
Frau Uhlig und Herr Karl gaben sich die Ehre. Und über 900 Menschen wollten dabei sein in der Würzburger Posthalle. Fast alle im gesetzteren Alter, kaum jemand unter 30, die allermeisten als Paare, aber auch viele Frauen-Cliquen. Was hat sie hergelockt zum Bühnenprogramm "Beziehungsstatus: erledigt" ?
Erhoffen sie sich von dem Schauspieler- (und Influencer-) Paar noch ein paar Tipps für die Verbesserung der eigenen Beziehung? Suchen sie nach einem letzten Anstoß, die eingeschlafene Partnerschaft ganz zu beenden? Oder wollen sie einfach nur lachen über den Alltag zwischen Mann und Frau, wie sie ihn von zu Hause kennen? Für die Mittfünfziger Hubert und Maria aus Rimpar ist es eindeutig das Letztere: "Wir kennen die beiden als tolle Schauspieler in verschiedenen Fernsehfilmen und Serien und wollen uns einen unterhaltsamen Abend gönnen".
Etwas abgestandenen Auflockerungsübungen
Los geht es aber erst mal weniger unterhaltsam – mit dem guten alten Mitmachtheater. Getrennt nach Geschlechtern und eingeteilt in Sitzblöcke sollen die Zuschauer einstudierte Wortfolgen chorisch und möglichst lautstark skandieren – na ja. Dabei hätten Elena Uhlig und Fritz Karl solche doch etwas abgestandenen Auflockerungsübungen gar nicht nötig. Die beiden Bühnenprofis haben den Saal von der ersten Sekunde ihres Auftritts an im Griff. Ihre Ausstrahlung und Bühnenpräsenz erreicht selbst die hintersten Reihen, wo manche sogar stehen, um keine Geste oder Mimik zu verpassen. Denn zu sehen gibt es reichlich in den beiden Gesichtern, die wie eine Filmspur die Texte begleiten.
Und diese Texte drehen sich natürlich alle rund um das Thema Liebe. "Warum liebe ich Ihn?" fragt sie sich, um gleich die einfache Antwort hinterherzuschicken: "Die Liebe kommt einfach, und niemand weiß warum." Ganz behutsam umkreisen sie das Wortfeld "Liebe" mit historischen oder philosophischen Zitaten, versuchen dem Phänomen in seinen unterschiedlichen Facetten näher zu kommen. Aus der Liebe folgt oft, nicht immer, eine Ehe, und auch hier weiten Elena Uhlig und Fritz Karl den Blick: Vom heimischen Küchen-Hochtisch mit zwei Barhockern blicken sie hinaus in die Welt, mit den völlig unterschiedlichen Wortritualen in den Standesämtern von Thailand bis nach Hawaii. Dabei schöpfen Frau Uhlig und Herr Karl, wie sie sich selbst immer wieder nennen, auch aus eigenen Lebenserfahrungen.
Die Mühen des Beziehungsalltags
Nach siebzehn zusammen verbrachten Jahren und vier gemeinsamen Kindern haben sie im vergangenen Herbst geheiratet. Sie wissen also wovon sie sprechen, wenn sie über das zuviel an Geschirr reden, das aus zwei Haushalten stammt und durch ein 48-teiliges, neues gemeinsames (und damit drittes) ergänzt wird, was dann natürlich im viel zu kleinen Geschirrschrank keinen Platz mehr findet. Überhaupt sind es die Mühen des Beziehungsalltags, die die große Liebe schnell abstürzen lassen können: wenn man sich nicht einig ist, was für die Einladung gekocht wird; oder wenn er sich nach einem Streit wortlos in den Schmollwinkel zurückzieht.
Keineswegs ausgespart wird das mitunter heikle Thema Sex. Überaus komisch, zugleich unverblümt und direkt erzählen sie, was passiert, wenn er sie mit einem Liebhaber überrascht, wenn die Sexualpraktiken mal unkonventioneller werden oder wenn im Bett die Ex-Partner oder gar Mutter beziehungsweise Vater als virtuelle Geister im Freud`schen Sinne anwesend sind. Da geht ein leises Raunen durch den Saal. Doch am Ende erfordert der stürmische Applaus noch eine Zugabe. Und nicht nur Hubert und Maria gehen mit einem breiten Lächeln zum Bus.