Mit der Aufführung des Oratoriums "Athalia" von Georg Friedrich Händel setzt der Monteverdi-Chor seinen Händel-Zyklus in der voll besetzten Würzburger Neubaukirche fort. Unter der wie immer lebhaften Leitung von Matthias Beckert erzählen Solisten und knapp 50 Sängerinnen und Sänger eine dramatische Geschichte aus dem Alten Testament, die sich im nach Salomon gespaltenen jüdischen Reich abspielt. Titelheldin Athalia, die sich von Jehova abgewandt hat und an Baal glaubt, hat alle Angehörigen des rechtmäßigen Königshauses ermorden lassen und sich zur Königin von Juda erhoben. Einzig Joas, der rechtmäßige König, gerettet von seiner Tante Josabeth, hat ihre blutrünstigen Verbrechen überlebt.
Unaufgeregt, trotzdem voller Dynamik und Kraft breiten sich Händels Melodien im vollbesetzten Konzertsaal aus. Mit Bravour gibt der Chor den Israeliten, den Wachen und Priestern, den Leviten und Jungfrauen ein Gesicht. Dank der souveränen Führung des Dirigenten werden mehrstimmig die unterschiedlichen Befindlichkeiten des Volkes - Unruhe und Unsicherheit, Dankbarkeit und Triumph - hörbar.
Eleganter Klangteppich
Dazu tragen auch die Musikerinnen und Musiker von "La Strada Armonic" bei, die auf historischen Instrumenten feinfühlig in idyllische Stimmungen, in schlichte Feierlichkeit und pastorale oder dramatische Sequenzen führen und für Chor und Solisten einen eleganten Klangteppich bereiten. Immer wieder treten einzelne Instrumentalisten auch solistisch hervor - beispielsweise die Querflöte, die eine Arie der Athalia ("Softest sounds no more can ease me...") begleitet. Ihre Rolle hat die Sopranistin Anna Nesyba übernommen. Mit gut geführter Stimme ist sie prädestiniert für Musik aus der Barockzeit. Als tyrannische Athalia sorgt sie für Spannung und Entsetzen, könnte in ihrer Rachsucht allerdings noch diabolischer sein.
Anna Feith glänzt mit Anmut und Eleganz. Ihr Sopran malt und fleht, bittet und dankt und harmoniert wunderschön im Duett mit Tenor Oliver Kringel, der in der Rolle des Königs von Juda, Joas, eine zuverlässige Darbietung abliefert. Gewohnt zuverlässig auch Bass Sven Fürst als Hauptmann der jüdischen Truppen Abner, der immer wieder mit differenzierter Ausgestaltung seiner Partie auffällt.
Den Hohepriester Joad gibt Altus Joel Vuik. Im Gegensatz zu den anderen Solisten ist er keine handelnde Person, sondern überdenkt und kommentiert das, was um ihn herum geschieht, in langsamen Arien und Rezitativen und präsentiert sich flehend, berührend, meditativ (besonders schön die Arie"O Lord, whom we adore").