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Würzburg
Warum Birgit Werner aus Würzburg in ihrem Testament darum bat, eine Stiftung zu gründen
Die Birgit Werner Stiftung unterstützt krebskranke Frauen dabei, Erlebnisse zu schaffen. Ein Konzert in Würzburg soll nun Aufmerksamkeit schaffen.
Die Eltern der verstorbenen Birgit Werner riefen eine Stiftung ins Leben mit der sie krebskranke Frauen unterstützen möchten.
Foto: Karl-Heinz Werner | Die Eltern der verstorbenen Birgit Werner riefen eine Stiftung ins Leben mit der sie krebskranke Frauen unterstützen möchten.
Anca Herzog
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Als die Chirurgin Birgit Werner im Jahr 2016 mit nur 35 Jahren erfuhr, dass sie an Krebs erkrankt war, war ihr von Anfang an eines wichtig: Nicht als todkrank behandelt zu werden. "Unsere Tochter wollte kein Mitleid", erinnert sich der Vater Karl-Heinz Schmitt. "Sie wollte sich nochmal ins Leben stürzen und völlig normal behandelt werden."

Während Birgit Werner also noch einmal mit voller Begeisterung Kultur aufsog, Sport trieb und sich den ein oder anderen Herzenswunsch erfüllte, fiel ihr auf, dass ihr das alles nur möglich war, weil sie sich in einer recht privilegierten Situation befand. Sie arbeitete als Schulterchirurgin - ihrem Traumberuf - und genoss darin internationales Ansehen. Außerdem hatte sie Eltern, die sie immer liebevoll und tatkräftig unterstützt haben.

Doch was bleibt krebskranken Frauen, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind, oder keinen zuverlässigen sozialen Rahmen haben, der sie auffängt? Diese Frage beschäftigte Birgit Werner bis zu ihrem Tod drei Jahre später.

Stiftung möchte lang ersehnte Träume erfüllen

In langen Gesprächen mit ihren Eltern kristallisierte sich nach und nach der Wunsch heraus, selbst etwas bewirken zu wollen, was über den Tod hinaus Bestand haben sollte. Der Rest der Familie war finanziell versorgt, Kinder hatte Birgit Werner keine - was wäre wenn man daher ihr Erbe in eine gemeinnützige Stiftung umsetze? Darum bat Werner in ihrem Testament.

Ende 2019, noch im Todesjahr der Würzburgerin, wurde also die Birgit Werner Stiftung ins Leben gerufen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, krebskranke Frauen dabei zu unterstützen, in ihren letzten Lebensjahren noch einmal aktiv zu werden und die Unternehmungen mit ihren Familien umzusetzen, die bleibende Erinnerungen schaffen.

Birgit Werner hatte sich ihren Traumberuf als Chirurgin erfüllt und beschloss, über ihren Tod hinaus Frauen zu unterstützen, die an Krebs leiden.
Foto: Karl-Heinz Werner | Birgit Werner hatte sich ihren Traumberuf als Chirurgin erfüllt und beschloss, über ihren Tod hinaus Frauen zu unterstützen, die an Krebs leiden.

Konkret bedeutet das, dass die Stiftung nicht nur lang ersehnte Träume der erkrankten Frauen zu erfüllen versucht, sondern auch die Stelle einer Psychoonkologin in der Würzburger Uniklinik geschaffen hat. Der Hybridberuf vereint das Fachwissen eines Facharztes für Krebs (Onkologe) mit dem Verständnis eines Psychologen.

Auch um Baumspenden und eine neue Sitzbank kümmerte sich die Stiftung

Auch Selbsthilfegruppen möchte die Stiftung erreichen und unterstützen. "Der Austausch untereinander hat unserer Tochter immer sehr gut getan und war ein wichtiger Pfeiler gegen so manchen Rückschlag, den krebskranke Menschen immer wieder durchlaufen müssen", so der Vater.

Darüber hinaus ist Familie Werner ein lebenswertes Umfeld im Stadtgebiet wichtig, in dem sich gerne aufgehalten und Sport getrieben werden kann. So unterstützte die Stiftung das Würzburger Gartenamt durch Baumspenden im Bereich der Landesgartenschau am Hubland und einer neuen Sitzbank.

"Der Austausch untereinander hat unserer Tochter immer sehr gut getan und war ein wichtiger Pfeiler gegen so manchen Rückschlag, den krebskranke Menschen immer wieder durchlaufen müssen."
Karl-Heinz Schmitt, Vater der verstorbenen Birgit Werner

An Ideen und Fördermöglichkeit mangelt es also nicht. An aktiven Helfern hingegen umso mehr. "Ich kann mich leider nicht an jedes Krankenbett setzen, auch wenn ich es gerne würde", sagt Karl-Heinz Werner. "Als wir die Stiftung gründeten, verbreitete sich leider direkt darauf die Corona-Pandemie und bremste uns ziemlich aus."

Ein wichtiger Aspekt: Von Frauen für Frauen

Mit einem hochrangigen Benefizkonzert der romantischen Musik aus dem 19. Jahrhundert möchte man am 14. Mai in der Würzburger Residenz die verpasste Präsentation in der Öffentlichkeit nachholen und für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werben. Die Konzerteinnahmen sollen der Stiftung zugute kommen.

Sowohl in der Auswahl der Stücke als auch in deren Interpretation wurde der Aspekt, der Birgit Werner immer sehr am Herzen lag, berücksichtigt: Von Frauen für Frauen. So werden Stücke von Clara Schuhmann und Louise Farrenc zum Besten gegeben, die in Bezug auf Selbstbestimmung- und Verwirklichung ihrer Zeit weit voraus waren, aber dennoch zu Unrecht vom zeitgenössischen Publikum unterschätzt wurden. Dabei verloren sie dennoch eines nicht: ihren Mut.

"Eine bewundernswerte Lebenseinstellung zu der wir gerne mit unserer Stiftung beitragen würden und zugleich eine Hommage an unsere verstorbene Tochter, die selbst sehr musikaffin war. Birgit spielte Klavier und Gitarre und es war ihr stets eine Herzensangelegenheit klassische Konzerte zu besuchen", blickt Karl-Heinz Werner zurück.

Tickets für das Benefizkonzert sind über die Homepage www.birgitwernerstiftung.de sowie an der Abendkasse erhältlich. Spenden nimmt die Stiftung über das Spendenkonto entgegen: IBAN: DE97 7905 0000 0048 8991 99; BIC: BYLADEM1SWU.

 
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  • tobias.ament@gmail.com
    Ehren-Frau!
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  • gerald.effertz@web.de
    Liebe Familie Werner, meine allergrößte Hochachtung. Ich wünsche ihnen viel Erfolg für dieses wichtige Anliegen Helfer und Helferinnen zu finden.
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  • johannes-fasel@t-online.de
    Respekt! Was für ein Lichtblick! ... über den eigenen Tod hinaus!
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