Die Kister Feuerwehr ist mit ihren 130 Jahren noch eine relativ junge Wehr im Landkreis Würzburg, aber sie ist eine der aktivsten und am meisten gefordertsten. Dies wurde beim Kommersabend zum Stiftungsfest deutlich.
Jedes Jahr sind die freiwilligen Feuerwehrleute rund 100 Mal im Einsatz, meist bei technischen Hilfeleistungen auf der Autobahn, erläuterte der 1. Kommandant Marco Spiegel. Die Einsätze würden die Mitglieder teilweise sehr fordern und trotzdem sei man immer bereit, auszurücken, wenn die Feuerwehr gefordert ist.
23 Bürger taten sich 1889 zusammen, um gegen Brände vorzugehen
Aktuell zählt die Kister Wehr 195 Mitglieder, davon 55 Aktive. Bei der Gründung im Jahr 1889 waren es 23 Bürger, die sich zusammenschlossen, um gemeinsam gegen Brände in der Gemeinde vorzugehen, wie der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, Erhard Spiegel, berichtete. Bereits nach kurzer Zeit konnte eine fahrbare Spritze angeschafft werden, die noch heute bei der Feuerwehr steht. Spiegel erinnerte daran, dass die Feuerwehr in den vergangenen 100 Jahren gewaltig gewachsen sei, sowohl im technischen Bereich, als auch in der Ausstattung.
Das im Jahr 1968 bezogene Gerätehaus neben dem Rathaus war schnell zu klein geworden, sodass ein Schulungs- und Geräteraum angebaut wurde. Doch auch das reichte bald nicht mehr. So zog man 2007 an den jetzigen Standort neben den Bauhof um. Beim Bau hatten die Wehrler fleißig mitgeholfen und viel Eigenleistung eingebracht. 2010 wurde dann das aktuelle Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20/16) durch die Gemeinde angeschafft, so ist man bei allen Einsätzen technisch bestens gerüstet.
Was jetzt noch fehlt, sei ein Warnanhänger bei Einsätzen auf der Autobahn, ähnlich wie er von den Autobahnmeistereien verwendet wird, mahnte Bürgermeister Volker Faulhaber in Richtung von Landrat Eberhard Nuß. Wer so viele Einsätze wie die Kister Wehr auf der Autobahn verbringe, müsse auch bestens geschützt sein. Nuß kennt das Problem schon und versprach doch nichts konkretes, will aber weiter an der Sache dran bleiben.
Gaffer bei Unfällen oder Bränden: "Ein Totalversagen an Respekt"
Bürgermeister Faulhaber sprach außerdem ein gesellschaftliches Problem an, mit dem die Feuerwehren immer mehr zu kämpfen haben: Gaffer bei Unfällen oder Bränden – "ein Totalversagen an Respekt", nannte er das Problem. Um den Einsatz abzuschirmen, müssten häufig extra Sichtschutzwände aufgestellt werden. Für den generellen Einsatz der Wehrmänner und -frauen sprach er ein großes "Danke" aus.
"Ohne Freiwillige wird es auch in Zukunft nicht gehen", stellte auch Landrat Nuß fest und erinnerte daran, dass Kist vor 20 Jahren eine der ersten Wehren im Landkreis gewesen sei, die eine Abteilung für "First Responder" einrichtete. Diese Helfer vor Ort (HvO), wie sie heute heißen, leisten "unglaublich wertvolle" Soforthilfe. Allein diese Gruppe hatte im vergangenen Jahr über 50 Einsätze.
Kreisbrandrat Michael Reitzenstein verglich die Kister Wehr mit einem Automobil. Beide seien fast gleich alt und bei beiden habe es unglaubliche Veränderungen in den vergangenen 130 Jahren gegeben. Dies sah auch Kommandant Marco Spiegel so, der die Feuerwehr trotz allen technischen Fortschritts noch immer als notwendig ansieht. Sie ist "erster Ansprechpartner bei allen Fragen der Hilfeleistungen", so Spiegel.
Außerdem standen Ehrungen für langjährige aktive Mitglieder auf dem Programm, die Landrat Nuß, Kreisbrandrat Reitzenstein und Kreisbrandmeister Achim Roos vornahmen, darunter für Albrecht Roos und Karl Huller, die seit sage und schreibe 70 Jahren Mitglied bei der Feuerwehr sind. Man sei aber nicht zur Feuerwehr gegangen, um an diesem Kommersabend geehrt zu werden, sondern um den Menschen zu helfen, sagte Ludwig Spall, der für 60 Jahre ausgezeichnet wurde.
Musikalisch umrahmt wurde der Festkommers zum 130. Gründungsjubiläum von Alphornbläsern.