Nach mehreren Monaten Pause wollten die Handballer der DJK Waldbüttelbrunn ihr Mannschaftstraining wieder aufnehmen – sowohl die B-Jugend als auch die Männermannschaft. Während sich die B-Jugend auf die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft vorbereitet, geht es für die Herren um den Aufstieg in die Dritte Liga.
Und obwohl aufgrund der derzeitigen Corona-Situation Amateursport verboten ist, wäre das Training nach den Vorgaben des Deutschen Handballbunds zulässig, da dieser seine dritten Ligen als professionelle Spielklassen eingestuft hat. Voraussetzung: Gesundheitsamt und Hallenbetreiber geben grünes Licht.
Landratsamt Würzburg gibt grünes Licht
Das Landratsamt Würzburg steht einem Trainingsbetrieb und Wettkampfspielen der B-Jugend in der Kontaktsportart Handball in diesem speziellen Fall positiv gegenüber. Auch für die Männermannschaft, die an der Aufstiegsrunde zur 3. Liga teilnehmen möchte, sieht das Landratsamt grundsätzlich keine Bedenken, nachdem ein umfangreiches Hygienekonzept vorgelegt worden war.
Sofern keine Zuschauer in der Halle sind und die Regeln des DHB (Deutscher Handball Bund) mit zweistündiger Testung vor dem jeweiligen Spiel eingehalten werden, sieht man bei der Behörde keinen Grund, die Spiele zu verbieten – obwohl Amateursport mit Körperkontakt nach der Bayerischen Infektionsschutzverordnung eigentlich verboten ist.
Einzige Ausnahme sind Kaderangehörige, also beispielsweise Personen die für die Olympischen Spiele oder Europa- oder Weltmeisterschaften trainieren. So einen Fall gibt es auch in Waldbüttelbrunn. Hier spielt aktuell in der B-Jugend ein Nationalspieler der Ukraine. Er dürfte mit Trainer bereits heute trainieren und tut dies auch schon.
Gemeinderat muss entscheiden
Doch eine ganze Mannschaft trainieren oder sogar Wettkämpfe stattfinden zu lassen? Vor dieser Entscheidung stand nun der Waldbüttelbrunner Gemeinderat. Denn die Gemeinde ist Besitzer der beiden Hallen im Ort und damit Vermieter an die beiden Sportvereine DJK und TSG. Bürgermeister Klaus Schmidt (SPD) hatte den Tagesordnungspunkt für die Gemeinderatssitzung kurzfristig aufgenommen, damit er ein breites Votum aus dem Rat erhalten konnte.
Der Rat tat sich sichtlich schwer, denn keiner möchte auf die sportliche Aktivität der Jugendlichen und Erwachsenen verzichten. Allerdings wurden viele Gründe angeführt, warum man zum jetzigen Zeitpunkt die Entscheidung des Landratsamtes für unglücklich hält. "Man kann das vielen Menschen nicht begreiflich machen", führte beispielsweise Wiljo Mieseler (SPD) an. Der DHB, so sein Vorwurf, hätte die Spiele auch zu einem späteren Zeitpunkt ansetzen können, wenn die Pandemielage entspannter ist.
Sein Parteikollege Andreas Hümmer wies darauf hin, dass die Fußball-Bundesliga sich in komplette Quarantäne für die nächsten Wochen begeben wird, weil man gemerkt habe, dass das hochgelobte Hygienekonzept selbst bei Profis nicht funktioniere, wie das Beispiel Hertha BSC gezeigt habe. "Aus sportlicher Sicht ist es eine unglückliche Entscheidung, aber bei den aktuell hohen Inzidenzen sehe ich es schwierig", führte auch Daniel Nees (CSU) an. Er kann den Wunsch der Jugendlichen auf diese einmalige Chance verstehen, sieht politisch aber keinen Handlungsspielraum.
Bürgermeister Schmidt findet die durch den DHB heraufbeschworene Situation "sehr bedauerlich und traurig". Er sieht den Verband in der Verantwortung und nicht die Gemeinde. Verena Gutbrod (SPD) kann sich sehr gut vorstellen, die Halle am Sumpfler 3 für diesen speziellen Zweck zu öffnen, will aber auf keinen Fall, dass auswärtige Mannschaften dann ebenfalls in Waldbüttelbrunn trainieren.
Wie läuft es in München oder Nürnberg?
Die Waldbüttelbrunner Mannschaften trainieren jedoch gerade in anderen Hallen, wie Jugendkoordinator und Trainer der B-Jugend Jonathan Hansen im Nachgang zur Sitzung dieser Redaktion bestätigte. Er wäre gerne persönlich in der Sitzung anwesend gewesen, trainierte aber lieber mit seinen Jungs in einer fremden Halle, die einem Würzburger Sportverein gehört.
Geschäftsleiterin Tanja Oehrlein kann die Entscheidung des Landratsamtes nicht nachvollziehen. Vor allem das Hygienekonzept mit der eigenen Bestätigung von Selbsttests durch die Spieler und die Anerkennung von Schnelltests der letzten 48 Stunden, anders als PCR-Tests, sei der Bevölkerung nur schwer vermittelbar. Nachfragen bei anderen bayerischen Städten mit hochklassig spielenden Handballvereinen, wie beispielsweise München, Nürnberg oder Bayreuth, haben ergeben, dass dort die Hallen nicht geöffnet werden.
Daniel Steinmetz (SPD) wies darauf hin, dass selbst bei der Feuerwehr vor Ort kein gemeinschaftliches Üben von Gefahrensituationen über viele Monate möglich war. Erst seit kurzem könne man in klar abgegrenzten Kleingruppen und nach regelmäßigen Corona-Tests wieder den Ernstfall üben. Der Waldbüttelbrunner Gemeinderat stimmte schließlich mit acht zu sechs Stimmen (zwei Gemeinderäte waren befangen), die gemeindlichen Hallen zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu öffnen.