Willi Dürrnagel ist pensionierter Postbeamter, aktiver Kommunalpolitiker – und einer der eifrigsten Sammler von allem, das mit Würzburgs Geschichte und Kultur zu tun hat. So wundert es nicht, dass er kürzlich erfuhr, dass für den in Würzburg geborenen Schriftsteller Max Mohr 73 Jahre nach dessen Tod in Shanghai eine eigene Homepage eingerichtete wurde: www.max-mohr.com.
Mohr stammte aus einer Würzburger Familie. Sein Vater Leon Mohr ist auf dem jüdischen Friedhof in der Werner-von-Siemens-Straße beigesetzt. Das Eckgebäude Rottendorfer Straße 1, in dem Max aufwuchs, war vor dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der Familie, der zeitweise eine Malzfabrik gehörte. Das Unternehmen, das später verkauft wurde, aber unter dem Namen Mohr'sche Malzfabrik bis 1931 existierte, befand sich in der Alten Kasernenstraße 16 und zählte damals zu den größten jüdischen Unternehmen in Würzburg, hat Dürrnagel recherchiert.
Max Mohr wurde am 17. Oktober 1891 in Würzburg geboren und verbrachte hier seine Jugend- und Gymnasialzeit. Der studierte Mediziner begann als Sanitätsoffizier 1914 zu schreiben. Seine Romane bleiben zu Lebzeiten allerdings weithin unbeachtet. Großen Erfolg hatten dagegen seine Dramen: Mit dem Erstling „Improvisationen im Juni“ feierte Mohr 1922 einen großen Erfolg am Münchner Residenztheater.
Um die Uraufführung von „Ramper“ stritten sich drei Jahre später schon fünf Theater. Am Ende einigt man sich darauf, die Sozialfarce an den großen Häusern in München, Hamburg, Karlsruhe, Mainz und Bochum gleichzeitig aufzuführen. 1927 wurde das Erfolgsstück mit Paul Wegener in der Titelrolle als „Ramper, der Tiermensch“, verfilmt. Die gleichnamige Rundfunkaufnahme war im selben Jahr in London und New York zu hören.
Am 13. November 1937 starb Max Mohr 46-jährig infolge Überarbeitung an einem Herzschlag in Shanghai. Dorthin war er 1934 ausgewandert, um vor den Nazis zu fliehen und hatte sich als Arzt eine neue Existenz aufgebaut. Seine Frau und seine Tochter waren in Deutschland geblieben, doch hegte er bis zuletzt die Hoffnung, sie nachkommen zu lassen.
Drei von Max Mohrs Romanen sind in den letzten Jahren erneut publiziert worden: „Venus in den Fischen“, eine Satire um Großstadtleben, Astrologie, Geburtshilfe und das Verhältnis der Geschlechter, „Frau ohne Reue“, die Beschreibung des Wegs einer Frau aus der Gebundenheit in ein Leben frei von allen Beziehungen, und „Das Einhorn“.
Um den Autor in seiner Geburtsstadt bekannter zu machen, wurde sein Name auf Antrag von Willi Dürrnagel in die Vormerkliste für Straßennamen aufgenommen. Bis heute fehlt im Stadtplan allerdings eine Max-Mohr-Straße. Im Februar und März 2002 brachte das Theater Chambinzky „Ramper" in einer Inszenierung von Reinhard Mahlberg mit Rainer Appel in der Titelrolle auf die Bühne. Möglich gemacht wurde das Projekt durch die Sparkassen-Stiftung, die Koenig & Bauer-Kulturstiftung und das Kulturamt der Stadt.
Die Homepage www.max-mohr.com entstand mit Unterstützung des Kulturreferats der Stadt München. Sie bietet umfangreiches Material zu Mohrs Leben, Werk und Wirkung, zu seiner Freundschaft mit dem englischen Schriftsteller D. H. Lawrence sowie viele Fotos.