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WÜRZBURG
Warum Würzburg eine attraktive Einkaufsstadt ist
Die Zählungen einer Unternehmensberatung beweisen: Die Schönbornstraße bleibt weiter die „Schlossallee“ unter den Würzburger Einkaufsstraßen.
Foto: Theresa Müller | Die Zählungen einer Unternehmensberatung beweisen: Die Schönbornstraße bleibt weiter die „Schlossallee“ unter den Würzburger Einkaufsstraßen.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:11 Uhr

Samstags ist die Fußgängerzone voll, doch sie war schon voller. Dieses Ergebnis zeigt die aktuelle Zählung des Beratungsunternehmens Jones Lang LaSalle. 4875 Menschen hat dieses am Samstag, 16. April, in einer Stunde in der Schönbornstraße gezählt. Mit seiner besten Lage steht Würzburg auf Platz 4 der bayerischen Top-Ten. Früher war in Würzburgs Schlossallee allerdings noch mehr los. Was diese Zahlen aussagen, erklärt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß (WümS).

Frage: Würzburg verliert Besucher. Machen Sie sich Sorgen?

Wolfgang Weier: Hauptfaktor für den Rückgang ist das veränderte Einkaufverhalten der Kunden, die zunehmend online Shoppen. Ein weiterer ist die Verlagerung innenstadtrelevanter Sortimente in die Peripherie mitsamt der dortigen kostenlosen Parkmöglichkeiten. Das ist in Städten wie Nürnberg, Rosenheim oder Bamberg nicht anders. In zwei Drittel aller untersuchten bayerischen Städte ist die Passantenfrequenz rückläufig.

Aber beim restlichen Drittel steigt die Frequenz. Was machen die anders?

Weier: Einkaufsmeilen in München profitieren von der Bekanntheit der Landeshauptstadt und deren touristischer Bedeutung. Das ist jdeoch eine andere Liga. Meine Kollegen aus mit Würzburg vergleichbaren Städten wie Rosenheim oder Regensburg berichten mir, dass sie auch nicht genau wissen, woher die leichten Steigerungen kommen. Vielleicht ist es der Mix aus Filialisten und inhabergeführten Geschäften oder es sind die steigenden Touristenzahlen.

Aber diese steigen ja auch in Würzburg.

Weier: Aber Reisegruppen werden kaum gezählt, weil die Schönbornstraße meist nicht auf der Route der Gästeführer liegt.

Wie hoch ist denn die Aussagekraft einer solchen Studie?

Weier: Man kann aus der Zählung in einer Straße nicht eins zu eins auf die Entwicklung der gesamten Innenstadt schließen. Denn deren Besucher kommen ja aus vielen Richtungen. Und Baustellen, wie zum Beispiel die Eichhornstraße, können Laufwege verändern. Oder nehmen sie das Beispiel Erlangen. Dort hat die Eröffnung des Einkaufszentrums zu mehr Passanten in der Nürnberger Straße geführt. Auf den ersten Blick positiv. Aber was nicht gezählt wird, ist dass die Steigerung ausschließlich dem Einkaufszentrum zu Gute kam und zu Lasten der Nebenlagen ging.

In der Diskussion um die mfi-Arcaden am Bahnhof vor zehn Jahren haben Einzelhandelsexperten und auch die Stadtverwaltung prognostiziert, dass Würzburgs Bedeutung als Oberzentrum ohne Einkaufszentrum schwinden würde. Hätte Würzburg mit Arcaden weniger Frequenzverlust?

Weier: Definitiv nicht. Dass wir in Bayern weiterhin die Stadt mit der viertstärksten Einkaufsmeile sind, zeigt ja, dass wir unseren Platz als Oberzentrum mit einem großen Einzugsgebiet halten können. Ein Einkaufszentrum am Bahnhof hätte uns dagegen geschadet, denn die Würzburger Innenstadt hätte darunter genauso gelitten, wie momentan die Schweinfurter City, wo immer mehr Geschäfte – inzwischen um die 40 – leer stehen.

Auch in Würzburg gibt es Leerstand. In der Sterngasse waren zum Beispiel über längere Zeit mehrere Geschäfte leer.

Weier: Und sind jetzt wieder vermietet. In einigen Seitenlagen werden gerade individuelle, zeitgeistige Konzepte verwirklicht. Wie zum Beispiel die Kombi von Saftbar und Schuhgeschäft in der Eichhornstraße oder alternative Accessoires in der Augustinerstraße. Hut ab vor solchen kreativen jungen Unternehmern.

Gibt es davon zwischen Filialisten und Traditionsgeschäften zu wenig?

Weier: Der Mix macht's. Und der passt meiner Meinung nach in Würzburg. Wir können uns über den hohen Bestand an inhabergeführten Geschäften glücklich schätzen. Doch auch diese müssen sich auf den Internethandel einstellen und versuchen sich eine Scheibe von dessen enormen Zuwachsraten abzuschneiden. Und da haben es Filialisten deutlich leichter, als kleine Geschäfte, die sich das Personal oder Investitionen für ihren Onlineauftritt nicht leisten können.

Es heißt, man muss den Käufern das Einkaufserlebnis schmackhaft machen, um sie in die Innenstadt zu locken. Ist die City attraktiv genug?

Weier: Würzburg lag ja ziemlich lange im Dornröschenschlaf. Aber inzwischen tut sich an allen Ecken und Enden etwas. Die Fußgängerzone Eichhorn-/Spiegelstraße mit der Interessengemeinschaft „Neue Mitte“ ist ein Beispiel. Die gerade begonnene Umgestaltung der Kaiserstraße ein anderes. Aber auch kleinere Dinge gehen voran. So stellen die Straßengemeinschaften in der Schustergasse oder in der Plattnerstraße einiges auf die Beine. Die Aufenthaltsqualität wird aber auch durch Bänke, Toiletten und schöne Plätze erhöht.

Wo sehen Sie akuten Handlungsbedarf?

Weier: Es ist mit einer Innenstadt ja nicht anders wie mit einer Haussanierung. Alles auf einmal geht nicht. Mehr Grün wäre sicherlich wünschenswert, jedoch bitte unter Erhalt der vorhandenen Parkmöglichkeiten – gerne auch unterirdisch. Ein Ausbau von ÖPNV und Park & Ride scheint ebenfalls sinnvoll. Was Würzburg darüber hinaus gut brauchen könnte, wären weitere nutzbare Freiflächen für innerstädtische Open-Air-Events, Spezialitätenmärkte oder Food-Festivals. Leider gehen viele interessante Konzepte an Würzburg vorbei, weil der Marktplatz als momentan einzig mögliche zentrale Fläche zwischen April und Oktober nahezu komplett ausgelastet ist. Dabei bringt jedes Event zusätzliche Frequenz in die Stadt.

Wolfgang Weier (Jahrgang 1972) ist seit 2013 Geschäftsführer des Stadtmarketings „Würzburg macht Spaß“ und gleichzeitig Quartiersmanager der Kaiserstraße. Vorher hat der gebürtige Würzburger als selbstständiger Veranstalter und Pressesprecher von Airport-Chef Rudi Schmidt gearbeitet.

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Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß.
Foto: Th. Obermeier | Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß.
 
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  • trautenbach
    Ich weiß nicht warum die Sterngasse von der Mainpost immer wieder als Negativbeispiel dargestellt wird, selbst jetzt wo alle Läden wieder besetzt sind!
    Stattdessen sollten sie mal von einer Aufbruchstimmung in der Sterngasse berichten und würdigen was sich dort abseits vom Mainstream entwickelt hat.
    Lauter individuelle kleine Läden, die sich mit ihrem Angebot nicht verstecken müssen! Aber allen ´´Lass den Klick in deiner Stadt" oder ähnlichen Aktionen zum Trotz berichten Ihre Redakteure lieber wenn der hundertste H&M eröffnet.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Wenn man bedenkt, dass in Schweinfurt seit der Eröffnung des dortigen Einkaufszentrum mittlerweile 40 Geschäfte leer stehen, dann kann ich nur sagen, dass an Würzburg ein Kelch vorüber gegangen ist, nämlich dahin gehend, dass das Einkaufszentrum nicht gekommen ist, hätte Würzburg nämlich dass gleich Schicksal ereilt: leer stehende Geschäfte.

    Und Schweinfurt mit seinen leer stehenden Geschäften ist kein Einzelfall.

    In Mönchengladbach, Einwohner und Flächenmäßig doppelt so groß (aber bei weitem nicht so attraktiv) wie Würzburg, wurde erst letztes Jahr ein Einkaufszentrum mitten in der Innenstadt eröffnet, mit der Konsequenz, dass der größte Teil der Geschäfte im oberen Teil einer Haupteinkaufsstraße mittlerweile leer stehen.

    Hinzu kommt noch, dass es in der Nähe noch weitere Städte mit ähnlichen Einkaufszentren gibt und auch die benachbarten Niederlande mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten locken.

    Und mal nebenbei bemerkt, dass sich Würzburg generell nicht zu verstecken braucht!
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  • peterlesbub
    Leerstehende Läden : Fehlende Mieteinnahmen : Fehlende Mittel zur Instandhaltung der Häuser : "Rocky Tocky" und der Letzte macht das Licht aus. Beispiele von Städten können gerne gemacht werden.
    Andererseits ein Appell an die Immobilienbesitzer : Geht mit den Mietforderungen herunter und dreht Eueren Ladenbesitzer nicht die Gurgel zu, denn manche Miete is schlichtweg nicht zu erwirtschaften, zumindest nicht bei Branchen, die auch das Publikum anziehen.
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