Am 19. Februar 1519 war Konrad von Thüngen im Domkapitel ohne Gegenstimme zum Bischof von Würzburg und Herzog von Franken gewählt worden. Nach der Wahl ehrten 200 städtische Bewaffnete, aufgereiht vom Kapitelshaus, dem Bruderhof, bis zum Hochaltar im Dom, den Fürsten beim Gang in die Kathedrale und nach der Messe beim Auszug in die Kanzlei.
Im Mai beschloss der Stadtrat, dem neuen Stadtherrn als Geschenk ein silbernes „Kleinod“, mit dem Wappen des Rates und der Stadt durch einen Goldschmied anfertigen zu lassen. Bis zum Ausbruch des Bauernkriegs 1525 gestaltete sich in Würzburg das Verhältnis des Landesherrn zu seiner Hauptstadt durchaus positiv. Bei der Krönung des neuen Habsburgischen Herrschers Karl V. in Aachen am 23. Oktober 1520 ließ sich der neugewählte Bischof durch seinen Hofmeister Sigmund von Thüngen vertreten.
Belehnung als Herzog von Franken
An dem ereignisreichen Reichstag in Worms nahm Konrad von Thüngen ab Ende Januar 1521 persönlich teil, begleitet von etwa 100 Reitern. Worms hatte 7000 Einwohner und musste zusätzlich ca. 10 000 Personen unterbringen. Hier traf der neue Würzburger Bischof erstmals auf den erst 20-jährigen Herrscher Spaniens und Deutschlands, Karl V., um sich von diesem die Hoheitsrechte übertragen zu lassen.
Das Belehnungszeremoniell war üblicherweise pompös. Auf dem oberen Markt in Worms war ein kaiserlicher Thron gezimmert worden, auf dem Karl, geschmückt mit der Krone, am 5. März Platz nahm. Vor ihm standen die Fürsten und Edelleute mit Szepter, Reichsapfel und Reichsschwert. Thüngen ritt mit seinen Beleitern vor den Lehenstuhl und bat um Regalien, Lehen und Bestätigung seiner Privilegien, eben der Hoheitsrechte von Hochstift und Bistum Würzburg.
Der Kaiser stimmte zu, die Würzburger Abordnung galoppierte zwei Mal unter Trompetengeschmetter mit der rotseidenen Blutfahne, der Stiftsfahne und der Fahne des Herzogtums (Fränkischer Rechen) vor den kaiserlichen Stuhl und übergab diese abwärts gesenkt. Konrad von Thüngen stieg vom Pferd, kniete vor dem Kaiser nieder, leistete als künftig treuer Lehensmann seinen Eid auf das Evangelium und erhielt die Banner aus der Hand des Herrschers zurück. Damit war er belehnt.
Indes hatten einflussreiche Reichsfürsten, nämlich die Kurfürsten von Mainz, Sachsen und Brandenburg sowie der Bamberger Bischof gegen die Herzogswürde protestiert. Sie verwiesen darauf, dass sie selbst im Herzogtum Franken Land und Gebiet ohne Würzburger Obrigkeit hätten. Doch Karl V. unterstrich, dass der Herzogstitel des Würzburger Bischofs alte Tradition habe und für die Einspruch Erhebenden ohne Nachteil sei.
Dem Kaiser lieh Thüngen die nicht unbeträchtliche Summe von 3000 Goldgulden. Für den Romzug Karls V. sagte er analog zu anderen Reichsfürsten seine Unterstützung zu, konkret stellte er 45 Mann zu Pferd, 208 zu Fuß zur Verfügung und bezahlte mindestens weitere 500 Gulden als Taxe für die Regalienverleihung. Bereits Ende Januar hatte Thüngen seinen Kanzler Peter von Aufsess mit Publikation und Druck der gegen Luther gerichteten Bannbulle "Exsurge Domine" ("Erhebe Dich o Herr=) beauftragt.
Luther vor dem Reichstag
Luther kam später nach Worms. Seine Reise in die ihm wohl gesonnene Reichsstadt im April 1521 glich trotz Kirchenbann einem Triumphzug. Ihm war freies Geleit nicht zur Diskussion, sondern zum Widerruf seiner Lehre zugesichert worden. Zum spektakulären Auftritt des Augustinermönchs vor den Reichsfürsten und dem Herrscher kam es in der Hofstube der bischöflichen Residenz. Am 18. April lehnte der Reformator vor dem Kaiser einen Widerruf seiner Bücher ohne Widerlegung durch Zeugnisse der Heiligen Schrift ab. Durch sein Gewissen sei er gefangen an dem Wort Gottes.
Für Karl V. war der Fall damit entschieden. Im Mai genehmigte er das Edikt, das Luther als Folge des Kirchenbanns in die Reichsacht setzte. Dieser bekam drei Wochen Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Jedermann konnte ihn danach gefangen setzen, um ihn dem Kaiser auszuliefern, Lektüre und Verbreitung seiner Schriften wurden verboten.
Vorbote des Bauernkriegs
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern trat Thüngen auf maßgebliche Initiative seines Würzburger Domdekans Peter von Aufseß hin am 23. November 1521 dem Schwäbischen Bund, einer Militärallianz, bei, die den Frieden im Süden des Reichs schützen sollte. Dies wurde später insofern wichtig, als er ohne die maßgebliche Unterstützung von deren kriegserfahrenen Truppen nicht in der Lage gewesen wäre, beim großen Aufstand der Bauern 1525 die Rebellen, die ihre Forderungen aus der neuen reformatorischen Lehre ableiteten, in den beiden Feldschlachten von Königshofen im Taubertal und auf der Gäufläche bei Giebelstadt entscheidend zu besiegen.
Text: Ulrich Wagner
Der Autor war Leiter des Stadtarchivs Würzburg.