
Matthias Göttemann hat alles im Griff. Mit gewohnt ausladender Gestik dirigiert er Oratorienchor, Kantorei Hassberge, Musicalchor Junge Stimmen, Instrumentalisten und Solisten durch Carl Orffs "Carmina Burana". Satirisches, Mystisches, Moralisches und Unmoralisches dieser Sammlung aus Trink- und Minneliedern, aus Religiösem und zutiefst Menschlichem entfalten sich im voll besetzten Saal der Musikhochschule.
Doch bevor das populäre Stück, ein im 20. Jahrhundert am häufigsten aufgeführtes Chorwerk, musikalische Farbenpracht und derben Charme entfalten kann, stimmen drei Sätze - Walzer, Hesitation-Tango, Galop - aus der Komposition "Souvenirs" von Samuel Barber auf den Konzertabend ein, vom Onyx Klavierduo (Marie-Thérèse Zahnlecker und Jonas Gleis) mit Verve, Gefühl und Heiterkeit vorgetragen, und "Ghanaia", einer aus Rhythmus und Herzschlag bestehenden Kompostion von Matthias Schmitt, mit dem ein Schlagzeugensemble samt Pauken (Stephanie Carr, Simon Fengler, Hans-Peter Krause, Kurt Sitterli, Oliver Trahndorff) in Klangwelten der Welt entführt.
Auf eine von Johann Andreas Schmeller herausgegebenen Ausgabe stieß der Komponist seinerzeit in Würzburg. Er setzte die vorwiegend weltlichen Texte 1935/36 in eine szenische Kantate in vorwiegend lateinischer Sprache um. Die einzelnen Lieder handeln vom prallen Leben und der Macht des Schicksals, der kein Mensch ausweichen kann.
Chor entfaltet sein stimmgewaltiges Potential
Schon im Eingangschor, einer Huldigung der Göttin Fortuna, entfaltet der riesige Chor sein stimmgewaltiges Potential, zeigt sich Rhythmen, Tempo und den diversen Sprachen gewachsen. Immer wieder wissen Sängerinnen und Sänger, untermalt von Piano oder Schlagwerk, Akzente zu setzen, folgen textverständlich der schwingenden Zeichensetzung des Dirigenten zwischen schlichter Harmonik, Magie oder überbordender Dramatik. Schwärmerisch, sehnsuchtsvoll "Veris leta facies (Frühlings heiteres Gesicht)", kraftvoll, laut oder leise, frech und frei "Were diu werlt alle min (Wäre auch die Welt ganz mein)".
Mit sinnlich-weichem Sopran gestaltet Mechthild Söffler "Dulcissime, total time subdo me (Du Süßester, ganz dir ergab ich mich)", den gebratenen Schwan bejammert Tenor Samuel Lee augenzwinkernd und Mitleid heischend. Überzeugend bis in die letzte Note Heiko Trinsinger, der stimmlich mit stil- und techniksicherem Bariton oder mit heller Kopfstimme auch schauspielerisch das animierte Publikum auf seiner Seite hat. Stehende Ovationen für eine gelungene Gesamtleistung.