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Würzburg
Warum Tumore der Mundhöhle so unterschiedlich sind: Förderung für Krebsforscher
ERC-Preisträger Dr. Kai Kretzschmar.
Foto: Angela Riedel, Universität Würzburg | ERC-Preisträger Dr. Kai Kretzschmar.
Bearbeitet von Nico Christgau
 |  aktualisiert: 15.01.2022 02:20 Uhr

Der Krebsforscher Dr. Kai Kretzschmar will herausfinden, warum Tumore der Mundhöhle so unterschiedlich sind. Dafür erhält er eine Förderung über 1,5 Millionen Euro. Das orale Plattenepithelkarzinom ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung der Mundhöhle. Es unterscheidet sich von Patient zu Patient sehr deutlich, etwa was die Entstehung von Metastasen oder das Ansprechen auf die Therapie betrifft, heißt es in einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Warum ist dieses Karzinom so vielfältig? Das will Kai Kretzschmar in seinem neuen Projekt OralNiche herausfinden. Der Gruppenleiter am Würzburger Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung erhält dafür eine hochkarätige Förderung: Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat ihm einen Starting Grant in Höhe von 1,5 Millionen Euro bewilligt. Diese Auszeichnung wird in einem europaweiten Wettbewerb an herausragende Nachwuchsforschende vergeben, so die Mitteilung. Das Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums (UKW) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Blick richtet sich auf Stammzellen der Mundhöhle

Im Mittelpunkt des neuen Projekts steht das orale Epithel. Das ist die oberste Zellschicht in der Mundhöhle und auf der Zunge. Sie ist einzigartig durch ihre strukturelle Diversität und ihre unterschiedlichen Mikroumgebungen (Nischen). Um ihre Vielfalt zu verstehen, ist ein Blick auf die Stammzellen nötig, die das Epithel durch stetige Zellteilungen aufrechterhalten. Über die ortsspezifische Vermehrung und Reifung dieser Zellen ist laut Mitteilung bislang nur wenig bekannt.

Das soll sich ändern: „Wir werden erstmals die verschiedenen Pools der Oralepithelstammzellen systematisch und umfassend charakterisieren“, wird Kretzschmar zitiert. Sein Team will die Mechanismen entschlüsseln, die der Vielfalt des oralen Epithels zugrunde liegen, und ihren Beitrag zur Vielfalt der Plattenepithelkarzinome beschreiben.

Der Würzburger Krebsforscher möchte am Ende auch verstehen, warum die Karzinome so unterschiedlich auf die Therapie ansprechen. Für die Patientinnen und Patienten könnte das zu einer verbesserten Behandlung führen. „Unsere Erkenntnisse könnten außerdem auf andere Gewebe und Tumorarten übertragbar sein und somit einen modellhaften Ansatz für die Krebsforschung bieten“, erklärt Kretzschmar.

Werdegang des ERC-Preisträgers

Kai Kretzschmar, 1985 in Berlin geboren, studierte Biologie in Frankfurt am Main und in Cambridge (UK). Anschließend promovierte er 2014 an der Universität Cambridge mit einem Thema zur Zellbiologie der Haut. Für seine Doktorarbeit erhielt er 2015 den Nikon-Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie.

Nach der Promotion wechselte er ans Hubrecht-Institut in Utrecht (Niederlande). Dort arbeitete er über Hautstammzellen und Herzregeneration. Er entwickelte auch neuartige Organoid-Modelle zur Erforschung der Hautepidermis und der Immuntherapie gegen Darmkrebs, teilt die Universität mit. Zur Finanzierung seiner Postdoc-Forschung erhielt Kai Kretzschmar mehrere Stipendien der Europäischen Organisation für Molekularbiologie, der Human Frontiers Science Programme Organisation und des niederländischen Forschungsrats.

Im Jahr 2020 kehrte der Biologe zurück nach Deutschland. Hier baute er am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung des UKW und der JMU eine Nachwuchsgruppe auf. Mit rund 1,2 Millionen Euro von der Deutschen Krebshilfe gefördert, erforscht sein Team seitdem die zellulären und molekularen Grundlagen von Kopf-Hals-Krebserkrankungen.

Betätigungsfeld auch für Studierende

Dank der 1,5 Millionen Euro vom ERC kann Kretzschmars Gruppe nun weiter wachsen. Für OralNiche sind derzeit eine Postdoc-Stelle und zwei Promotionsstellen vorgesehen. Auch Studierende der Lebenswissenschaften können im Labor Praktika oder Bachelor- und Masterarbeiten absolvieren, endet die Mitteilung.

 
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