Die Grünen schwimmen derzeit auf einer Erfolgswelle und so war es nicht verwunderlich, dass zum Neujahrsempfang des Kreisverbandes Würzburg-Land rund 200 Teilnehmer in die Höchberger TG-Halle gekommen waren. Nicht nur grüne Mitglieder, auch viele Bürger und Vertreter von Politik, Wirtschaft und Verbänden waren der Einladung gefolgt.
Vor kurzem noch feierte man 40 Jahre Bundesverband und 30 Jahre in Höchberg. Kreisvorsitzender Sven Winzenhörlein erinnerte dabei an die lokalen Gründer Robert Ilg und Heike Behrens-Mantel, die noch heute Vorbild für Höchberger grüne Politik sind. Winzenhörlein gegrüßte zusammen mit seiner Kreisvorstandskollegin Jessica Hecht die vielen Gäste und allein die Liste, die dort verlesen wurde, machte deutlich: Die Grünen sind aus unserer politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken.
Grünen wollen 2020 ein paar Schalter umlegen
Dabei liegen die Wurzeln in der Friedensbewegung und der Anti-Atomkraft-Initiative Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Doch man habe sich weiter entwickelt, so Winzenhörlein, und werde heutzutage gerne kopiert. "Ich freue mich, dass wir kopiert werden. Doch jeder weiß genau, wer das Original ist", nahm er Bezug auf Bestrebungen in fast allen Parteien, grüne Werte in die Parteiprogramme aufzunehmen.
Nach wie vor spiele der Klimaschutz und die Rücksicht auf die Natur eine große Rolle bei der Partei der Grünen. Aber: "Wir wollen Spielmacher sein", hatte Winzenhörlein eine größere Rolle im politischen Leben eingefordert. "2020 wollen wir ein paar Schalter umlegen" und in die Schaltzentralen einziehen, pflichtete ihm seine Vorstandskollegin Jessica Hecht zu. Sie geht voller Zuversicht ins neue Jahr. "Wir wollen es mutig angehen".
Das stand auch für den Neujahrsempfang in Höchberg. Die drei anwesenden Landtagsmitglieder Kerstin Celina (Würzburg-Land), Patrick Friedl (Würzburg-Stadt) und Paul Knoblach (Garstadt, Landkreis Schweinfurt) machten deutlich, dass sich grüne Politik immer mehr im Landtag durchsetze, auch wenn es viele Kämpfe erforderte, bis sich die Einsicht bei den anderen Mandatsträgern durchgesetzt habe, dass "die Situation dramatisch ist" (Friedl). "Der Klimawandel hat uns voll getroffen", fuhr er fort. "Das Leben, wie wir es bisher kennen, werden wir so nicht weiter führen können", mutmaßte er. Kerstin Celina mahnte eine bessere Zusammenarbeit von Stadt und Land an. Hier sei ein großer Nachholbedarf vorhanden, beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr.
Der Klimawandel bringe aber auch neue Herausforderungen für Krankenhäuser und das gesamte Gesundheitssystem, glaubt Celina. Man werde sich vor allem bei der älteren Generation auf steigende Zahlen von Hitzegeschädigten einstellen müssen. Neben der Grippewelle im Winter werden zukünftig die Kreislaufprobleme im Sommer zunehmen, vermutet die Landtagsabgeordnete. Paul Knoblach forderte eine erhöhte Zusammenarbeit aller Bürger, um dem Klimawandel begegnen zu können. Dieser sei nur zu schaffen, wenn alle an einem Strang ziehen.
Ein Grußwort kam von der Landratskandidatin der Grünen Karen Heußner. Sie nahm sich dabei die vielen guten Wünsche vor, die man bei einem Neujahrsempfang übermittelt bekommt. Neben Gesundheit, Glück und Erfolg sei es vor allem Zufriedenheit. Doch "warum wünscht man sich Zufriedenheit", fragte sie provokant. Zufriedenheit heiße nicht, sich zurückzulehnen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Zufriedenheit heiße auch, den Wert zu beschützen. Trotz allem Wandel müsse es weiter möglich sein, die Werte des Grundgesetzes zu vermitteln und zu leben.
Festvortrag zum Thema Wald in Zeiten des Klimanwandels
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Bernhard Schuldt vom Lehrstuhl für Botanik II - Ökophysiologie und Vegetationsökologie der Universität Würzburg. Sein Thema: "Der unterfränkische Wald in Zeiten des Klimawandels. Hat unser Wald in der vorhandenen Form eine Zukunft?" machte deutlich, wie sehr sich das Klima bei uns vor Ort, aber auch global im Wandel befindet. Das war informativ, aber beängstigend zugleich. Denn anders als beim Waldsterben 1.0 in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, handelt sich jetzt um ein globales Problem. Schuldt empfahl einen möglichst vielfältigen Mischwald, Monokulturen hätten ausgedient. Seit den 80er Jahren sei die Wasserbilanz in Unterfranken immer negativ gewesen. Dies führe auf lange Sicht zu Problemen beim Grundwasserspiegel, warnte der Professor.
Zum Abschluss wurden noch Christoph Trautner und Fred Stahl für 40 Jahre Mitgliedschaft bei den Grünen mit einem humoristischen Beitrag von Gerhard Müller und Bezirksrätin Christina Feiler geehrt. Danach konnte man sich noch zu den Klängen des Rehan Syed Trio austauschen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde.
„Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“
Das werden einige Leute vielleicht erst verstehen, wenn die Nordsee in Würzburg angekommen ist ...