"Wenn er eins nicht verträgt, dann ist das Regen!" Schauspieler Stephan Schad echauffiert sich. Er legt die Schwächen des Kontrabasses, der seine Pläne schon wieder durchkreuzt hat, gnadenlos offen. War doch geplant, "irgendwo außerhalb, auf'm Land" aufzutreten, "wenn’s nicht regnet!".
Oder wenn es nicht zu regnen drohte! Schon drohender Regen und auch durchweichtes Parkgelände am Darstadter Schloss sprachen für das Ausweichquartier in der Ochsenfurter Spitalkirche. Abbruch tat das dem Abend mit Patrick Süskinds Stück "Der Kontrabass" ganz und gar nicht, auch wenn so mancher doch auch wegen der Kulisse Zobel-Schloss Karten gekauft hatte.
Aber die Spitalkirche ist auch für literarische Inhalte geradezu perfekt. Für die Musik war das längst bewiesen. Süskinds Stück, die Tonqualität des großen Basses sezierend, bekam mit Henning Kiehn am Instrument Eigendynamik. Kiehn hat den auf die Kommastelle Hertz-genauen Part, holt sich das Solo, für das der Kontrabass angeblich nicht taugt. Als er überraschend seine Stimme dazunimmt, bahnt er mit "Miracle of Love" den Weg aus der Verlorenheit an.
Starke Interpretation durch Stephan Schad
Großer Applaus honorierte die starke Interpretation dieses Klassikers und den großen Monolog von Stephan Schad. Als desillusionierter Kontrabassist des Staatsorchesters hatte er sich an der Ambivalenz von Größe und Unbedeutendheit hadernd abgearbeitet – um natürlich doch wieder im Frack zu enden.
Das Publikum mag immer wieder mal mit der Tonqualität bei der Sprechrolle gehadert haben. Tobias Maehler, Leiter des Münchner Ensembles Persona, der die Produktion erstmals präsentierte, verwies auf die ganz kurzfristig geänderten Gegebenheiten. Gleichzeitig war er voll des Lobes für den Kultursommer Maindreieck (KUS) und den Allianzmanager Bastian Lange als Macher, den er zur Wahl und Auswahl von Räumen beglückwünschte, wo Kultur stattfinden kann.
Großer Mehrwert für die Region durch Kultursommer
Maehler war 2019 der erste Kooperationspartner des KUS, tourt in der Saison zu rund 60 Veranstaltungsorten. Hochwertige Kultur in die Fläche zu bringen, ist sein Credo. "Das ist eine kultur- und gesellschaftspolitische Verantwortung, die gar nicht genug betont werden kann", sagt der Kulturmanager Maehler. Entsprechend begeistert zeigte er sich, dass der KUS Maindreieck es geschafft hat, sich mit Kulturveranstaltungen zu etablieren – mit ganz großem Mehrwert für die Region, wie er findet. Das KUS hatte sich mit dem Kontrabass erstmals ein anspruchsvolleres Stück gewagt und konnte die Spitalkirche auch fast füllen.
Am Samstag, 20. Juli, geht der Kultursommer Maindreieck an der Mainuferpromende in Ochsenfurt weiter, direkt neben dem Spital. Das Würzburger Kammerorchester spielt die Mozart-Oper Cosi fan tutte open air. Die weiteren Veranstaltungen sind unter www.kus-maindreieck.de zu finden.