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Würzburg
Wagner beherrscht den Zufall
Die Garstadter Künstlerin Isa Wagner im Würburger Spitäle.
Foto: Joachim Fildhaut | Die Garstadter Künstlerin Isa Wagner im Würburger Spitäle.
Bearbeitet von Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 08.11.2018 02:14 Uhr

Vor sehr naturalistischen Gemälden fragt sich oft: Wie hat der Maler das gemacht? In der neuen Ausstellung der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens, im Spitäle an der Würzburger Alten Mainbrücke, hängen mit den knapp 50 Werken Isa Wagners nun zwar keine superrealistischen Abbildungen, sondern eher stark abstrahierte Fantasielandschaften. Dennoch ist die Frage berechtigt: Wie haben Sie das geklekst, Frau Wagner?

Die Künstlerin aus Garstadt bei Schweinfurt füllte das frühere Kirchenschiff mit Gemälden in Mischtechnik. Im Atelier nutzt Isa Wagner also nicht nur Faktoren wie Schwerkraft und Verdunstung aus, sondern auch, dass verschiedene Materialien bei Berührung aufeinander reagieren, und zwar mehr oder weniger vorhersehbar. Manche Farbflecken erscheinen, als hätten sie sich selbst gemacht. Dann wieder ist der Betrachter hin und her gerissen: Das kann unmöglich Zufall sein! Aber das kann auch unmöglich Pinsel sein!

Man sieht es nicht deutlich, doch die meisten Großformate Wagners lassen Wasser assoziieren. Die Künstlerin bestätigt das: „Hier hat mich der Teich in meinem Garten inspiriert.“ Dabei arbeitet sie überhaupt nicht nach der Natur. Vielmehr sagt Wagner: „In meinen Landschaften drücken sich meine Befindlichkeiten aus.“ Ihre Bilder sind Seelenlandschaften. Wagner findet sogar, dass sich ihre Bilder gut über ihre Titel erschließen. Nummer 18 beispielsweise nennt sie „Das Abgründige“. Das muss einem freilich keiner sagen, denn was ist abgründiger als ein schwarzer Steinbruch im grünen Dämmerschein? Wagners Werke erklären sich selbst, der Drang, Seelenleben in Leinwandlandschaft auszudrücken, ist gelungen.

Psychologie und Weltanschauung sprechen auch auf einer anderen Ebene aus den Bildern. In denen gibt sichtlich der Zufall den ersten Ton an – aber der Mensch lenkt dieses Geschehen, beherrscht den Zufall oder macht zumindest, in wörtlichem Sinn: das Beste draus. Nur selten springt ins Auge, dass Isa Wagner zufällig erhaltene Formen nachträglich konturiert und sich selbst zunutzemacht. Meist spielen die Schicksalsmächte des Farbverlaufs und der subjektive Wille dezenter ineinander, wie im richtigen Leben ja auch.

Vor allem auf der Galerie steht zusätzlich zu den gut 20 größeren Formaten noch einmal dieselbe Anzahl kleinerer Werke. Als böte der engere Rahmen auch weniger Platz für Farbexperimente, herrschen hier konzentriertere Farben vor. Und man sieht, dass Isa Wagner eine kräftige Zeichnerin ist. Dieser Kunst möchte sie sich nach der Ausstellung wieder verstärkt zuwenden.

Die Künstlerin ist an den November-Samstagen anwesend.

 
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