Im Rahmen der Leseaktion „Würzburg liest ein Buch“ lädt die Buchhandlung Knodt zum Vortrag „Die urnische Frage und die Frau“ des Vorsitzenden der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, Axel Hochrein, ein. Der Vortrag findet am am Mittwoch, 14. Juni, um 20 Uhr Behr-Halle (ehemals Efeu-Hof im Würzburger Rathaus) statt, teilen die Veranstalter mit.
1906 erschien ein gleichnamiger Essay Elisabeth Dauthendeys im „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität“. Der heute nicht mehr geläufige Begriff „urnisch“ für gleichgeschlechtlich veranlagt wurde von dem Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld geprägt, der für die Emanzipation der sexuellen Minderheiten von staatlicher Verfolgung und gesellschaftlicher Ächtung eintrat. In dem von ihm von 1899 bis 1923 herausgegebenen Jahrbuch versammelte er interdisziplinäre Beiträge zu Homosexualität und Transgender-Themen von namhaften Autoren und Autorinnen der Zeit, eben auch von Elisabeth Dauthendey.
Der aus heutiger Sicht in Teilen befremdlich wirkende Text Elisabeth Dauthendeys und ihre Sicht auf die Geschlechterrolle und Sexualität ist gleichwohl ein Zeitzeugnis der im 20. Jahrhundert beginnenden Befreiungsbewegung der Homosexuellen. Die Gleichstellung der Frauen war der Katalysator für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Homosexuellen.
Axel Hochrein, der auch ehemaliger Bundesvorstand des LSVD e.V. und Mitglied von Queer Pride Würzburg e.V. ist, belegt in seinem Gang durch 100 Jahre gesellschaftlicher Entwicklung, die Vorhersage Dauthendeys, dass in der urnischen Frage „die Frauen …das letzte – vielleicht das beste Wort zu sprechen haben.“