Bushido galt als der bekannteste Skandal-Rapper Deutschlands. Heute zeigt er sich als liebevoller Großfamilien-Vater. 2024 geht er auf seine letzte Tour und wird am 6. Juli auch in Bad Mergentheim Halt machen.
Dabei wird er auch viele seiner alten, stark in der Kritik stehenden Songs spielen. Was denkt er heute davon? Steht er noch hinter den teils homophoben und gewaltverherrlichenden Inhalten? Ein Interview.
Bushido: Gerade bin ich in Deutschland für die Vorbereitung auf die Tour, bisschen Musik machen und auch für Interviews. Ich bin jetzt länger in Europa, versuche aber dazwischen noch etwas Urlaub zu schieben, wenn meine Frau und meine Kinder hier sind. Anfang Mai geht es dann zurück nach Dubai und dann bin ich im Sommer fast jeden Monat für Open-Air-Konzerte wieder in Deutschland. Mir fehlen die Kinder und meine Frau, das muss ich ganz ehrlich sagen. Das ist auch der Grund, warum alle auf Tour mitkommen. Wir gehören zusammen und die Zeit möchte ich mit allen zusammen genießen.
Bushido: Wann war das denn?
Bushido: Vor 15 Jahren hattest du keine Bauchschmerzen?
Bushido: Da könnte man jetzt natürlich die Frage in den Raum werfen, ob du das heute frauenfeindlich oder homophob siehst, weil du eine Entwicklung durchgemacht hast. Oder war es damals vielleicht auch gar nicht als homophob und frauenfeindlich angesehen? Der Standpunkt des Betrachters ist also ausschlaggebend. Für mich persönlich waren meine Texte noch nie frauenverachtend. Und per se auch nicht homophob. Ich kann aber verstehen, dass Leute das anders sehen. Doch ich persönlich weiß, wie ich das gemeint habe. Und da kommen wir zum nächsten Problem. Wenn das jetzt jemand anders empfindet, obwohl ich es nicht so gemeint habe, ist die Frage, wer da jetzt die größere Berechtigung hat? Ist es nur nicht so, weil ich es nicht so gemeint habe? Oder ist es so, weil es jemand anders wahrnimmt?
Bushido: Wenn man mich vor zehn Jahren gefragt hätte, ob ich etwas gegen Frauen habe, antisemitisch bin oder homophob, dann hätte ich damals schon deutlich nein gesagt. Ich finde, dass jeder Mensch auf dieser Welt frei leben darf, soll und muss - unabhängig von seiner Religion, Sexualität oder Herkunft. Wir sollten uns alle an unserer Freiheit ergötzen können. Wenn ich so aufgewachsen bin, dass in meinem Umfeld das Wort "schwul" genutzt wurde, um darzustellen, dass etwas negativ behaftet ist, dann mag das korrekt sein, da gebe ich jedem recht, der das kritisiert. Aber ich bin nie homophob gewesen. Und wenn ich jemanden sage, dass ich das nicht bin, dann möchte ich, dass das respektiert wird und nicht zitiert wird, was ich vielleicht mal 2003 gesagt habe.
Bushido: Da bin ich total entspannt. Natürlich habe ich mit meiner Musik eine gewisse Verantwortung, der bin ich mir bewusst, aber als Teil eines familiären Konstrukts ist man auch in der Verantwortung, dass man sich gegenseitig Werte vermittelt. Wenn man zu Hause nicht gelernt hat, Dinge differenzieren zu können, dann ist nicht die Musik das Problem, sondern der Mensch, der leicht zu manipulieren ist.
Meine Kinder sind gut und frei erzogen und offen. Wenn wir mit ihnen über Dinge sprechen müssen, die unangenehm sein können, dann bringen wir ihnen das kindgerecht bei. Wir verkaufen sie nicht für blöd, wir wischen nicht einfach etwas vom Tisch. Wir gehen mit allem offen und ehrlich um. Wenn sie mal Songs von mir hören – das kann und will ich gar nicht verhindern – in dem auch mal etwas gesagt werden könnte, was ein Kind vielleicht so nicht hören sollte, dann sind wir da immer im aktiven Austausch. Ich sage dann "ey, ihr wisst, das ist nur Musik, das dürft ihr so nicht sagen". Das ist ein tolles Verhältnis, was wir da haben.
Bushido: Ich dachte kurz, du sagst Großvater, das wäre das Ende unseres Gesprächs gewesen (lacht). Die letzten Jahre waren voll mit Lehren, wir sind ja in sehr schlimme Zeiten gekommen. Da war 2018 die Trennung meines Umfelds, die sehr unschön gelaufen ist, dann Personenschutz, der sehr belastend ist und dann auch noch die Coronapandemie. Ich habe viel Zeug gelernt, was aber vor allem zu einer großen Erkenntnis geführt hat: Das Wichtigste in meinem Leben habe ich bereits. Das ist nicht der nächste Plattendeal oder die nächste Gage, sondern das sind meine Frau und meine Kinder. Alles andere ist nice to have und auch wichtig, das im Fokus zu haben.
Und ich bin ja gerne Geschäftsmann, der gerne viel Geld verdient, aber letztendlich ist meine Familie das, was mich definiert als Mensch. Ich hatte lange Zeit keine Freude mehr am Leben, ich hatte viele Monate, da wollte ich morgens nicht aufstehen. Ich habe an mir gearbeitet, bin seit vier Jahren in Therapie und habe einen ganz anderen Blick auf mein Leben gewonnen.
Bushido: Es wird ein sehr tagesaktuelles Album werden, so werden Themen aufgenommen wie der Wegzug nach Dubai oder die erfolgreiche Tour. Aber es wird auch sehr rumpelig zugehen. Ich glaube aber nicht, dass man mir nach dem Album wieder vorwerfen könnte, dass ich homophob, frauenfeindlich oder antisemitisch bin. Das ist ja das Schöne: Je länger man sich mit den Vorwürfen beschäftigt, umso aktiver kann man in seiner Musik darauf achten, dass mir eben solche dummen Vorwürfe gar nicht mehr erst gemacht werden können.
Bushido: Acht Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal richtig auf der Bühne stand. Ich denke aber, dass es sein wird wie Fahrradfahren, man verlernt das nicht so richtig. Ich hab ein paar Songs in meiner Bühnenshow, die ich noch nie gerappt habe, die muss ich noch auswendig lernen. Aber ansonsten liebe ich die Bühne, ich bin gut live. Ich freue mich, noch einmal das Rock 'n' Roll-Leben mit den Kindern zu genießen, mit ihnen in den Tourbus zu steigen, irgendwo einzuschlafen und morgens aufzuwachen und abends auf der Bühne vor 13.000 Leuten zu stehen. Ich glaube aber, ich hätte ein bisschen fitter sein können. Ich bin mittlerweile 45 und fühle mich wie ein alter Fußballspieler, dem die Beine wehtun. Ich habe es leider nicht geschafft, mich vorzubereiten. Verschiedene Krankheiten wie Corona haben meinen Fitnessplan über Bord geworfen, jetzt geh ich komplett unvorbereitet auf die Bühne und bin gespannt, wie lange ich es da oben aushalte (lacht).
Stimmt NUR mit dieser Ergänzung "..., solange er Dritte nicht beleidigt, diffamiert oder schädigt und die jeweiligen Gesetze und Kultur akzeptiert und respektiert . "