu bedeuten?
Unicef hatte zum Theater der 10 000 aufgerufen. Zahlenmäßig geklappt hat das nicht. Warum nicht jeder Zuschauer auf Anhieb etwas mit den Gebärden anfangen konnte.
Um die 50 Menschen führten am Domplatz in Würzburg ein ihnen unbekanntes Theaterstück auf.
Foto: Daniel Peter | Um die 50 Menschen führten am Domplatz in Würzburg ein ihnen unbekanntes Theaterstück auf.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:08 Uhr

Eigentlich hatte das Kinderhilfswerk Unicef ein "Theater der 10 000" ausgerufen: In 100 deutschen Städten sollten gleichzeitig je 100 Leute eine Szenenfolge spielen. Die Regieanweisungen würden sie über ihr Smartphone auf den Ohrstöpsel gesendet bekommen.

Die angestrebten 100 Städte schlossen sich nicht zu der Aktion zusammen, etwa 80 wurden es, wie die Würzburger Unicef-Ehrenamtliche Susanne Baumann vom fünfköpfigen hiesigen Organisationsteam verriet. Die Würzburger Arbeitsgruppe trifft sich in der Regel zu zehnt oder elft. Stolz verwies Baumann zudem auf die große Hochschulgruppe. Da gingen etwa 20 Studierende hin, sagte sie.

Nur die Hälfte der angestrebten Mitspieler

Statt der erhofften 100 Mitspieler hatten sich für Würzburg 57 im Internet vorangemeldet. Immerhin 49 standen zum Start in Reihe, darunter einige unangekündigt. Sie konnten bei Bedarf Mobiltelefone ausleihen. Kluge Dramaturgen hatten eine Akustikprobe eingeplant. "Wo kann ich das lauter machen?", fragte einer der Spontan-Mimen. Ihm konnte geholfen werden.

Fotoserie

Das Straßentheater der 49 dauerte eine halbe Stunde und bewegte sich in einem markierten schmalen Rechteck auf der Domplatte. Es zerfiel in mehrminütige Phasen mit jeweils einer Geste und einer langen Pause danach. Die gebückte Spielfeldüberquerung und das 49-fache Herzeigen der oberen Hälfte einer Merkel-Raute gehörte zu den stärker denkanstoßenden Gebärden. Letztere hatten die Spieler bei einer Wiederholung immerhin so gut drauf, dass man erkennen konnte: Die halten einen Handy-Fotoapparat pantomimisch in die Höhe. Die Szene bedeutet möglicherweise: Die Leute machen sich ein Bild.

Keine leichte Aufgabe für Laiendarsteller

Pausen waren die Pausen nur für die Zuschauer, stellte sich heraus. Sie schauten dabei zu, wie die Darsteller sich anhörten, was die Kopfhörer ihnen ins Ohr sagten. Falls sie etwas Interessanten hörten, ließen sie es sich nicht anmerken – es ist für Laiendarsteller gar nicht so leicht, "beteiligt" auszusehen.

Instruktionen bekamen die Laiendarsteller über Kopfhörer. Unicef möchte mit der Aktion ein Zeichen für eine bessere Zukunft setzen.
Foto: Daniel Peter | Instruktionen bekamen die Laiendarsteller über Kopfhörer. Unicef möchte mit der Aktion ein Zeichen für eine bessere Zukunft setzen.

Action in den kurzen Reihen der wenigen stehenbleibenden Passanten! Was ging da vor? Eine Unicef-Aktive verteilte Flugblätter, die das Publikum anregten, mit ihrem Smartphone auf die Unicef-Website zu gehen, um so den Text mithören zu können. Das Blatt informierte auch über den Sinn der Aktion: "Jeder von uns kann die Gesellschaft aktiv mitgestalten und seinen persönlichen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten." Die Darstellenden pantomimten ein Sich-Bewerfen, Hüpfen, Schieben und mehr. Als auf sichtliches Erstaunen ein allgemeines Armeheben folgte, wurden die Verwunderten wohl in Gefangenschaft genommen. Tote schien es keine zu geben.

Recht rasch wurde auch dem kombiniationsfreudigsten Zuschauer klar, dass das Theaterstück ohne akustische Hilfestellung unverständlich bleibt. Tatsächlich stellte das Organisationskomitee irgendwann einen kleinen Lautsprecher auf. Daraus erklangen moralisch sehr suggestive Fragen und aufrüttelnde Appelle – Theater für eine bessere Welt. Den Abschluss bildete eine friedliche ovale Menschenkette.

 
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