
Da braut sich was zusammen: Orkantief "Sabine" rauscht am Wochenende vom Atlantik heran. Vorbei ist es dann mit dem ruhigen, milden und teils sonnigen Wetter. Und die Menschen in Unterfranken sollten sich vorbereiten. Für den frühen Montagmorgen erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in der Region den Durchzug einer Kaltfront und Böen mit einer Windstärke von neun bis elf Bft (Beaufort), das entspricht Geschwindigkeiten von 80 bis 120 km/h.
Gefahr durch umstürzende Bäume
Schäden dürften da nicht ausbleiben, zu befürchten sind Störungen im Berufsverkehr durch umstürzende Bäume, gesperrte Straßen und gerissene Oberleitungen. In Unterfranken besonders gefährdet sind laut Meteorologe Florian Bilgeri vom Deutschen Wetterdienst generell freie Lagen, die Rhön, der Steigerwald – aber auch Kuppen in der Würzburger Gegend. Möglich sogar, dass bei orkanartigem Wind einzelne Häuser abgedeckt werden.
Nicht zu unterschätzen ist aktuell die Gefahr durch Windbruch, wie Matthias Habel, Meteorologe von "WetterOnline", warnt: "Der Sturm trifft auf Bäume, die durch die Dürre der vergangenen beiden Jahre massiv geschwächt oder bereits abgestorben sind."

Die Bahn rechnet im Regional- und Fernverkehr ab Sonntagabend mit erheblichen Beeinträchtigungen. Es sei davon auszugehen, dass auch der Regional- und S-Bahnverkehr in Bayern betroffen sein wird, hieß es am Freitag. Reisenden wird empfohlen, nach Möglichkeit geplante Fahrten zwischen Sonntag und Dienstag auf einen anderen Tag zu verschieben.
Bis Sonntagnachmittag dürfte es in Unterfranken noch weitgehend ruhig bleiben, bei leichtem Wind, der zunächst auf den Kuppen der Rhön auffrischt. Gegen Abend ist dann laut Wetterdienst mit ersten Tropfen Richtung Spessart und Rhön zu rechnen. Die Niederschläge greifen laut Florian Bilgeri in der Nacht auf Montag auf ganz Franken über, die Schneefallgrenze sinke aber nicht weiter als auf 800 Meter. Neuschnee dürfte es also nur in den absoluten Höhenlagen der Rhön, auf der Wasserkuppe oder dem Kreuzberg geben.
Der Wind legt in der Nacht auf Montag mächtig zu und soll mitunter fast Orkanstärke erreichen. "Ab der zweiten Nachthälfte wird es durchgehend rappeln", so die Prognose des Offenbacher DWD-Meteorologen. Für die Menschen in der Region heißt das: Alles, was draußen steht, dingfest machen – Gartenmöbel, Mülltonnen, Trampoline. "Und sein Auto lieber in die Garage stellen als es unter dem Baum zu parken", rät Bilgeri.
Wetterberuhigung erst wieder ab Mittwoch
Bayernweit ist das Alpenvorland zwar noch stärker von "Sabine" betroffen. Aber der gleichzeitige Durchzug der Kaltfront macht das Orkantief für die Meteorologen sehr unberechenbar. Deshalb auch keinerlei Entwarnung für Unterfranken. Es handele sich um eine "bemerkenswerte Lage, die wir ernst nehmen müssen", sagt der Wetterexperte. Erst am Mittwoch soll sich das Wetter wieder beruhigen.

Trotzdem ist "Sabine" nicht mit "Kyrill" zu vergleichen – der Orkan, der im Januar 2007 weite Teile Europas lahmlegte und mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h gigantische Schäden anrichtete. "Damals blies der Wind bei Stärken von 11 bis 12 durchgehend und nicht nur in Böen", erinnert sich Bilgeri. "Das war noch eine andere Kategorie, von der wir jetzt ein Stück entfernt sind."
Es bleibt für die Jahreszeit zu mild
Bei "Sabine" handele es sich um einen typischen Wintersturm, wie er in manchen Jahren vorkommt. Unterdessen wird temperaturmäßig vom Winter kaum etwas zu spüren sein. Für Unterfranken werden am Sonntag und Montag Temperaturen von über zehn Grad erwartet, Richtung Dienstag könne es um ein paar Grad abkühlen – "das ist aber für diese Jahreszeit auch noch zu warm", so Bilgeri.

Feuerwehren und Technisches Hilfswerk (THW) in Unterfranken sind für den Ernstfall am Montagmorgen gerüstet. Die THW-Regionalstelle in Karlstadt, zuständig für zehn ehrenamtliche Ortsverbände von Kitzingen bis in den Spessart, hat diese auf die drohende Orkangefahr hingewiesen. Wobei das THW nur bei schweren Katastrophenlagen zum Einsatz kommt und vor Ort die Feuerwehren unterstützt.
Zwar sollten die Gerätschaften vorab nochmal überprüft werden. Aber zusätzliches Personal wird in Erwartung des Orkantiefs nicht vorgehalten. "Die Ortsverbände rücken bei Anforderung aus", erklärt Sachbereichsleiter Andreas Herold von der THW-Regionalstelle. "Wir sind gut vorbereitet."
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