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Würzburg
Von Dikreiter bis Versl: 80 Jahre Landschaftsmalerei am Main
Konservativ, aber überwältigend: Heiner Dikreiters Mainlandschaft aus dem Jahr 1946 (Ausschnitt).
Foto: Joachim Fildhaut | Konservativ, aber überwältigend: Heiner Dikreiters Mainlandschaft aus dem Jahr 1946 (Ausschnitt).
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 17.07.2021 02:17 Uhr

Einen anregenden Besuch verspricht die Ausstellung "Stadt.Land.Fluss. Fränkische Landschaftsmalerei" im Kunsthaus Michel an der Würzburger Semmelstraße. Knapp drei Dutzend der "schönsten Beispiele aus den letzten 70, 80 Jahren", so Galerist Gerd Michel, kleiden die Saalwände, dazu große Konvolute in Mappen. Die kann man still genießen oder mit Begleitern besprechen, wo diese und jene Gegend wohl sein mag, oder mit dem Inhaber über die Künstler reden.

Zu alledem gibt es reichlich Inspiration. Die hatten die Maler auch, allerdings nicht immer im Mainland. Vor allem der gebürtige Freisinger Bruno Braun, der mit seinen winterlichen Gouachen gleich den Anfang macht, steuerte einige oberbayerische Motive bei. Und er ist die Hauptentdeckung dieser Schau. Sein absolut sicherer schwungvoller Pinsel zauberte Lichtstimmungen auf die großen Papiere, die niemals abwinken lassen: Ach, Post-Impressionismus halt… Das ist, mit Schwerpunkt auf den Fünfzigerjahren, ein sehr eigenständiger Realismus – und auf jedem Bogen gleichzeitig eine Demonstration malerischer Virtuosität, nur eben ganz im Dienst der Sache.

Überraschende Stilmerkmale der Neuen Sachlichkeit

Ebenfalls mehrfach vertreten ist der regional weitaus prominentere Heiner Dikreiter. Das größte Format zeigt eine Totale des Maintals aus dem Jahr 1946 und provoziert Gedanken an Dikreiters Nähe zum Totalitarismus der Nationalsozialisten. Im Kontrast zu dieser Überwältigungsästhetik steht ein Gruppenbildnis desselben Malers mit überraschenden Stilmerkmalen der Neuen Sachlichkeit. Wie gesagt, "Stadt.Land.Fluss" ist eine anregende Zusammenstellung, bei der die konservativen Positionen deutlich als solche ins Auge fallen – auch und gerade durch offensichtliches Langweilertum. Das Kunsthaus beschränkt sich auf wenige Beispiele.

Dazwischen schimmert ein bisschen Josef Versl: "Über den gibt es ja schon Massen an Literatur, und Versl haben wir vor zwei Jahren schon aufgearbeitet", erklärt Michel die quantitative Zurückhaltung. Joachim Schlotterbeck und Curd Lessig sorgen zwischendrin für kräftige Farbakzente, dezent hingegen das Kolorit von Albert Banskas Farbholzschnitten. Aus dessen voriger Einzelausstellung am selben Ort hängen noch etliche kleine Stadtansichten im Vorraum; im Hauptsaal lernt man ihn nun mit drei sehr schönen Beispielen als Landschafter kennen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Außerdem möchte das Kunsthaus die wöchentlichen Freitags-Begegnungen After-Network gern wiederaufnehmen, wenn's die Corona-Lage erlaubt. Dann sind vor dem Abendprogramm Kurzvorträge zu einzelnen Künstlern geplant.

Die Ausstellung ist vom 16. Juli bis zum 17. September im Kunsthaus Michel zu sehen: Montag bis Freitag, 10-18 Uhr.

 
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