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WÜRZBURG
Warum der Weihnachtsbaum heuer aus Suhl kommt
Aktiv: Bernd Höland MÜLLER
Foto: Foto: | Aktiv: Bernd Höland MÜLLER
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:42 Uhr

Bernd Höland lebt die deutsche Einheit. Der 66-jährige gebürtige Erfurter ging vor dem Mauerbau mit seiner Familie in den Westen. Der selbstständige Kaufmann initiierte 1988 mit anderen den Freundeskreis Würzburg-Suhl, der die Städtepartnerschaft wesentlich begleitet und bei dem er noch heute als Vorsitzender aktiv ist. Höland lebt in Gaukönigshofen (Landkreis Würzburg) und ist Ehrenbürger von Suhl.

Frage: Wie steht's denn nach 25 Jahren Einheit um die Beziehung zwischen Würzburg und Suhl?

Bernd Höland: Immer noch sehr gut. Und die Verbindung ist wohl auch wegen der geografischen Nähe eine der intensivsten Städtepartnerschaften von Würzburg.

Was läuft aktuell?

Höland: Als ich von der Suche der Stadt nach einem Weihnachtsbaum für den Marktplatz hörte, organisierte ich einen bei meinen Thüringer Freunden. Das Technische Hilfswerk dort übernimmt den Transport. So kommt in diesem Jahr der Weihnachtsbaum für Würzburg wie schon 1988, als er damals nach viel Bürokratie über die Grenze gekarrt wurde, aus Suhl. Ein schönes Symbol im Jubiläumsjahr der Einheit.

In der deutsch-deutschen, beziehungsweise thüringisch-fränkischen Einheits-Bilanz gibt's aber wohl mehr als ein paar Weihnachtsbäume?

Höland: Aber sicher. Der Freundeskreis Würzburg-Suhl hat seit Beginn der Städtepartnerschaft vor 27 Jahren unzählige Bürgerfahrten und Benefizveranstaltungen organisiert und mit dem Geld, rund 300 000 Euro, geholfen – beispielsweise Kindergärten, Seniorenheimen oder Flutopfern. Solidarität war und ist die Grundidee. Dieses Ziel haben wir erreicht. Durch die Aktionen sind zudem zahlreiche Ost-West-Freundschaften entstanden. Ohne diese Partnerschaft wäre die Würzburger und natürlich auch die Suhler Einheits-Bilanz um einiges ärmer.

Ziel erreicht, sagen Sie. Ist nach 25 Jahren Einheit die Städtepartnerschaft überflüssig?

Höland: Auf keinen Fall. Denn die Partnerschaft war nie politisch ausgerichtet und wird aktiv gelebt. Allein der Freundeskreis organisiert sieben bis acht Veranstaltungen im Jahr wie die obligatorische Rennsteigwanderung.

Das Interesse am Freundeskreis sinkt . . .

Höland: Leider. Wir haben nur noch 18 Mitglieder, die meisten in Suhl. Uns fehlen jüngere und junge Leute. Mir macht's aber vor allem wegen der vielen Kontakte noch immer viel Spaß.

Ist denn die DDR noch ein Thema?

Höland: Bei den Älteren schon, die Jüngeren dagegen wissen kaum noch Bescheid. Das ist schade. Denn auch diesen Teil der deutschen Geschichte sollte man nicht vergessen.

Gibt es noch Ost- und West-Denken?

Höland: Das hat sich mittlerweilen stark gelegt, selbst in der einstigen Stasi-Hochburg Suhl. Ich muss allerdings gestehen, dass mir bei Reisen nach Thüringen immer noch rausrutscht: „Ich fahr nüber.“

Was machen Sie am Jubiläums-Einheitstag?

Höland: Da könnte ich mich zerteilen, denn am 3. Oktober bin ich immer sehr gefragt. Ich werde am Stand der Städtepartnerschaften auf der Mainfranken-Messe sein.

Und was erzählen Sie den Leuten?

Höland: Dass die vergangenen 25 Jahre nicht nur Geschichte sind, sondern eine positive.

 
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