Am 6. Oktober 1683, vor genau 330 Jahren, landeten die ersten deutschen Siedler an der Küste Amerikas. Unter ihnen auch Franz Daniel Pastorius, der am 26. September 1651 in Sommerhausen geboren wurde. In eben jenem Haus, in dem auch Artur Steinmann und seine Geschwister zur Welt gekommen sind. Heute dient das Pastoriushaus der Familie als Wohnsitz, Weingut und Hotel.
Für Steinmann war es ein denkwürdiger Tag und Anlass genug, diesen würdig zu begehen. Gemeinsam mit Freunden des Rotary-Clubs Würzburg Residenz lud er deshalb ein. „Wir sind hier an einer Wurzel deutsch-amerikanischer Freundschaft“, sagte Steinmann. Eingeladen war auch der Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika, William E. Moeller.
Reise untersagt
Sein Kommen hatte er bereits zugesagt. Doch die jüngste Haushaltsmisere in den USA machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Man habe Moeller die Reise nach Deutschland untersagt, erklärt Steinmann. Nicht mal seine bereits fertig vorbereitete Rede habe er schicken dürfen.
Nichtsdestotrotz, gefeiert wurde dennoch. Und was könnte da treffender sein als ein spritziger Weißer „New World – Edition 13“? Was aber verbindet Rotary mit Pastorius? Darüber klärte der Würzburger Professor Matthias Stickler auf: „Der erste Rotary-Club wurde in den USA von Paul Harris gegründet und es waren auch Deutsche dabei.“ Die Gründung sei also einer deutsch-amerikanischen Symbiose entsprungen. Zurück zur Geschichte von Franz Daniel Pastorius. Die ließ Wein- und Gästeführer Werner Mündlein wieder lebendig werden.
In Sommerhausen weilte Pastorius nicht lange. Mit nicht einmal sechs Jahren ging er nach dem frühen Tod der Mutter mit seinem Vater nach Bad Windsheim. Dort besuchte er die Lateinschule und begann mit 17 Jahren sein Jurastudium in Altdorf bei Nürnberg. Während seiner Studienzeit zog es ihn nach Strasbourg, Erfurt und Jena. Danach machte er zunächst eine Anwaltskanzlei in Bad Windsheim auf. Doch bald wurde ihm die Stadt zu kleinbürgerlich und er bereiste ganz Europa gemeinsam mit einem Adligen. Doch auch das war kein Leben für ihn.
Schließlich traf Pastorius auf den Engländer William Penn, der in Amerika ein Stück Land erwarb, das er zu Ehren seines berühmten Vaters Pennsylvanien nannte. Pastorius übernahm nun die Aufgabe, das Land deutschen Siedlern schmackhaft zu machen. 13 Familien fand er in Krefeld, alle waren Leinenweber. Mit ihren Webstühlen, 14 geschlachteten Ochsen und 30 Fass Bier stachen sie mit der „Concord“, einer „Nussschale“, wie Mündlein meinte, von Rotterdam aus in See.
Zwei Kinder wurden auf der Überfahrt geboren. Am 6. Oktober 1683 landeten sie am Fluss Delaware nahe Philadelphia. In einem Land, das fast nur aus Wald bestand. Um den ersten Winter zu überleben, gruben sie sich Höhlen und bauen behelfsmäßige Hütten: German Town wurde aus der Taufe gehoben.
Die Stadt blühte im Laufe der Zeit mehr und mehr auf, Flachs wurde angebaut und man wob Leinen. Und auch Pastorius ging es gut. Er heiratete die wohlhabende Deutsche Anna Klostermann und wurde Bürgermeister von German Town. Immer mehr Siedler kamen und einen Teil der Stadt nannte er Sommerhausen.
Heute ist Pastorius in Deutschland kaum mehr bekannt, sagt Mündlein. Die Amerikaner jedoch setzten ihm ein Denkmal. Im Kapitol in Washington hängt ein Gemälde, das ihn vor Indianer kniend zeigt. Denn er sei ein großer Humanist gewesen und habe schon sehr früh Protestschriften gegen die Sklaverei geschrieben.
Viel geschrieben
Aber nicht nur das. Er schrieb viel. Und täglich. Aufzeichnungen, Anleitungen. Auch Gedichte. Eines davon, ein Liebesgedicht gab Professor Konrad Maurer, der das Buch „Vom Main zum Delaware“ über Pastorius schrieb, zum Besten.
Aus Pastorius' Ehe gingen zwei Söhne hervor: Johann Samuel und Heinrich. Beide erlernten nach dem Willen des Vaters das Weberhandwerk, heirateten und hinterließen zahlreiche Nachkommen, die den Namen Pastorius bis in die heutige Zeit tragen.
Thomas Pastorius, Nachfahre in der zehnten Generation, besuchte mit seinen zwei Söhnen das Pastoriushaus in Sommerhausen. Einer der beiden heißt Franz Daniel und studierte in Deutschland. Keine große Geschichte, sagt Artur Steinmann. Aber großartig und bedeutend.