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Veitshöchheim
Von der Kirchenmalerei beeinflusst
Steffi Mayer vor einem ihrer Werke.
Foto: Katharina Muth | Steffi Mayer vor einem ihrer Werke.
Katharina Muth
 |  aktualisiert: 19.11.2022 02:38 Uhr

Manchmal sind es im Leben die Umwege, die dich auf den richtigen Weg bringen. So war es auch bei der in Erlabrunn aufgewachsenen Künstlerin Steffi Mayer. Als Jugendliche nahm sie privaten Kunstunterricht, bewarb sich nach dem Abitur an der Düsseldorfer Kunstakademie - und wurde direkt abgelehnt. "Ich wusste dann überhaupt nicht, was ich machen kann und da kam meine Tante auf die Idee, eine Ausbildung zur Kirchenmalerin zu machen. Dann habe ich mir das in Sommerhausen angesehen und bin direkt dort geblieben- das war so toll.", schwärmt die Künstlerin. In der Kirchenmalerei ginge es zwar in erster Linie um Rekonstruktion und Retusche, "aber manchmal durfte ich auch Bilder nachzeichnen, von denen es nur noch ein Foto gab. Das war großartig.", erinnert sie sich.

Manchen Bildern ihrer Ausstellung "Rettungsmanöver", die aktuell in der Bücherei in Veitshöchheim zu sehen ist, sieht man Züge der Kirchenmalerei deutlich an, auch wenn die Künstlerin selbst diese nicht sieht: "Aber irgendwie hat alles im Leben Einfluss auf deine Kunst, auch wenn er dir nicht bewusst ist."

Nach der Ausbildung studierte die heute 55-Jährige an den Kunsthochschulen in München und Hamburg. Auch während dieser Zeit blieb sie ihrer Liebe zu alten Bildern treu: "Während meiner Zeit in München bin ich immer wieder in die alte Pinakothek gegangen, weil ich diese alten Bilder am liebsten mochte."

Heute arbeitet Steffi Mayer als freischaffende Künstlerin und unterrichtet Kunst an einem Gymnasium. Bei der Produktion ihrer Werke bleibt sie bei ihren Wurzeln: "Ich verwende das sehr alte Medium der Malerei in ihrer ursprünglichen Funktion: Der Darstellung von sichtbarer Wirklichkeit." In ihren Aquarellen und Ölgemälden verwende sie gerne Techniken oder Vorlagen aus längst vergangener Zeit. Auf technische Hilfsmittel verzichte sie dabei völlig: "Ich zeichne immer nach Modell. Ich fotografiere nie etwas und zeichne es später ab, das kann ich gar nicht und das langweit mich zu Tode. Ich brauche dafür einfach den Moment.", erklärt sie.

"Das, was die Gesellschaft beschäftigt, wird von der Kunst aufgenommen- ich denke, das war zu jeder Zeit so."
Steffi Mayer, Künstlerin

Auch mit ihrer Ausstellung möchte sie darauf aufmerksam machen, dass Malerei in ihrer ursprünglichen Form ihre Daseinsberechtigung hat und weiterhin existieren sollte. Die Künstlerin zitiert in der Einladung zur Ausstellung einen 50 Jahre alten Text von Stanislas Lem:

Gemälde von Steffi Mayer in der Bücherei Veitshöchheim
Foto: Katharina Muth | Gemälde von Steffi Mayer in der Bücherei Veitshöchheim

"Die Kunst explodiert wie das Universum ins Leere, ohne Widerstand, also ohne Halt zu finden. Wenn man schon alles kann, ist auch das Nichts etwas wert."

Es ginge nicht immer darum, etwas Neues zu erfinden: "Es muss nicht immer etwas Schreiendes sein mit Videos und bewegten Bildern. Was hat das mit Kunst zu tun?", fragt Steffi Mayer.

Auch bei ihrer Arbeit in der Schule merke sie, dass dies gar nicht das ist, was die Kinder suchten: "Ich erlebe, dass man die Kinder auch mit alten Werken begeistern kann. Es muss nicht immer etwas Neues oder Zeitgemäßes sein, um Kinder an Kunst heranzuführen. Das verstehen sie oft gar nicht. Da haben sie gar keinen Zugang.", berichtet sie aus ihrem Schulalltag. Aber die Malerei sei in einer schwierigen Phase, da sie in der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verliere und nicht mehr wahrgenommen werden würde: "Auch bei den großen Ausstellungen wie bei der Documenta, geht es immer mehr nur ums Politische. Das muss immer irgendwie ein Publikumshype sein. Ich mag aber einfach die stille Kunst.", erläutert Steffi Mayer.

Ihre aktuelle Ausstellung soll in diesem Sinne ein "Rettungsmanöver" für die bildende Kunst sein, auch, weil das Thema in die aktuelle Zeit passe: "In der Gesellschaft ist das Thema "Rettung" gerade in der Luft: Wenn es zum Beispiel ums Klima geht. Alles muss gerettet werden. Auch in Bezug auf den Krieg in der Ukraine.", erklärt sie. Außerdem würden Künstlerinnen und Künstler von der Zeit, in der sie leben, beeinflusst: "Das, was die Gesellschaft beschäftigt, wird von der Kunst aufgenommen- ich denke, das war zu jeder Zeit so."

Die Ausstellung ist noch bis 30. Dezember in der Bücherei in Veitshöchheim zu sehen.

 
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