Für fünf Tage hat die Gemeinde Kürnach 81 Einwohner mehr, denn bis zum 22. Juli sind die Musiker des irischen Vereins "Comhaltas Ceoltóirí Éireann" zu Gast. Sie folgten damit der Einladung von Bürgermeister Thomas Eberth, diese hatte er im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Irland nach einem Konzert ausgesprochen.
Nach Ihrer Ankunft in Kürnach wurden die Iren im Alten Rathaus vom Partnerschaftskomitee mit Suppe und Sandwiches zu einer Schulstunde empfangen. In dieser brachte Eberth den Gästen die politische Gliederung Deutschlands bei. Dabei ging er besonders auf Franken, "die beste Region im Herzen von Europa" ein. Eberth klärte die Gäste auch über die geschichtliche Verbindung zwischen Irland und Franken auf, die bis zum Frankenapostel, dem Heiligen Kilian, zurückreicht. Kilian stammte aus dem County Cavan, aus der auch die jetzige Reisegruppe kommt. Cavan liegt direkt an der Grenze zu Nordirland, deshalb wurde auch der Brexit thematisiert.
Maeve Sheridan wohnt nur 20 Kilometer von der Grenze zu Nordirland entfernt und sei deshalb "überhaupt nicht glücklich" über den Brexit, da Sie oft die Grenze überquere, um Familienmitglieder zu besuchen. Sie fürchte lange Wartezeiten, wie Sie diese aus ihrer Kindheit kennt. Eberth selbst war bei einem Irlandbesuch bereits an der Grenze und hat von Zeitzeugen "live mit Tränen in den Augen erzählt bekommen, wie schrecklich die Grenzsituation mit all der Gewalt war".
Umso wichtiger seien Begegnungen wie diese, so Eberth. Besonders für Kinder und Jugendliche, die einen Großteil der irischen Reisegruppe ausmachen, sei der Kulturaustausch wichtig, denn sie seien die zukünftige Generation, die Europa tragen und zusammenhalten müsse. Eberth hoffe, dass die Kürnacher "die irische Kultur aufsaugen" und gleichzeitig den Iren die fränkische Kultur nähergebracht werde. Damit Eberth sich in die irische Kultur einleben kann, wurde ihm eine traditionelle irische Trommel, genannt "Bodhran" überreicht.
Colette Herrmann, eine gebürtige Irin, die seit 28 Jahren in Deutschland und seit zwölf Jahren in Kürnach lebt, freute sich, so viele ihrer Landsleute in Kürnach zu sehen. "Was 2014 als Irlandreise und ein bisschen Spaß begann, endete mit dem Anfang einer neuen Freundschaft", sagt Herrmann. Seit dieser Zeit besuche man sich regelmäßig gegenseitig und tausche kulturelle und wirtschaftliche Aspekte aus. Dieser Besuch werde dazu beitragen, "eine dauerhafte Freundschaft zu festigen". Auch Herrmann hoffe, dass der Brexit nicht wieder zu einem Symbol für Trennung und Konflikt führen wird. Die Mitgliedschaft Irlands in der Europäischen Union habe ihr alle Türen geöffnet. "Ohne die EU wäre ich heute wahrscheinlich nicht hier", so Herrmann. Sie wünsche sich, das Wochenende als "Teil Europas, als Iren und als Deutsche gemeinsam zu feiern".
Und welche Gelegenheit, den Kürnachern die irische Kultur beizubringen, wäre besser als das große Dorffest, das an diesem Wochenende stattfindet? Dort werden die Musiker den Besuchern am Samstag und am Sonntag ihr Können zeigen. Bei einem Grillfest im Schulhof am ersten Abend hatten die Iren bereits ihren ersten Auftritt und stellten dabei traditionelle Musik, traditionellen Tanz und traditionelle Sprache zur Schau. Ein Highlight, auf das sich Eberth schon lange gefreut hatte, war das gemeinsame Musizieren und Tanzen von Iren, Israelis und Deutschen.