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Ochsenfurt
Vom Hobby zur Hilfe: Söckchen und Mützen für Frühchen
Vor drei Jahren begann Anita Höfner für Frühchen der Kinderklink der Universität Würzburg zu stricken. Inzwischen bekommt sie Unterstützung aus ganz Deutschland.
Sie sind überwältigt über die 755 Teile, die Anita Höfner ihnen für die Frühchen gebracht hat (von links: Monika Klim, Stationsleitung Wolkenest, Prof. Johannes Wirbelauer, Anita Höfner und Babett Helm, Stationsleitung der Intensivstation.
Foto: Uschi Merten | Sie sind überwältigt über die 755 Teile, die Anita Höfner ihnen für die Frühchen gebracht hat (von links: Monika Klim, Stationsleitung Wolkenest, Prof.
Uschi Merten
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:56 Uhr

Drei erstaunte Gesichter blicken in zwei gut gefüllte Kisten und fünf Tüten. "Oh, das ist ja fast wie Weihnachten", sagen die zwei Frauen. Alle drei schauen sich ungläubig die vielen bunten Stricksachen an. Sie sind alle für dieFrühchen der Kinderklink der Universität Würzburgbestimmt.

Anita Höfner, die in Kleinochsenfurt lebt, weiß was es bedeutet, wenn man Frühchen zur Welt bringt. Sie hat vor 19 Jahren Drillinge geboren. Zwar waren sie nicht so extrem klein, wie manche in der Kinderklinik, aber auch sie mussten einige Zeit auf der Station Wolkennest verbringen. Dazu kam, dass eine der Töchter Herzprobleme hatte, weshalb sie regelmäßig in der Uniklinik bei Prof. Johannes Wirbelauer war. Anita Höfner ist eine begeisterte Strickerin, und so vertrieb sie sich die Wartezeit immer mit Stricken. Johannes Wirbelauer ist Neonatologe und Kardiologe und leitender Oberarzt der Klinik. Als er Anita Höfner so stricken sah, meinte er: "Sie könnten doch auch einmal etwas für unsere Frühchen stricken." Und Anita meinte ganz cool: "Ja, das kann ich mal machen."

Sie stellte ihr Anliegen ins Netz, die Resonanz war unglaublich

Das war vor etwa drei Jahren. Und sie begann zu stricken. Bei ihrem Stricktreff, der alle vier Wochen in Würzburg stattfindet, waren die Teilnehmer alle gleich begeistert von der Idee und legten los. Durch Zufall wurde Anita Höfner auf eine weltweit agierende Strickcommunity (www.ravelry.com) aufmerksam. Diese hat über acht Millionen User. Und sie stellte ihr Anliegen ins Netz. Die Resonanz war unglaublich.

Inzwischen wird die Aktion von Frauen aus ganz Deutschland unterstützt. Nicht jeder kann stricken, aber auch diese Frauen helfen. Die Mützchen und Söckchen müssen aus spezieller Sockenwolle gestrickt werden, zum einen damit sie nicht fusseln, zum anderen dass sie mit 60 Grad gewaschen werden können. Dies ist aus hygienischen Gründen notwendig.

Anita Höfner hat inzwischen ein richtiges Netzwerk aufgebaut. Sie hat auch einen Kontakt zu Schoppelwolle in Wallhausen hergestellt. Sie überzeugte den Inhaber Gerhard Schoppel von ihrem Projekt und erhielt etwa acht Kilogramm hochwertige Wolle. Im November trudelten bei ihr Päckchen mit Mützchen und Söckchen ein. Sei es aus der Nähe von Berlin, aus Norddeutschland, aus der Rhön oder aus Süddeutschland.

Söckchen, Mützchen und Kraken, alles für die Frühlinge
Foto: Uschi Merten | Söckchen, Mützchen und Kraken, alles für die Frühlinge

"Die Aktion ist ein Selbstläufer", sagt Anita. 2016 war das erste Jahr, in dem sie gestrickt hat. Damals kamen 198 Teile zusammen. Im Jahr darauf waren es schon 240 Teile und heuer sage und schreibe 755 Teile, 284 Paar Söckchen, 420 Mützchen und 51 Kraken. In den drei Jahren hat sie insgesamt 1193 Teile bei Prof. Johannes Wirbelauer abgeliefert. Dieser war gleich im ersten Jahr begeistert, meinte aber: "Sie könnten auch Söckchen für größere Kinder stricken, denn ich habe auch ältere herzkranke Kinder und warme Füße sind einfach wichtig." Und natürlich wurde auch dieser Wunsch sofort umgesetzt.

Und noch ein Wunsch tauchte auf: Kraken. Dies sind achtarmige Tintenfische. Diese werden auf der Frühgeborenenstation eingesetzt. Die Frühchen, auch wenn sie den Inkubator verlassen haben, sind häufig unruhig und zerren an den Infusionsschläuchen. Um dies zu verhindern bekommen sie Kraken ins Bettchen. Diese müssen aber aus reiner Topflappenbaumwolle gehäkelt sein, da diese noch glatter ist als die Sockenwolle. Das ist wichtig, da die Kinder die Kraken in Gesichtsnähe und in den kleinen Händchen halten. Die Kraken dürfen dann auch zur Erinnerung mit nach Hause genommen werden.

Häkeln ist nicht so ganz das Ding von Anita Höfner

Häkeln ist nicht so ganz das Ding von Anita Höfner. Aber nach einem kurzen Post im Internet kam postwendend ein Paket aus Bruckmühl. Darin befanden sich 150 Rohlinge für Kraken. Sie selbst und ihre Strickfreundinnen in Würzburg haben die Teile dann zusammengesetzt, so dass sie jetzt bereits auf der Frühchenstation in der Uniklinik Verwendung finden.

Prof. Johannes Wirbelauer und Babett Helm (Stationsleitung der Intensivstation) und Monika Klim (Stationsleitung Wolkenest) sind begeistert und können es kaum fassen, dass sie so reich beschenkt wurden. Und er erinnert sich, dass er erst kürzlich ein kleines Mädchen behandelt hat. Es hatte seine Puppe dabei, und die Puppe hatte das Mützchen auf, das das Mädchen damals bekommen hatte. Daran kann man ermessen, wie klein die Frühchen oftmals sind.

 
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