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WÜRZBURG
Was an Würzburg besonders ist
Dieses interaktive Landschaftsmodell steht im Mittelpunkt der Ausstellung: (von links) die Studierenden Deborah Rosenfeld, Lena Hofgesang, Ferdinand Leuxner, Patrick Albert und Janina Pilch.
Foto: pat christ | Dieses interaktive Landschaftsmodell steht im Mittelpunkt der Ausstellung: (von links) die Studierenden Deborah Rosenfeld, Lena Hofgesang, Ferdinand Leuxner, Patrick Albert und Janina Pilch.
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 02.07.2017 02:58 Uhr

Was macht Würzburg aus? Keine leichte Frage. Die Stadt hat eine Menge interessanter Facetten. Sie ist reich an Geschichte. Reich an Kultur. Reich an bemerkenswerten Menschen. Die Aufgabe, Würzburg seinen Partnerstädten in einer Wanderausstellung zu präsentieren, stellte die Studierenden des Fachs Museologie denn auch vor eine große Herausforderung. Was ist wirklich ganz besonders an der Stadt? Seit Oktober befasste sich ein fast 40-köpfiges Team mit dieser Frage.

Unter dem Titel „Follow me around Würzburg“ wurde die Schau am Dienstag im Würzburger Johanna-Stahl-Zentrum eröffnet. Sie sorgte beim Premierenpublikum für Wiedererkennungs-, aber auch für Aha-Effekte. Wer zum Beispiel an bekannte Würzburger Forscherpersönlichkeiten denkt, dem fällt wahrscheinlich früher oder später Wilhelm Conrad Röntgen ein. Ihm wird man auch in der Schau begegnen. Doch wer in aller Welt ist Marius Grub? Dieser Name ist vor allem älteren Würzburgern völlig unbekannt.

Grub, der aus Würzburg stammt, arbeitet im Skaterladen „Blowout“. Oft trifft man ihn im Zellerauer Skaterpark oder mit dem Board unterwegs in Würzburgs Straßen. Innerhalb von „Follow me around“ repräsentiert Grub einen jungen Lifestyle und ein Lebensgefühl, das viele jugendliche Würzburger teilen.

Die Ausstellung ist eben durch den jungen, studentischen Blick auf Würzburg spannend. Weil die wenigsten studentischen Projektteilnehmer aus der Domstadt kommen, entdeckten sie in ihrer Wahlheimat ganz besondere Facetten. Deborah Rosenfeld vom Team „Projektmanagement“ zum Beispiel stammt aus Baden-Württemberg, Janina Pilch aus Darmstadt, Federico Bossone aus Norditalien.

Gemeinsam ist den drei, dass sie Würzburg in kurzer Zeit lieben gelernt haben. Dass es hier so lebendig ist, hätte sie nie gedacht, sagt Janina Pilch, die das Kultur- und Nachtleben in Frankfurt gewohnt ist. „In Würzburg wird wirklich an jedem Wochenende irgendetwas Tolles geboten.

“ Die Arbeit an dem Projekt trug nach Beobachtung von Dozentin Stefanie Menke dazu bei, dass die Studierenden Würzburg noch mehr schätzen lernten: „Die Verbundenheit zu der Stadt ist dadurch gewachsen.“

Museologiestudentin Lena Hofgesang kümmerte sich innerhalb des Projektteams darum, interessante Personen aufzuspüren, an deren Beispiel erzählt werden sollte, was Würzburg heute ausmacht. Sie und ihre Kommilitonen aus der Gruppe „Menschen“ stießen auf Promis wie Dirk Nowitzki, Zeitzeuginnen wie Hildegard Poschet und Wissenschaftler wie den Philosophen Dag Nikolaus Hasse. „Mit Ausnahme von Dirk Nowitzki gingen wir überall zum Interview vorbei“, erzählt die Studentin, die sich im sechsten Semester mit Museologie befasst.

Manchmal dauerte das Interview eine ganze Stunde. Das Gehörte in einige wenige Sätze zusammenzufassen, stellte eine gewaltige Herausforderung für Lena Hofgesang und ihre Mitstreiter dar. Doch genau das sollten gute Museologen perfekt beherrschen: Informationen in Ausstellungen kurz und prägnant zu transportieren. Denn niemand mag beim Schlendern durch eine Schau von Textmassen erschlagen werden.

„Von daher war das Ausstellungsprojekt für uns ein gutes Lernfeld“, sagt die Studentin, die aus Hammelburg stammt und seit drei Jahren in Würzburg lebt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein interaktives Landschaftsmodell. An Hörstationen am Rand des Modells kann der Besucher typischen Würzburger Geräuschen nachlauschen. Zweisprachige Steckkarten, die herausgezogen werden können, informieren über Würzburgs Geschichte. Dabei bleiben kritische Aspekte nicht außen vor, so Rotraud Ries vom Johanna-Stahl-Zentrum, die das Ausstellungsprojekt zusammen mit Stefanie Menke und Medienpädagoge Frank Findeiß leitete. Eine Steckkarte erinnert beispielsweise unter der Überschrift „Würzburg schaut weg“ an den ehemaligen Deportationsbahnhof im Industriegebiet Aumühle.

Die Idee zu der Wanderschau stammt von Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Ab dem kommenden Frühjahr soll das Landschaftsmodell zusammen mit den Roll-Ups und den Medienstationen durch Würzburgs Partnerstädte touren. Damit die Menschen dort verstehen, was die Studierenden recherchiert und zusammengetragen haben, sind alle Texte auf Deutsch und Englisch verfasst. Die Würzburger Dolmetscherschule gehörte zu den Sponsoren, die das Ausstellungsprojekt unterstützten, so Menke: „Die Texte wurden dort kostenlos für uns übersetzt.

“ Wobei darauf geachtet wurde, dass sich viele Facetten der Stadt dem Betrachter jenseits des Schriftlichen erschließen – durch Bilder, Geräusche und Videos.

Die Tour wird zunächst in Suhl und den englischsprachigen Partnerstädten Rochester, Bray und Dundee gezeigt. Auch im schwedischen Umeaa wird das Publikum sicher mit den englischen Texten klarkommen, schätzt das Projektteam. Geht es später nach Trutnov, Salamanca und Mwanza, wird es möglicherweise ein eigenes Begleitheftchen in der Landesprache geben.

Die Ausstellung ist noch bis 25. August montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 15 Uhr im Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken (Valentin-Becker-Str. 11) bei freiem Eintritt zu sehen.

Museologiestudent Federico Bossone an einer der Hörstationen.
| Museologiestudent Federico Bossone an einer der Hörstationen.
Rotraud Ries vom Johanna-Stahl-Zentrum gehörte zum Dozententrio, das das Projekt leitete.
| Rotraud Ries vom Johanna-Stahl-Zentrum gehörte zum Dozententrio, das das Projekt leitete.
Auch Stefanie Menke gehörte zum Dozententrio, das das Ausstellungsprojekt lenkte.
| Auch Stefanie Menke gehörte zum Dozententrio, das das Ausstellungsprojekt lenkte.
 
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