Jahr für Jahr machen sich mehrere tausend Deutsche auf den Weg, um rund 400 Kilometer südlicher in Tirol ihren Urlaub zu verbringen. Magda Pjetri ist den umgekehrten Weg gegangen: 1946 wurde sie in Zams in Tirol geboren und verbrachte im nur wenige Kilometer abwärts gelegenen Roppen im Inntal die Kinder- und Jugendzeit. Es folgte der Besuch der Handelsschule in der Olympiastadt Innsbruck und über eine weitere Olympiastadt München führte der Weg ins Frankenland nach Röttingen.
Berufsziel war Bäuerin
Südtirol war zunächst auch von Magda Pjetri ein Wunschziel, weil es dort wärmer ist, als in den raueren nördlichen Tälern. Ihre Mutter und die Großeltern stammen aus Roppen, in der Nähe von Imst. Sie ist ein „Mischlingskind“ wie sie sich selbst bezeichnet. Ihr Vater, Stefan Heigl, kam aus dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, der Hallertau. Dort hatten die Großeltern eine Landwirtschaft, Hopfenanbau und Gastwirtschaft. Auch ihre Eltern hatten in Tirol eine Landwirtschaft mit vielen Tieren. Sie wäre auch gerne Bäuerin geworden und hat sich um eine Stelle als Gärtnerin bemüht. Aber es kam anders.
In den Schulferien verschlug es die Tirolerin zunächst nach Oberammergau in das Schmuckgeschäft ihrer Tante. Nach ihrer Heirat mit Simon Pjetri blieb sie Deutschland treu. Als eine der ersten ging die damals 23-jährige Dame zu einer Computerausbildung nach München. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch lange kein Studium dafür. Viele Jahre arbeitete sie in diesem neuen Berufszweig. Nach der Kinderpause und einigen weiteren Rechnerwelten wollte die zweifache Mutter lieber mit Menschen zu tun haben und landete bei einer Behörde, dem Arbeitsamt München, wo sie Tausende von Lebensschicksalen kennenlernte.
Hebräisch gelernt
Das gab ihr aber auch viele Impulse für Überlegungen, welche Regeln die Menschen für ein gutes Miteinander brauchen. Ab ihrem 40. Lebensjahr machte sie sich vermehrt Gedanken über die nach ihrer Meinung mitunter falsch gepredigten religiösen Vorstellungen, wo so gar nicht das Herz dabei ist. Dabei bemängelte sie die fehlenden Werte in der Gesellschaft und bekam Einblicke auch in die Vorstellungen der östlichen Welt. Die hebräische Sprache lernte sie mit rund 50 Jahren, weil sie einfach nicht glauben konnte, dass in der Bibel, die man als Wort Gottes ansieht, Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten vorkommen.
Hierzu erschien auch im November 2014 ihr erstes Buch mit dem Titel „Die Welt der Offenbarungen“. In Röttingen fand sie wenig später ihre zweite Heimat, da sich im geliebten Südtirol doch vieles verändert hat. Das stimmt die Naturliebhaberin sehr traurig. Man könne sich kaum noch so richtig an „daheim“ erinnern, wenn man sich dort aufhält, ihre Feststellung. Früher waren da bunte Wiesen, Berghänge, viel frische Luft und etwas Brauchtum, kurzum ein „Heidi-Romantikland“.
Auf Röttingen gestoßen
Im Rentenalter, als sie auf der Suche nach einem Garten war, kaufte sie sich im Taubertal ein kleines Fachwerkhaus und einen Garten am Ortsrand von Röttingen, am Haag. Dabei war ihr eine Weingegend herzlich willkommen. In Franken gab es die günstigeren Angebote und es kämen weniger Spritzmittel zum Einsatz, dachte sie zunächst. Als während der Suche dieses Angebot für ein Anwesen in Röttingen kam, stellte sich zunächst die Frage „Wo liegt Röttingen eigentlich“? An der Romantischen Straße, die sie bereits in der Jugend gerne bereisen wollte. Erkundigungen im Internet mit dem schönen Rathaus, der Burg, den Festspielen, Weingärten, Wald und vielen Obstbäumen bekräftigten ihre Wahl.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann wurden Radtouren von Rothenburg, Creglingen, Kunigundenkapelle und Aub unternommen, um die Gegend kennenzulernen. Hierbei fielen ihnen auch die vielen Bildstöcke auf, und sie brachten ihre Eindrücke mit der „Bildstockreise“ in ihrem zweiten Buch zu Papier.
Bei ihrer Umsiedlung nach Röttingen gab es jedoch verschiedene persönliche Probleme zu lösen. Die Hausrenovierung mit dem damit verbundenen Umzug sowie das Durchforsten der Röttinger Stadtgeschichte. Bei ihren Recherchen über Röttingen im Internet kam die Frage auf „War da nicht 1298 der Beginn der Judenverfolgung gewesen“? Bis ins 20. Jahrhundert hinein geisterten merkwürdige Voreingenommenheiten und Schuldgefühle durch die deutschen Lande. Ein großes Ölbild hing Jahrhunderte in der Röttinger Stadtpfarrkirche. Es zeigte die damaligen Ereignisse. Bei ihren Recherchen konnte sie den Fall klären. Vor Jahren wurde noch unter Pfarrer Michael Etzel nach Diskussionen das Bild entfernt. Bei besserer Erforschung könnten die schönen Seiten Röttingens besser herauskommen, ist sich Magda Pjetri sicher.
Abneigung gegen Spritzmittel
Zwei Jahre restaurierte sie das Haus in der Nähe der Burg Brattenstein, verputzte es innen wieder mit Lehm und rodete mehrere Gärten. Auszuprobieren, ob man vom Garten Leben kann, war ihr Ziel. Doch das ist nach ihrer Meinung unmöglich. Dies führt sie ganz klar auf Spritzmittel zurück. Nach ihrer Feststellung gehen dadurch im Frühjahr kaum Samen auf. „Unkrautvernichter arbeiteten gründlich, auch wo sie nicht hingespritzt werden“, sagt sie. Selbst die Erdbeeren schmeckten nicht mehr, sobald die Spritzmittel in der Luft liegen.
Mit ins Taubertal hat sie auch Teile der Zirbelmöbel ihrer Eltern und die Tiroler Tracht aus dem oberen Inntal gebracht. Diese hat ihre Mutter Antonia in ihrer Schulzeit von Hand genäht. Sie passe zwar noch, doch wann sie sie einmal anziehe, wisse die braun gebrannte Neu-Röttingerin noch nicht. Aktuell stehen noch die begonnene Renovierung ihres Hauses und weitere Bibeltexte mit historischen Daten an. Da sie schon von je her gerne Briefe geschrieben hat und ihr Münchner Job es erforderte, ist ein drittes Buch nicht ausgeschlossen. Der Grund für ihre bisherigen Bücher lag allein darin begründet, dass sich noch niemand um die Themen gekümmert hat.
Ihre Bücher können sowohl im Internet www.epubli.de als auch im Röttinger Rathaus erworben werden.