Der Dreißigjährige Krieg in der Literatur, dieses Thema stellte der Arbeitskreis Geschichte einem interessierten Publikum in der Stadtbibliothek vor. Dabei spannte sich der Bogen von der zeitgenössischen Literatur, der Barockdichtung, bis in die jüngste Gegenwart hinein mit Daniel Kehlmanns Roman „Tyll“, erschienen im Oktober 2017. In diesem zeitlichen Rahmen präsentierte Manfred Hinkelmann ausgesuchte Romane, Dramen und Gedichte, Günter Jäger trug passende Textabschnitte daraus vor.
Zunächst wurde an Beispielen dargelegt, wie sich in der Barocklyrik die Schrecken des Krieges widerspiegeln, etwa in den frühen Sonetten des schlesischen Dichters Andreas Gryphius oder in den Kirchenliedern des evangelischen Theologen Paul Gerhardt. In den Jahrhunderten nach dem Krieg befassten sich zahlreiche Autoren in ihren Werken mit den politischen Hintergründen, aber vorrangig mit den alltäglichen Wirren und Gräueln des Kriegsgeschehens. Hervorgehoben wurden die Wallenstein-Trilogie von Friedrich Schiller, namentlich die Kapuzinerpredigt im 1. Teil, „Wallensteins Lager“, und Gustav Freytag mit seinem detailgenau nach den Quellen abgefassten Geschichtswerk „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“.
Nicht mehr von den Spielplänen wegzudenken
Als wohl bekanntestes Beispiel aus dem 20. Jahrhundert gilt Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“, ein Stück, das seit seiner Inszenierung durch das Berliner Ensemble im Jahre 1949 nicht mehr von den Spielplänen der deutschsprachigen Theaterbühnen wegzudenken ist. Ricarda Huch wurde genannt mit ihrem historischen Roman „Der große Krieg und Deutschland“ und ausführlich ging der Referent auf die vielschichtige Erzählung “Das Treffen in Telgte“ von Günter Grass ein, heißt es in einer Pressemitteilung.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand schließlich der große Zeit- und Schelmenroman „Der abenteuerliche Simplizissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, einem damaligen Landsknecht und somit unmittelbaren Zeitzeugen. In jenem Werk entwirft Grimmelshausen ein fesselndes Panorama des Dreißigjährigen Krieges, wobei das düstere Geschehen viele Male durch humorvolle Abschnitte aufgeheitert wird. So brachte ein treffendes Beispiel hierfür gegen Schluss der Veranstaltung die Zuhörer bei allem, was sie vorher über Krieg und Zerstörung zu hören bekamen, auch einmal zum Lachen.
Abgerundet wurde die Lesung mit einem Gedicht von Heinrich Heine, dem „Lied der Marketenderin (Aus dem Dreißigjährigen Krieg)“, einer Hommage an alle Marketenderinnen, jene unentbehrlichen Trossfrauen. Als Songtext von Katja Ebstein aus ihrem Heinrich-Heine-Zyklus setzte dieses Lied den gelungenen Schlussakzent.