Das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises hat schon vor einigen Monaten die stationäre Pflege im Seniorenzentrum in der Brunnenstraße geschlossen. Als Ersatz für die 15 Pflegeplätze soll eine ambulante Wohngemeinschaft für Senioren entstehen. Dafür müsste jedoch die Tagespflege St. Gregor der Caritas in einen Neubau auf das Gelände Alten Gärtnerei in der Austraße umziehen. Was auf dem Papier gut aussieht, erweist sich jedoch in der Praxis als schwierig: Derzeit ist nicht absehbar, wann das Gebäude steht. Es fehlen die wasserrechtliche Genehmigung und der Marktgemeinde wohl auch das nötige Geld.
"Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir davon erfahren haben, dass es mit dem Mehrgenerationenhaus nicht vorangeht", stellt KU-Geschäftsführer Professor Alexander Schraml fest. Die stationäre Pflege mit ihren vergleichsweise geringen Zimmergrößen und Doppelzimmern habe nicht mehr den Vorgaben des Landes und der Heimaufsicht des Landkreises entsprochen. Sie sei daher nur noch bis 2022 genehmigt gewesen. Die ursprünglichen Pläne, dass die Tagespflege mit ihren derzeit 25 Plätzen bis Ende 2020 in den Neubau umzieht, haben sich jedoch zerschlagen. Darauf habe sich jedoch das KU verlassen, so Schraml.
Schwierige Suche
Die Suche nach einer geeigneten Ausweichmöglichkeit für die Tagespflege erweist sich jedoch als schwierig. Einen ersten Vorschlag, in die Alten Knabenschule umzuziehen, hat der Träger abgelehnt. Es sei zu aufwendig, den Raum entsprechend umzugestalten. "Wir suchen nach einer Lösung, wir sehen derzeit aber keine geeigneten Räume, damit wir dem Kommunalunternehmen entgegenkommen könnten", stellt St.-Gregor-Geschäftsführerin Karin Eberth-Papp fest.
"Für Rimpar ist die Tagespflege sehr wichtig, die Senioren haben schon die stationäre Pflege verloren", ergänzt sie. Der Mietvertrag in der Brunnenstraße laufe zum Jahresende aus, so Schraml: "Wir gehen davon aus, dass wir eine positive Rückmeldung bekommen."
Auch bei den Eigentümern im betreuten Wohnen stößt das Vorhaben des KU auf Kritik: Zwei von ihnen haben Beschwerdebriefe verfasst, in denen sie auf einen Wertverfall ihrer Immobilie hinweisen. Das 2002 eingerichtete Seniorenzentrum sei als Einrichtung ausgelegt gewesen, die alle Ansprüche des Alters abdeckt. Besonders ärgerlich sei, dass die Senioren derzeit einen umständlichen Umweg um das Gebäude herum nehmen müssen, um auf ihre Terrasse zu kommen. "Wir müssen hier möglichst schnell zu einer Lösung kommen", kann auch Schraml den Unmut der Eigentümer nachvollziehen. Das KU stehe im Kontakt mit den Betroffenen. Würden die Pläne umgesetzt, dann "haben wir eine tolle Absicherung der Senioren in Rimpar".
Im Marktgemeinderat, der sich unter den gegebenen Umständen weigert, dem Vorhaben als "sinnvolle Ergänzung" des Betreuungsangebots für Senioren zuzustimmen, trifft die Kritik auf Verständnis. Harald Schmid von der SPD sieht den Landkreis in der Pflicht. Die Gemeinde habe dem Landkreis das Grundstück für das Seniorenzentrum günstig zur Verfügung gestellt. Die Voraussetzung sei damals jedoch gewesen, dass ein "Drei-Sparten-Haus" entsteht, das betreutes Wohnen, Tagespflege und stationäre Pflege gleichermaßen abdeckt. Eine ambulante Wohngemeinschaft sei hingegen nur eine "Vorform" des betreuten Wohnens.
Derzeit sei sogar ungewiss, ob es weiterhin die Angebote der Tagespflege gibt wie etwa die Essensausgabe. Die Eigentümer hätten sich unter anderen Voraussetzungen für das Seniorenzentrum entschieden, als das, was jetzt hier entstehen solle, fasst Bürgermeister Burkard Losert zusammen. Auch der Gemeinderat hält die Alte Knabenschule für ungeeignet. Losert schlägt dagegen vor, das Seniorenzentrum bei laufendem Betrieb der Tagespflege umzubauen.
Wann das Mehrgenerationenhaus in der Austraße fertig sein könnte, kann derzeit keiner sagen. Die Genehmigung für ein Seniorenzentrum und einen Kindergarten auf dem Gelände der sogenannten Alten Gärtnerei liegen zwar vor, erklärt Losert. Es fehlt jedoch noch die Zusage des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg für das Vorhaben, das sich zum Teil im Überschwemmungsbereich der Pleichach befindet. Auch fehlt es der Gemeinde wohl am Geld, um den vorgeschriebenen Eigenanteil für eine Förderung aufzubringen. "Wir freuen uns natürlich riesig auf das Mehrgenerationenhaus", setzt Eberth-Papp dennoch weiterhin auf den Neubau. Die im Erdgeschoss des Seniorenzentrums genutzten Räume seien für die heutigen Ansprüche an eine Tagespflege zu klein.