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Sommerhausen
Warum erfolgreiche Literaturtage Lust auf mehr machen
Literatur und Musik haben mit den Literaturtagen in Sommerhausen eine Heimat gefunden. Eine Zusammenfassung.
Der Projekt-Chor zum Konzert "Happy Birthday Karl Jenkins" unter der Leitung von Ute Ernst.
Foto: Antje Roscoe | Der Projekt-Chor zum Konzert "Happy Birthday Karl Jenkins" unter der Leitung von Ute Ernst.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:44 Uhr

"Einfach mal loslegen", war die Devise von Markus Grimm. Ein ambitioniertes, neunteiliges Programm zum Thema "Heimat" hat Sommerhausens Stadtschreiber in nur gut drei Monaten auf die Beine gestellt. Ein Anfang mit Potential.

Allein der zeitliche Rahmen verdient Respekt. Ambitioniert war es, weil vor allem die Menschen selbst aktiv werden sollten. Das ist gelungen. Eine echte Anreise zu seiner Lesung hatte nur Manfred Kern aus Coburg. Alle anderen Akteure, von den jugendlichen Konfirmanden bis zu den Musikern des Karl-Jenkins-Musikprojektes kamen aus der Umgebung, sind zwischen Gnodstadt und Würzburg zu Hause.

Ein inspirierendes, heiteres Musikerlebnis

Mit dem Konzert "Happy Birthday Carl Jenkins" zu dessen 75. Geburtstag hatten die Literaturtage am Sonntag einen krönenden Abschluss. Es war ein inspirierendes, heiteres Musikerlebnis, bei dem die Bartholomäuskirche einmal mehr der Verstärker für eine Musik sein konnte, die die Welt rund macht und befriedet. Das berühmte Adiemus des walisischen Komponisten Carl Jenkins, weithin bekannt geworden durch dem Delta Airlines-Werbespot, setzte den Schlusspunkt an ein einstündiges Konzert mit Orgel, Bläsern und Schlagwerk, mit Chorgesang - aber ohne Worte. Die Musik sprach für sich, der Gesang reine Lautmalerei.

Manfred Kern liest im Haus der Architektur aus seinem Buch "Die Preisrede".
Foto: Antje Roscoe | Manfred Kern liest im Haus der Architektur aus seinem Buch "Die Preisrede".

Mit Jenkins eröffnet sich ein sehr ursprünglicher Zugang zu Sprache, die hier vor allem Klang, Rhythmus und Melodie ist. "Muss sie immer Inhalte vermitteln?", fragte Moderator Grimm. Fremd sei dieser Ansatz in unserer Informationsgesellschaft. Das Leben im reinen Sprachklang in der frühen Kindheit wird nicht erinnert. Allerdings haben die Töne, die unsere sprachliche Heimat prägen, auch ohne Inhalt Bedeutung. Das ist es was Jenkins mit seiner Kunstsprache unterstreicht, wenn das "a" als weicher hoher Vokal der Seele, als Symbol der Erleichterung oder des freudigen Erstaunens wahrgenommen wird.

Sangesfreude allein genügt nicht, um Jenkins aufzuführen

Den Sängern verlangte es zur Freude an der Musik pointierte, teils zungenbrecherische Lautfolgen ab. Sie hatten sich auf eine Anzeige hin, der Musik Jenkins wegen der Herausforderung hingegeben. Sangesfreude allein genügt jedoch nicht, um Jenkins aufzuführen. Mit außerordentlicher Disziplin und Konzentration gelangten Chor und Instrumentalisten in ihren verschiedenen Formationen zu professionell-spielerischer Leichtigkeit, sehr zum Vergnügen der Zuhörer. Es wurde mit teils stehendem Applaus honoriert. Musikpädagogin und Projektleiterin Ute Ernst, wiederum dankten die Choristen für "ihren Mut, dieses Konzert mit uns zu machen, das unglaubliche Engagement" - für ein sehr besonderes Konzert.

Paul Lorenz Kraus vertont fränkische Mundart-Gedichte von Helmut Haberkamm. Er war bei den Sommerhäuser Literaturtagen im Haus der Architektur zu erleben.
Foto: Antje Roscoe | Paul Lorenz Kraus vertont fränkische Mundart-Gedichte von Helmut Haberkamm. Er war bei den Sommerhäuser Literaturtagen im Haus der Architektur zu erleben.

Die Literaturtage stellten die Bühne für ein großes Spektrum von Heimat und Lesbarem schlechthin, von der Bildsprache der Fotos, die die Jugendlichen eingefangen haben, bis zu den Anekdoten, die der Sommerhäuser Heinz Schenk unterhaltsam vortrug. Die Kaffee-Runde "Was ist Heimat?" war mit 15 Teilnehmern perfekt für den Gedanken-Austausch, so Markus Grimm und auch das Kinderprogramm für die Jüngeren fand sein Publikum.

Es entsponnen sich Gelächter, Dialoge und spontanes Einstimmen

Zu den besonderen Genüssen gehörte am Eröffnungsabend im wunderschönen Ambiente im frisch sanierten Haus der Architektur die Vertonung der Dialekt-Gedichte von Helmut Haberkamm. Der Winterhäuser Paul Lorenz Kraus macht sie zu Liedern, die nicht nur dem Fränkischen huldigen, sondern in Liedermacher-Manier Gedanken Gewinn bringend pointieren. "Von g’scheit voll" bis "Ohne geht’s a" lieferte er unter anderem Mutmacher zum persönlichen Entrümpeln, aber auch Vertonungen der Tiergebete des Sommerhäusers Helmut Maximilian Krieger. Es entsponnen sich Gelächter, Dialoge und spontanes Einstimmen. Kraus ist spätestens jetzt zum Geheimtipp avanciert und Haberkamm-Freunde sollten sich den 22. März 2020 für eine Lesung in Sommerhausen vormerken.

Grimm selbst hat sich unter anderem für die Autorin Katharina Zwicker (1920-2016) begeistert, stellte ihre noch weithin unbekannten Arbeiten, Texte aus dem Nachlass vor. Die "sprachlich extrem tiefgründige", thematisch und stilistisch vielseitige Würzburgerin wäre es wert, editiert zu werden, findet er.

Die nächste Veranstaltung mit dem Sommerhäuser Stadtschreiber Markus Grimm ist das Literarische Duett mit fünf Büchern und Pfarrer Jochen Maier am 17. November, 17 Uhr, Rathaus Sommerhausen. Alle Veranstaltungen des Stadtschreibers, auch Schreib-, Theater- und Literatur- Workshops sind auf der Homepage zu finden: http://stadtschreiber-sommerhausen.de

Stadtschreiber Markus Grimm stellt bei den Sommerhäuser Literaturtagen den Liedermacher Paul Lorenz Kraus vor. Er vertont fränkische Mundart-Gedichte von Helmut Haberkamm.
Foto: Antje Roscoe | Stadtschreiber Markus Grimm stellt bei den Sommerhäuser Literaturtagen den Liedermacher Paul Lorenz Kraus vor. Er vertont fränkische Mundart-Gedichte von Helmut Haberkamm.
 
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