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Eibelstadt
Warum zwei Lamas in Eibelstadt mit dem Aufzug fahren
Außergewöhnlichen Besuch erwarteten die Bewohner des Seniorenheims in Eibelstadt. Die Lamas Yara und Feline waren willkommene Gäste - die deswegen auch mal Aufzug fuhren.
Als hätten sie nie etwas anderes getan: Die Lamas Yara und Feline fahren Aufzug.
Foto: Marius Flegler | Als hätten sie nie etwas anderes getan: Die Lamas Yara und Feline fahren Aufzug.
Marius Flegler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:44 Uhr

Als Angelina Gehring und ihr Vater Robert Hambloch aus Güntersleben mit ihren beiden Lamas das Seniorenzentrum in Eibelstadt betreten, warten dort bereits mehr als 20 Senioren gespannt auf den Besuch der flauschigen Vierbeiner. In einem großen Stuhlkreis haben sie es sich bequem gemacht. Der Raum ist voll, einzig die große Glastür hin zur Straße bleibt frei. Denn dort treten nun die Lamas Yara und Feline ein. Auch die beiden Tiere haben ein enges Familienverhältnis: Sie sind Mutter und Tochter. "Ihr Vater muss sehr groß gewesen sein", stellt eine Heimbewohnerin scherzend fest, als sie Feline betrachtet. Denn was die Körpergröße anbelangt, hat sie ihre eigene Mutter deutlich überholt. 

Geballte Ladung Streicheleinheiten

Die beiden Tiere seien sehr entspannt, da sie Menschen gewohnt sind, sagt Hambloch. Und so lassen sie sich seelenruhig durch den Sitzkreis führen. Die Trainer haben kleine Apfelstückchen mitgebracht, damit die Heimbewohner sie an die Lamas verfüttern können. Auch streicheln lassen sie sich gerne. Das genießen nicht nur die Tiere selbst. Viele der Bewohner hatten früher selbst Tiere, so auch Frau Cope. Sie erzählt von ihren Hunden und Katzen, während sie und Yara sich zärtlich aneinander schmiegen.

Yara ist voll und ganz auf Schmusekurs. 
Foto: Marius Flegler | Yara ist voll und ganz auf Schmusekurs. 

Die sanften Tiere sollen eine beruhigende Wirkung auf den Menschen ausüben

"Lamas haben einen Aufforderungscharakter", erklärt Gehring. Das heißt, sie erzeugen Reize, welche zu einem bestimmten Verhalten auffordern. So strahlen sie eine starke Gelassenheit aus, welche sich auch auf die Patienten übertragen soll. Durch ihr sanftes Wesen und die körperliche Nähe passen die Teilnehmer ihre Atmung an die der Tiere an, so Gehring weiter. Außerdem solle eine Veranstaltung wie diese zum Kommunizieren anregen. Sowohl vor dem Besuch der Lamas als auch danach gibt es genügend Gesprächsstoff. Vor allem bei älteren Menschen sei das ein nicht unerheblicher Aspekt. 

"Die Bewohner werden noch lange davon sprechen."
Ramona Siedler, Pflegedienstleiterin

Das bestätigt auch Ramona Siedler, Pflegedienstleitung der Einrichtung. Selbst bei den Mitarbeitern war die Vorfreude groß. Einige besonders Interessierte von ihnen hätten gar kurzerhand noch ihre Schichten getauscht, um dabei sein zu können. "Die Bewohner werden noch lange davon sprechen", ist sie sich sicher. Für den Lama-Besuch habe man sogar schwer pflegebedürftige Bewohner mobilisiert. Das Erleben sei so ein anderes, als wenn man die Tiere nur vom Bett aus betrachten kann. 

Robert Hambloch, gemeinsam mit Lama-Dame Feline.
Foto: Marius Flegler | Robert Hambloch, gemeinsam mit Lama-Dame Feline.

Diese Möglichkeit war aber ebenfalls geboten: Zum Abschluss besuchten Angelina Gehring und Robert Hambloch noch einmal die Bewohner, die nicht in der Lage waren, ihr Bett zu verlassen. Da die ausgewachsenen Lamas jedoch nur ungern enge Treppen hinaufsteigen, nehmen sie lieber den Aufzug. Auch das ist für sie nicht neu: Bei ihrem ersten therapeutischen Ausflug ins Bürgerspital in Würzburg haben sie das schon einmal gemacht. Auch hierbei sind die Tiere vollkommen tiefenentspannt. 

"Wir wollen den sozialen Aspekt nicht hinten runterfallen lassen."
Angelina Gehring, Lama-Trainerin

Robert Hambloch, der auch Geschäftsführer des Seminar- und Coaching-Anbieters "in-via-Fahrental GmbH" ist, war zwölf Jahre lang Trainer für Existenzgründungen im Vertrieb. Durch seine zusätzliche Ausbildung zum therapeutischen Trainer für intuitives Bogenschießen, sowie seine Weiterbildung im Bereich Heilpraktiker-Psychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie, bringt er die ideale Grundlage für das therapeutische Arbeiten mit Menschen mit. Auch seine Tochter kommt ursprünglich aus dem sozialen Bereich der Pflege. Als Trainerin und Coach ist sie zuständig für tiergestützte Interventionen wie die Lama-Therapie. 

Viel positives Feedback für Heimbesuche

Neben Yara und Feline besitzen die Beiden noch zwei andere Lamas. Gemeinsam mit ihren tierischen Assistenten bieten sie unterschiedlichste Seminare an, wie beispielsweise eine Stressprävention durch Wanderungen mit den Tieren oder ein Leadership-Training, welches emotionale Kompetenzen stärken soll. Die Angebote entstehen hierbei in enger Zusammenarbeit mit Psychologen und anderen Therapeuten. 

Die Besuche in den Seniorenzentren halten Gehring und Hambloch ehrenamtlich ab. "Wir wollen den sozialen Aspekt nicht hinten runterfallen lassen", erklärt Gehring. Man halte stets Rücksprache mit den Pflegekräften darüber, wie der außergewöhnliche Besuch bei den Heimbewohnern angekommen sei. Bisher gab es viel Zuspruch, deshalb wolle man auch damit weiter machen. Drei weitere Termine sind bereits in den kommenden Wochen geplant. 

 
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