Eine Prunksitzung aus der guten alten Zeit mit viel Tradition und keinen eingekauften Auftritten, das ist das Markenzeichen der Büttelbrunner Fasenachter. Was die Kolpingfamilie jedes Jahr auf die Beine stellt, ist aller Ehren wert. Doch in diesem Jahr lag ein bisschen Wehmut über der Veranstaltung. Nach 24 Jahren soll nun Schluss sein mit Narretei und einem humorvollen Blick auf das Geschehen im Dorf. Und das hat einen einfachen Grund.
Sitzungspräsident Manfred Schmitt, seine Frau Margarete, Rudi Lutz und seine Frau Barbara, sowie Wilhelm und Hildegard Billinger sind "etwas in die Jahre gekommen". Sie sind die treibenden Kräfte der Büttelbrunner Fasenacht und wollen in Zukunft etwas kürzer treten. Doch wenn man das Programm in diesem Jahr sah, konnte man nicht glauben, dass das schon das Ende sein sollte.
Sommergefühle im Winter
Es war wieder eine herrliche Zusammenstellung von Tanz, Show und Büttenreden, die sich die sechs Protagonisten zusammengestellt hatten. Dabei ist die oberste Maxime: "Der Lohn des Künstlers ist der Applaus". Deshalb treten in Waldbüttelbrunn nur Personen auf, die kein Geld verlangen, sondern bei denen der Spaß am Fasching im Mittelpunkt steht. Angefangen bei den beiden Garden der TSG Waldbüttelbrunn, die mit ihrem Marschtanz, aber auch mit dem Showtanz zu den Jahreszeiten gleich zu Beginn für Stimmung sorgten: Vor allem die Minis in der Bambinigarde boten neben bunten Verkleidungen echte Sommergefühle mitten im Winter.
Wie wichtig Barbara Lutz der Fasching ist, merkte man daran, dass sie extra ihre Kur unterbrach, nur um vor ihrem Publikum aufzutreten. Ihre Bütt mit zweideutigen Aussagen zu einer Autoverkäuferin und einer leichten Dame kamen ebenso gut beim Publikum an, wie Joggerin Hildegard Dittmann, die schon mal zum Einlaufen am Seeweg übte und von ihren Erlebnissen aus der Welt des Sports berichtete.
"Dinner for One" auf Büttelbrunner Platt
Sehr integrativ gaben sich die Crazy Beachers. Die Mitglieder singen fast alle im Chor Zeitgeist, der sonst eher für kirchliches Liedgut bekannt ist. Bei ihnen zählt keine Hautfarbe und keine Herkunft, einzig die Begeisterung für Musik ist ausschlaggebend. Ihre Reise nach Afrika zeigte einmal mehr, dass Musik alle Völker verbindet. Das spürte man auch beim Abba-Medley der Gruppe Mixed Up. Die acht jungen Damen interpretierten die Musik der schwedischen Popgruppe tänzerisch sehr gekonnt.
Den Brüller des Abends lieferten aber Wilhelm Billinger und Anita Müller. Ihre auf Büttelbrunner Platt zelebrierte Interpretation des Klassikers "Dinner for one" ließ kein Auge trocken. Jeder im Saal kannte das Stück um Miss Sophie und ihren 90. Geburtstag aus dem Fernsehen, doch so hatten sie es noch nie erlebt. Billinger und Müller wollten das Stück eigentlich schon lange auf die Bühne bringen, aber erst in diesem Jahr gelang es.
"Spatzen" haben den Überblick über das Dorf
Mehr mit dem Büttelbrunner Ortsgeschehen hatten es die beiden Spatzen und im Anschluss der Dorfbüttel Rudi Lutz. Sie schauten genau hin, wo in der Gemeinde der Schuh drückt und was man verbessern könnte. Egal ob angeblicher Lärm am DJK-Platz oder Hundekot im Sandkasten, die Spatzen nahmen sich den Ort aus der Vogelperspektive vor, während der Dorfbüttel am Boden blieb. Ihn regte vor allem die Diskussion um die Schließung des Diska-Marktes in Hettstadt auf, an dem angeblich die Neuansiedlung eines Lebensmittelmarktes in Waldbüttelbrunn schuld sein soll. "Ja hätten die Büttelbrunner denn erste eine Umfrage im Landkreis starten sollen, bevor sie die Genehmigung erteilen?", fragte er provokant.
Doch auch der schlechte Zustand der Schaukästen der Vereine im Ort war ein Thema. Hier wünschte sich Lutz einen Wettbewerb, wer den schönsten Schaukasten hat. Vielleicht würde das die Attraktivität steigern. Natürlich blieb auch der Rathausneubau nicht unerwähnt und auch der verschwundene Rathausbrunnen wurde erwähnt. Er hofft auf eine Weiterführung der Faschingstradition in Waldbüttelbrunn, "gerne auch mit neuen Ideen".
Zukunft ist ungewisse
Wie gewohnt unterhielt der Sehbehinderte Steffen Seubert das Publikum mit seinen Liedern von Roland Kaiser und Udo Jürgens und die Besucher waren restlos begeistert. Den Abschluss bildete erneut die Playbackshow und dann gingen die Lichter aus. Am kommenden Samstag kann man, wenn man bereits eine Eintrittskarte hat, nochmal echte Fröhlichkeit nach Büttelbrunner Art erleben, dann schließt das Kapitel Büttelbrunner Fasenacht. Ob es ein Neubeginn werden wird, bleibt zu hoffen.