„Warum will unsere Präsidentin nach Würzburg?“ Mit dieser Frage überraschte die Protokollchefin der Staatskanzlei aus Dublin im Herbst 2007 Jürgen Gottschalk, damals Vorsitzender der Deutsch-Irischen Gesellschaft. Gottschalks Antwort war einfach: „Wegen der Würzburger Glossen, das sind die ältesten erhaltenen altirischen Aufzeichnungen der Welt. Es handelt sich dabei um die 14 Briefe des Apostels Paulus in Latein, zusätzlich haben irische Mönche handschriftlich die Übersetzung zwischen die Zeilen geschrieben und kommentiert.“
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Die „Würzburger Glossen“ sind derzeit noch eines der Höhepunkte der verlängerten Jubiläums-Ausstellung in der UB. Doch dürfte deren Leiter Dr. Hans-Günter Schmidt Präsident Michael D. Higgins am Freitag wohl auch das Kilians-Evangeliar mit seiner Elfenbein-Frontseite und das auch von irischen Skriptoren angefertigte Matthäus-Evangeliar zeigen, dessen Besonderheit eingenähte Kommentarzettel sind. Wissenschaftler geraten angesichts der Aufzeichnungen ins Schwärmen, da die Iren vor dem Jahr 610 einen falsch berechneten Ostertermin hatten, den ein nach Rom entsandter Mönch neu berechnete und Irland seither kontinentale Ostertermine hat. Besondere Bedeutung erlangten die „Würzburger Glossen“ bei den Forschungen des Franken Johann Caspar Zeuß, der mit deren Hilfe die altirische Sprache rekonstruieren konnte und 1853 die „Grammatica Celtica“ veröffentlichte.