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WÜRZBURG
Von der Liste gestrichen: Denkmal erhalten oder abreißen?
Soll verschwinden: Der Altbau in der Sedanstraße 7 soll für einen Neubau Platz machen. Die Stadtbildkommission will ihn retten.
Foto: Theresa Müller | Soll verschwinden: Der Altbau in der Sedanstraße 7 soll für einen Neubau Platz machen. Die Stadtbildkommission will ihn retten.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:43 Uhr

Umgeben von anderen Gebäuden, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, steht in der Sedanstraße 7 ein Haus, das im Jahr 1912 errichtet wurde und ursprünglich als chemisches Labor genutzt wurde. Hinter diesem historischen Gebäude, das bereits einmal in der Denkmalliste stand, aber inzwischen daraus wieder gestrichen wurde, schließen sich verschiedene später entstandene Anbauten an.

Das gut erhaltene Vordergebäude und die Anbauten sollen abgerissen werden und an ihrer Stelle ein neues Wohngebäude entstehen. In der letzten Sitzung der Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA) war dies umstritten.

Architekt Frank Zumkeller plant auf dem Grundstück zwei selbstständige Gebäude, die durch einen gemeinsamen Eingangsbereich in der Mitte miteinander verbunden sind. Schon dies war einigen Kommissionsmitgliedern ein Dorn im Auge. Denn sie wollten nicht verstehen, dass der Eingang zu den Wohnungen nicht an der Straßenseite, sondern mitten im Grundstück liegt.

Architekt Ferdinand Stracke (München) machte sich dafür stark, dass die mit Flachdächern geplanten Gebäude auf jeden Fall Giebeldächer bekommen sollten. Damit würden sie sich besser in den Straßenraum integrieren und die Kontinuität der bestehenden Bebauung sichern.

Stadtheimatpfleger Hans Steidle schnitt ein weiteres Thema an: Er setzte sich dafür ein, den alten Kopfbau zu erhalten und warnte vor einem vorschnellen Abriss. Dieser, so erklärte Architekt Zumkeller zuvor, habe Raumhöhen von bis zu 4.20 Meter und eine zentral gelegene großzügige Treppenanlage. Beides sei mit den geplanten Neubauten nicht kompatibel.

Steidle und Architekt Bernhard Winking (Hamburg) meinten indes, dass es gerade für die alten und hohen Räume Interessenten geben müsste – beispielsweise für Künstlerateliers, Kanzleiräume, Architekturbüros. Dahinter könne man immer noch einen Neubau errichten. Steidle warb dafür, sich der Herausforderung, den Kopfbau zu retten, zu stellen.

Wenig Hoffnung machte ihm dabei Stadtbaurat Christian Baumgart. Die Frage sei doch, ob Architekt und Bauherr diese Räume für ihr Projekt benötigten. Es sei völlig legitim, wenn sie ohne die Altsubstanz etwas Neues bauen wollten. „Wir können nur an sie appellieren, den Bestand zu erhalten“.

Für Architekt Frank Zumkeller ist ein Erhalt beziehungsweise eine Nutzung der alten Räume weder vorstellbar noch wirtschaftlich vertretbar. Der Aufwand für den Erhalt sei zu hoch und außerdem seien dann gravierende Veränderungen an der Planung erforderlich.

Jedenfalls möchte die Stadtbildkommission das Projekt nochmals vorgelegt bekommen. In einem neuen Entwurf soll überprüft werden, ob die Gebäude anders auf dem Grundstück angeordnet werden können.

Der Plan des Architekten: Zwischen alten Giebelfassaden soll in der Sedanstraße ein Neubau mit Flachdach platziert werden. Der Stadtbildkommission gefällt das nicht.
Foto: Abbildung: Architekturbüro Zumkeller | Der Plan des Architekten: Zwischen alten Giebelfassaden soll in der Sedanstraße ein Neubau mit Flachdach platziert werden. Der Stadtbildkommission gefällt das nicht.
 
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  • F. E.
    Wie kann man bloß auf die Idee kommen so ein markantes Gebäude abzureißen? Wenn ich in Europa unterwegs bin in den vielen wunderschönen alten Städte kann man sich nur schämen für Bayern. So lasche Denkmalgesetze wie hier im Freistaat gibt kaum woanders. Das Landesamt für Denkmalpflege hat aufgegeben vor so viel Profitgier und Banausentum. Der Kulturstaat Bayern ist eher eine Lachnummer.
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  • H. H.
    ist doch eh nur was für kleine Leute.

    Wenn man als solche/r mit einer Immobilie in den Bereich des Ensemble- oder gar des Denkmalschutzes gerät, muss man vorsichtig sein, nicht plötzlich Riesenärger zu kriegen. Den Normalbürger/innen kann man ja so richtig die Daumenschrauben anlegen zum Ausgleich für all das, was im Großen einfach so geht. Der Bonatz-Bau/ Stuttgart Hbf: ein Gericht hat geurteilt, dass die wirtschaftlichen Interessen des Eigentümers den Denkmalschutz überwiegen. Und weg mit den Seitenflügeln!! Ja so ein Urteil hätt' so manche/r normale Hausbesitzer/in auch gern.

    Ich schlage vor, wir schaffen den Denkmalschutz ab. Die großen Sünden verhindert er eh nicht, und die kleinen sind vor diesem Hintergrund schon fast egal. Kann die öffentliche Hand einen Haufen Geld sparen und stattdessen in die Bildung investieren. Brauchen wir nur noch (ein) Plätzchen, wo sich ein paar frustrierte weil arbeitslos gewordene Leute-Willkürlich-Schikanierer hinfort auskrampfen dürfen...

    Oder?
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  • G. K.
    Wie gibts denn so etwas? Erst steht das Gebäude auf der Denkmalschutzliste, dann plötzlich wieder nicht mehr. Die Stadt als unterste Denkmalschutzbehörde beaufsichtigt sich selbst (!!!) und da kann man nun gut sehen, was passiert, wenn man den Bock zum Gärtner macht.

    Wenn es dem Investor nicht in den Gewinnmaximierungsplan passt, daß Altes erhalten werden soll, wird die Immobilie eben mal ganz schnell umgewidmet, oder wie? Sind wir eigentlich schon in Hinterbribestan?

    Man darf, ganz nebenbei bemerkt, auch auf das zukünftige Erscheinungsbild gespannt sein, der gleiche Architekt, Herr Zumkeller, hat uns ja bereits den wunderbaren Bau auf dem Marktplatz beschert.

    Wenn man über den Würzburger Tellerrand hinaussieht, kann man in anderen Städten gut beobachten, wie sich sehr wohl Altes mit Neuem hervorragend kombinieren lässt, vermutlich ebenfalls mit Gewinn. Aber dort sind vermutlich die Verantwortungsträger in der Verwaltung anders drauf.
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  • G. G.
    Früher war Architektur eine Kunst, heute braucht man eigentlich nur noch Statiker, da alle Gebäude von außen aussehen wie Schuhschachteln (siehe auch die Pläne für den Volksgarten). Die Ansichtspläne hierzu kann jeder Dreijährige im Kindergarten zeichnen.
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  • M. R.
    Das alte Ding sollte abgerissen werden. Wir haben in Deutschland, vor allem in den Gemeinden Unterfrankens unzählige denkmalgeschützte Gebäude. Das Haus ist nunmal nicht hübsch und einfach nur weltfremd.
    Was will ich denn mit einer Raumhöhe von 4,20 Meter? Mehr heizen? Wir sollten endlich mal alte Zöpfe abschneiden und nach vorne schauen. Vor allem aber können wir uns solche Diskussionen nicht leisten, solange Menschen in Würzburg kaum Wohnraum bekommen!
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  • G. K.
    ... liegt wohl eher daran, daß eine Wohnung, in der noch vor 40 Jahren von Mama, Papa und drei Kindern bewohnt wurde, heute einen Single beherbergt.

    Mit den Argumenten ihrer Abrissbirnen-Mentalität könnte man Residenz, Dom und Festung auch gleich einebnen. Nach vorne schauen ist ok, aber dazu braucht es keine Bagger. Wir haben genug (Konversions-)Flächen, die für Neubauten genutzt werden können, sogar für solche, die gelungen aussehen.

    Nebenbei interesssiert es wirklich kaum jemend, was SIE mit einer Raumhöhe von 4,20m anfangen wollen.
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  • G. S.
    Früher, früher, früher! Wenn ich das schon lese, dann weiß ich, wer in der Vergangenheit lebt und deshalb keine Zukunft hat. Früher hatten Autos keine Klimaanlage, kein Gebläse, kein Navi usw. Jesus wandelte barfuß umher und er war Single! Wir leben in einer Single-Gesellschaft. Und ein Mensch, der alleine leben möchte, dem darf man nicht vorschreiben, wie er zu leben hat. Wollen Sie Wohnungen zuweisen, wie einst in der DDR, oder was ist hier los? Das komische Gebäude hat mit dem Stadtbild gar nichts zu tun. Weg damit! Es gibt andere "Schandflecken", um die sich die Stadtverschönerer bemühen sollten. Deren Arbeit sehe ich nicht so positiv, wie die sich selbst sehen. Wäre es anders, dann hätten wir nicht ein Bankgebäude auf dem Marktplatz und Parkplätze vor der Residenz. Und vom futuristischen Fraunhoferinstitut ganz zu schweigen. Über dieses "moderne" Bauwerk an der Talavera regt sich komischerweise niemand auf.
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  • G. K.
    ... an der Talavera gelungene Architektur ist? Über den Abriss der Polizeistation dort hat sich niemand aufgeregt, das war auch gar nicht nötig.

    Im Übrigen lebe ich keineswegs in der Vergangenheit, möchte aber ein lebens- und liebenswertes Umfeld und setze mich dafür auch ein.
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  • U. B.
    ...ist möglicherweise gelungen? Denn es passt nach meinem Geschmack optisch und thematisch.
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  • M. R.
    Ich kommentiere hier nicht erst seit gestern. Sollten Sie meine Postings kennen, wissen Sie, dass ich keineswegs die Festung oder Residenz abreißen möchte, vielmehr möchte ich die Residenz von Autos befreien. Dieses Haus ist allerdings für mich nicht erhaltenswert.
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