Die Infrastruktur ist ein Dauerbrenner-Thema in Ortschaften. Das war auch auf der jüngsten Gemeinderatssitzung in Zell zu spüren, in der es am Ende des öffentlichen Teils noch zu einem Zwist gekommen ist. Dabei hat der Dienstagabend in der Maintalhalle relativ unspektakulär begonnen.
Joachim Först vom gleichnamigen Würzburger Consulting-Büro stellte eine 2020 durchgeführte Markterkundung im Rahmen der Gigabit-Förderrichtlinie vor. "In Zell besteht derzeit kaum eine Förderfähigkeit. Daher empfehle ich Ihnen, noch bis 2023 abzuwarten", sagte Först an die Gemeinderäte gerichtet. Ab diesem Zeitpunkt seien voraussichtlich 411 Häuser förderfähig.
Letztlich geht es hier vor allem um die sogenannte letzte Meile, also einer Glasfaserleitung zwischen Verteilerkasten und Häusern. Dort liegen aktuell noch überwiegend Kupferleitungen, die keine allzu hohen Bandbreiten zulassen. "Insgesamt steht Zell jedoch gut da, weil viele an die Leitungen von Kabel Deutschland angeschlossen sind. Zusammen mit dem Vectoring der Telekom sollte sich die Zeit bis zum Glasfaserausbau gut überbrücken lassen", so Först, der deutlich machte, dass es sich dabei um einen aufwendigen, mehrjährigen Bauprozess handelt.
Schon deutlich weiter ist man bei den Baumaßnahmen an der örtlichen Grundschule. Dort ist zuletzt ein neues Gebäude für die Mittagsbetreuung entstanden, das in Kürze bezugsfertig ist. Nun geht es noch um die Neugestaltung von Schulhof und Parkplatz. Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte-Freie Wähler) wies das Gremium auf ein Sonderprogramm des Freistaates Bayern hin, das den Ausbau ganztägiger Betreuungsangebote fördert. Allerdings müssten diese vor dem 30. Juni begonnen und bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, "was hier sehr ambitioniert ist", so Kipke weiter.
Ausreichend Spielgeräte vermisst
Das Architekturbüro Nebauer+Partner, das auch den Erweiterungsbau geplant hat, reichte einen Vorschlag für die Freifläche ein, bei dem einige Räte noch Details wie ausreichend Spielgeräte vermissten. Thomas Hetterich (CSU/Freie Zeller Bürger) regte an, dass jede Fraktion bis kommenden Dienstag ihre Wünsche an das Architekturbüro weiterleitet, damit es konkreter werden kann. Dem schloss man sich an.
Im Punkt "Verschiedenes" kochte anschließend die Parkplatz-Problematik rund um den neuen Klosterhof in der Ortsmitte hoch, in dem überwiegend privat gewohnt wird. Zum Hintergrund: Die Gemeinde hat hier vor knapp zwei Jahren das Refektorium des früheren Unterzeller Klosters für 575 000 Euro gekauft. Was damit passiert, ist noch offen. In jedem Fall ist dieser Kapitelsaal ohne Parkplätze erworben worden. Darüber ist in der Sitzung nun ein Streit entbrannt.
Kipke berichtete, dass der Investor ihm gegenüber auf Nachfrage mitgeteilt hat, dass er damals auch Parkplätze mit angeboten hat. Verwaltungsleiter Christian Öder wusste davon nichts: "Das war nie ein Thema und in den Verträgen, die auch dem Gemeinderat vorgelegen haben, stand nichts von Parkplätzen."
Diese Aussage erzürnte wiederum Dirk Wegmann und Bernd Spengler (beide SPD/Junge Liste Zell). Spengler warf der Verwaltung vor, dass sie das ehrenamtlich tätige Gremium seinerzeit darauf hinweisen hätte müssen. Öder wies dies zurück. Für Jessica Hecht (Grüne) sei das nun nicht mehr zu ändern. "Es sollte aber überprüft werden, ob sich der Investor daraus einen geldwerten Vorteil verschafft hat, dass er die Parkplätze dann privat verkaufen konnte."
Parkraum in näherer Entfernung
Kipke versuchte die Wogen zu glätten, indem er deutlich machte, dass in näherer Entfernung Parkraum zur Verfügung steht oder geschaffen werden könnte. Die ehemalige Bürgermeisterin Anita Feuerbach (CSU/FZB), in deren Amtszeit dieser Ankauf fiel, erklärte auf Nachfrage, dass die Realisierung von öffentlichen Parkplätzen in der Mainuferstraße – an der Böschung zur Staatsstraße – nach wie vor möglich sei. "Der Ankauf eines einzelnen Parkplatzes auf dem Gelände Klosterhof 20, wäre – auch wenn er angeboten worden wäre – aus meiner Sicht nicht zielführend gewesen. Denn ein einzelner Parkplatz wäre weder für eine Bücherei noch eine andere öffentliche Nutzung ausreichend." Außerdem stünde jetzt ein Platz mehr für die Anwohner zur Verfügung, so Feuerbach. "Dieser Anwohner parkt schon mal nicht in der Hauptstraße – und das täglich."
Dass für einen Veranstaltungsraum - ob Bücherei oder etwas anderes - auch mehrere öffentliche Parkplätze in der Nähe zur Verfügung stehen sollten, erklärt die ehemalige Bürgermeisterin, sei für sie eine Selbstverständlichkeit und unausgesprochener Arbeitsauftrag gewesen. Kipke schwebt als Nächstes eine Art runder Tisch vor, um zu einer Entscheidung zu kommen, wie das Refektorium künftig tatsächlich genutzt wird.