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Giebelstadt
Warum die Digitalministerin auf künstliche Intelligenz setzt
SSI Schäfer in Giebelstadt baut weltweit automatisierte Großlager. 870 Menschen sind dort beschäftigt. Aus der Corona-Pandemie hat man auch positive Lehren gezogen.
Andreas Engel (links), Prokurist bei SSI Schäfer, erklärt Digitalministerin Judith Gerlach einen Versuchsroboter, der unterschiedlich große Quader selbstständig zu einem optimal gepackten Stapel zusammensetzen kann. Mit im Bild sind Geschäftsführer Peter Berlik und Landrat Thomas Eberth (rechts).
Foto: Gerhard Meißner | Andreas Engel (links), Prokurist bei SSI Schäfer, erklärt Digitalministerin Judith Gerlach einen Versuchsroboter, der unterschiedlich große Quader selbstständig zu einem optimal gepackten Stapel zusammensetzen kann.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.08.2020 02:10 Uhr

Vom Standort in Giebelstadt-Klingholz aus plant und baut SSI Schäfer in aller Welt automatisierte Großlager für die unterschiedlichsten Branchen. Robotertechnik und der Datenaustausch über das Internet sind dabei Schlüsseltechnologien, und zunehmend auch die künstliche Intelligenz (KI), also die Fähigkeit von Computern, Entscheidungen zu treffen und Prozesse selbstständig zu optimieren. Ein Grund für Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) zu einem Besuch im Technologiezentrum des Unternehmens, um dort unter anderem für einen Schulterschluss zwischen Forschung und Industrie bei der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz zu werben. 

Widerstandsfähig gegen Krisen

Als Tochterfirma der Unternehmensgruppe Schäfer ging die SSI Schäfer Automation GmbH aus der Lagerlogistik-Sparte der früheren Firma Noell hervor. Seit der Gründung im Jahr 2000 stieg die Zahl der Mitarbeiter von 120 auf 870. Hinzu kommen über 400 Mitarbeiter in acht bundesweiten Niederlassungen. Vor wenigen Wochen erst wurde das neue Kompetenzzentrum mit 400 Arbeitsplätzen bezogen. Weltweit sei SSI Schäfen inzwischen der führende Anbieter vollautomatisierter Großlagerm, sagt die kaufmännische Geschäftsführerin Brigitte Thalmann. Der Kundenkreis reicht von Handelskonzernen bis zur Elektro- und Automobilindustrie. Der breite Branchenmix macht SSI Schäfer widerstandsfähig gegen Krisen in einzelnen Branchen. Und Thalmann sieht das Unternehmen weiter im Aufwind. "Wir befinden uns nach wie vor in einer Wachstumsbranche", sagt sie.

Zu Besuch im Technologiezentrum von SSI Schäfer in Giebelstadt Klingholz, von links: Bürgermeister Helmut Krämer, Landtagsabgeordneter Manfred Ländner, Landrat Thomas Eberth, Michael Dröse vom Regionalmanagement des Landkreises, Digitalministerin Judith Gerlach, die Geschäftsführer Peter Berlik und Brigitte Thalmann, Unternehmenssprecher Jens Gutermann, Geschäftsführer Peter Lambrecht und Prokurist Andreas Engel.
Foto: Gerhard Meißner | Zu Besuch im Technologiezentrum von SSI Schäfer in Giebelstadt Klingholz, von links: Bürgermeister Helmut Krämer, Landtagsabgeordneter Manfred Ländner, Landrat Thomas Eberth, Michael Dröse vom Regionalmanagement des ...

Daran konnte auch die Corona-Pandemie nicht rütteln. Zwar berichtet der für die Projektrealisierung verantwortliche Geschäftsführer Peter Lambrecht von Verzögerungen infolge von Reisebeschränkungen und Lieferengpässen. Sein Geschäftsführer-Kollege Peter Berlik nennt aber auch die positiven Lehren aus der Pandemie. Die Arbeit aus dem Home-Office, die SSI Schäfer schon früher in kleinerem Rahmen praktiziert hat, habe sich bewährt. Viele der zuvor üblichen Reisen konnten problemlos durch Videokonferenzen ersetzt werden. Das spare Zeit und Kosten. Und vom Boom, den der Versandhandel während der Pandemie erlebt hat, hofft der Spezialist für Intralogistik nachhaltig zu profitieren.

"Wir befinden uns nach wie vor in einer Wachstumsbranche."
Brigitte Thalmann, Geschäftsführerin

Beim Rundgang durch das 2008 errichtete Technologiezentrum gibt Prokurist Andreas Engel der Ministerin einen Einblick ins technische Portfolio von SSI Schäfer. Vom automatisch bedienten Hochregallager bis zur robotergestützten Kommissionierung sind dort verschiedene Anlagen zu Test- und Entwicklungszwecken aufgebaut. Kleine, selbstfahrende Transporteinheiten sind mit unterschiedlichen Lebensmittelpackungen beladen, wie sie beispielsweise zur Tageslieferung eines Supermarkts gehören könnten. Der Computer errechnet die optimale Zusammensetzung der Palette, die der Roboter selbstständig belädt. Im Vordergrund stehe dabei nicht, Arbeitskräfte durch Maschinen zu ersetzen, sondern Mitarbeiter zu entlasten und zu unterstützen. "Der Kunde fragt heute nicht mehr, welche Bauteile wir einsetzen, sondern wie wir seine Prozesse abbilden können", erläutert Engel.

Im Technologiezentrum von SSI Schäfer werden verschiedene Anlagen zur Lagerautomation getestet.
Foto: Gerhard Meißner | Im Technologiezentrum von SSI Schäfer werden verschiedene Anlagen zur Lagerautomation getestet.

Zu den Stärken von SSI Schäfer zählt der Bereich Kundenservice. Aus mehreren hundert Lagern weltweit werden ständig Betriebsdaten nach Giebelstadt übermittelt, wo Spezialisten über die fehlerfreie Funktion wachen, Wartungs- und Reparaturarbeiten unterstützen oder sogar aktiv eingreifen können. Weil dabei auch sensible Kundendaten übermittelt werden, spielt Datensicherheit eine äußerst wichtige Rolle, so Andreas Engel. Um komplizierte Prozesse noch besser steuern zu können, setze die Entwicklungsabteilung zunehmend auf den Einsatz künstlicher Intelligenz und arbeite dazu unter anderem mit der Uni und der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg zusammen.

"Es ist wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Unternehmen mit dem Thema KI umgehen."
Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales

Für Ministerin Judith Gerlach ist dies das Stichwort, um für eine engere Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlicher Forschung und unternehmerische Praxis zu werben. Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie für künftiges wirtschaftliches Wachstum. Allein der Freistaat Bayern will in den kommenden Jahren 280 Millionen Euro in die Erforschung und praktische Anwendung von KI investieren. "Es ist wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Unternehmen mit dem Thema KI umgehen", begründet Gerlach ihren Besuch in Giebelstadt. In vielen Firmen wisse man nämlich noch zu wenig über die Möglichkeiten, die der Einsatz künstlicher Intelligenz bietet.

 
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    Bayern hat eine Digitalministerin. Zum Vorzeigen. Ausgestattet mit wenig Kompetenzen und Mittel. Man könnte das ganze auch eine södersche Sprechblase nennen.
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