Erste Sonnenstrahlen fielen auf die dicken Holzstämme rechts und links des Waldwegs. Eine Gruppe Waldbesitzer und Förster traf sich in der Morgenfrische. Beim Submissionstag mussten ein schneller Handschlag und eine kurze Begrüßung genügen. Geschäftsführer Heinz Wittstadt von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Rimpar duldete kein "Ratschen". Er war zum Arbeiten hier. Sorgfalt und Eile waren geboten. Die potentiellen Holzeinkäufer wollten wissen, ob sie auf ihr Angebot den Zuschlag bekommen.
Zwei Mal in jedem Winter – jeweils im Dezember und im März – gibt es diesen spannenden Tag auf dem Holzlagerplatz Erbshausen in der Nähe der A 7-Autobahnausfahrt Gramschatzer Wald. Dann wird das Ergebnis der Submission für die aufgelegten Stämme bekannt gemacht. Die Holzinteressenten geben ihre Gebote auf die einzelnen Lose stets im Internet ab. Das Wertholz und Schneideholz wird überörtlich von der Geschäftsstelle der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Unterfranken in Hofheim (FVU) mit durchlaufenden Losnummern ausgeschrieben und nach der Submission an den Höchstbietenden vergeben.
264 Stämme wurden in Erbshausen angeboten
Knapp 1240 Stämme versteigerte die FVU bei dieser März-Verlosung. Sie konnten auf den Plätzen in Iphofen, Schönstheim bei Röttingen, Großwallstadt und in Erbshausen begutachtet werden. "Wir brauchen ein großes Angebot in der Region, damit es sich für die Interessenten lohnt, zu uns nach Franken zu fahren", erläutert Geschäftsführer Wittstadt von der FBG Rimpar. 264 Stämme hatten die Förster und Waldbesitzer diesmal auf "seinem" Wertholzlagerplatz in Erbshausen angeboten. Über 360 Festmeter Holz.
Unter den 264 Stämmen war mit einer Lärche nur ein Nadelholz im Angebot. Das Laubholz teilte sich auf in Elsbeere, Nußbaum, Birke und Roterle (jeweils ein Stamm), Bergahorn, Kirsche und Buche (jeweils drei Stämme), Esche (fünf Stämme) und 245 Eichen. "Unsere Eichen im Gramschatzer Wald sind immer noch die wertvollsten Bäume, die wir haben", sind sich die Förster Annette Fricker und German-Michael Hahn einig.
Als Fachleute beraten sie die Waldbesitzer. Welcher Baum ist erntereif? Welcher Sturmschaden oder welcher abgestorbene Baum eignet sich für die Ausschreibung in dieser höchsten Qualitätsstufe? "Die Einkäufer sind sehr qualitätsbewusst und gehen keine Risiken ein", wissen die Förster. Sauber aufgereiht und mit kleinen Nummernschildern versehen liegen die Stämme da.
Einkäufer aus ganz Europa steigern mit
Die zuständigen Förster halten den Wertholzplatz und die Stämme sauber und schneefrei. Sie wissen, dass neben den Interessenten aus der Region auch bis zu 20 Einkäufer "aus ganz Europa" mitsteigern. Sie kommen aus Österreich, Frankreich, der Schweiz und Dänemark. "Im Dezember hatten wir sogar einen Holländer als Käufer gehabt", weiß Heinz Wittstadt.
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Waldbesitzer einen Baum fällen. Noch unterschiedlicher sind die Gründe, warum die Käufer unbedingt einen bestimmten Stamm haben wollen. Sie haben das Endprodukt im Kopf. Furniere für die Möbelindustrie und den Wohnungsbau werden aus den dicken Stämmen gemacht. Oder Holzhäuser, Parkettböden, Holztreppen, Tische und Bänke.
Die Eichen aus dem Gramschatzer Wald sind besonders begehrt bei den Daubenherstellern. Als Dauben bezeichnet man die Längshölzer bei der Herstellung von Holzfässern und Bottichen. Ein Daubenhauer braucht dafür feinporiges, festes und dicht gewachsenes Eichenholz. Die in Erbshausen gelagerten Eichenstämme waren 140 bis 300 Jahre alt und hatten einen Durchmesser von 40 bis 70 Zentimeter. Optimal für einen Büttner.
Der wertvollste Stamm ging nach Sondheim v.d. Rhön
"Diesmal haben viele Franzosen mitgeboten", weiß Geschäftsführer Wittstadt. Bürgermeister Thomas Eberth aus Kürnach gefällt der Gedanke, dass eine Firma in den französischen Pyrenäen aus zwei Kürnacher Eichenstämmen Wein- und Cognacfässer baut. 650 Euro und 510 Euro pro Festmeter hat die Gemeinde dafür bekommen. Das ist ein guter Preis. Der wertvollste Stamm aus dem Kürnacher Wald ging für 684 Euro pro Festmeter zu einem Sägewerk nach Sondheim v.d. Rhön für den Massivholzbau.
"Diesmal bekommen wir für unsere 16 Eichen und die eine Birke gute 12 400 Euro", ist Reinhard Heinrich "sehr zufrieden". Der Bauhofleiter der Gemeinde Kürnach weiß, dass vorausschauendes Handeln und Kontinuität im 180 Hektar großen Gemeindewald wichtig sind und "dass sich die Waldwirtschaft lohnt". "In diesem Jahr haben wir alte Eichen aus dem Wald genommen und mit 4000 jungen Bäumen relativ viel gepflanzt", erklärt Bürgermeister Eberth. Das bedeutet einen großen Aufwand und eine hohe Investition. Deshalb sei das Ergebnis der Submission "immer unglaublich spannend".
Verkäufer müssen den Kaufangeboten zustimmen
"Der wertvollste Eichenstamm auf dem Platz hat diesmal 929 Euro pro Festmeter gebracht", zieht Geschäftsführer Wittstadt Bilanz. Seine Aufgabe bei der Submission ist es, dass die Kommunen und Privatwaldbesitzer als Verkäufer den Kaufangeboten aus der Versteigerung zustimmen. "Wer den Zuschlag erhält, ist sofort Eigentümer und bekommt seinen Abfuhrschein, wenn er bezahlt hat", erklärt der Bergtheimer.
In den nächsten Wochen werden die dicken Stämme auf dem Platz von den neuen Eigentümern nach und nach abgeholt. Und im Dezember gibt es die nächste spannende Submission auf dem Wertholzlagerplatz in Erbshausen.