Um den bundesweiten Vorlesetag mehr Aufmerksamkeit zu schenken, dachte sich die Klasse 8c des Röntgen-Gymnasiums Würzburg zusammen mit ihrer Deutschlehrerin etwas Besonders aus. Am Vorlesetag wollten die Schülerinnen und Schüler an ungewöhnlichen Orten fremden Menschen etwas vorlesen. Schon Wochen vorher wurde diskutiert, welche besonderen Plätze dies sein könnten und wie das ganze Projekt reibungslos ablaufen kann. Schließlich wurde die Würzburger Straßenbahn, das Seniorenheim Arche Drei Eichen in Rottenbauer, die Cafeteria des Juliusspitals, das Blindeninstitut und das Cafe am Dom ausgewählt. Aber auch die Kinderklinik Missio sowie die Leonhard-Frank-Grundschule am Heuchelhof und einige 5. Klassen des RGW kamen in den Genuss einer Vorlesestunde.
Im Rahmen des Deutschunterrichtes wurden an die Schülerinnen und Schüler schon im Vorfeld verschiedene Anforderungen gestellt, die sie selbst zu bewältigen hatten. So mussten sie die jeweiligen Institutionen anschreiben, um die nötige Erlaubnis einzuholen. Sie sollten begründen, welches Buch und welche Textstelle sie speziell für ihre Örtlichkeit ausgesucht haben. Schließlich wurden sie auch aufgefordert, ihren Einsatz zu dokumentieren.
Alle Anstrengungen der Jugendlichen wurden dann in Form einer Deutsch-Note bewertet. Die eigentliche Absicht des Projektes war es jedoch nicht, mit viel Aufwand an eine Deutsch-Note zu kommen. Vielmehr stärkt die Aktion das Selbstbewusstsein der Jugendlichen. Schließlich wussten die Dreier-Teams nie, wie ihr unbekanntes Publikum reagiert. Außerdem war es nötig, sich mit einer gewissen Lautstärke und schauspielerischem Talent in einer fremden, lauten Umgebung Gehör zu verschaffen.
Vielfach konnten die Schülerinnen und Schüler auch das Gefühl vermitteln, dass ihnen das Vorlesen Spaß macht, sodass sich auch die Leute in der Straßenbahn oder im Cafe unterhalten fühlten. Besonders groß und eindrucksvoll war das Feedback in der Arche Drei Eichen. Denn die Seniorinnen und Senioren verabschiedeten die Vorleser nach der gemeinsamen Stunde mit viel Applaus. Gerade die alten Menschen nahmen das Vorlesen der drei Jungs auch als Zeit der Wertschätzung und Aufmerksamkeit wahr.
Von: Heike Glückert (Deutschlehrerin am RGW)