Kärrnerarbeit, ein neuer Vorstand, eine Neuausrichtung des Vereins – der Turn- und Sportvereins Thüngersheim (TSV) hat einen „heißen Ritt“ hinter sich, wie es Vorsitzender Rudolf Lemmich formulierte. Am Ende wurden er und seine Vorstandskollegen für das Risiko belohnt: Der Verein steht blendend da, der Mitgliederzuwachs ist beeindruckend.
Nicht nur deshalb schaut die Region derzeit nach Thüngersheim. Es gibt noch einen guten Grund: Die TSV-Vereinsführung wurde zum „Vorstand des Jahres“ gekürt (siehe Info-Box). Zum ersten Mal hat die Mediengruppe Main-Post diesen Wettbewerb auch für Sportvereine aus dem Landkreis Würzburg ausgeschrieben. Eine Jury wählte den TSV-Vorstand aus einer Vielzahl der Bewerbungen aus. Jetzt ist erst mal Händeschütteln angesagt.
Das Besondere dabei: Der Weg bis zu dieser Wertschätzung war zwar nicht einfach, aber relativ kurz. Seit 2012 ist das Vorstandsgremium im Amt und wandte sich 2013 sogleich einer grundlegenden Neuausrichtung zu. Die Weichen für die Zukunft wurden gestellt, „um uns auf den Weg vom Breitensport- zum Gesundheitsverein zu machen“, so Vorsitzender Rudolf Lemmich, den alle Rudi nennen.
Für die relativ jungen Vorstandsmitglieder – jung steht sowohl für die kurze Amtszeit als auch fürs Lebensalter – war 2013 ein spannendes Jahr, in dem alle gefordert wurden.
Höhepunkt war zweifelsohne die Eröffnung der Sporthalle am nördlichen Ortsende. Die Gemeinde als Bauherr wurde von einem Förderverein unterstützt, unter dessen Dach sich neben dem TSV auch Handball-, Fußball-, Musik- und Partnerschaftsverein engagieren. Auch die Bevölkerung trug ihren Anteil zum Erfolg bei.
Weil die TSV-Verantwortlichen auf ihrem Weg in die Zukunft auch die demographische Entwicklung als Chance sehen, wurde die Vereinsstruktur darauf ausgerichtet. Kernstück des Erfolgs ist nämlich das vereinseigene Fitness-Studio „Bodyfit“ im Obergeschoss.
Hier hat der TSV 300 Quadratmeter von der Gemeinde gepachtet: 200 für den Fitness- und 100 für den Gymnastikraum. In diesem Bereich arbeiten fünf Fach-Übungsleiter ehrenamtlich. Jeder wurde auf der Sporthochschule des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) ausgebildet.
3000 Stunden Arbeitszeit der Mitglieder stecken in diesem neuen Schmuckstück. Sogar am 1. Mai waren die Helfer, angeführt vom Vorsitzenden, im Einsatz und versiegelten den Estrich. Fast alles wurde selbst gemacht: Boden, Wände, Entlüftung, Malerarbeiten und vieles mehr. Doch ganz umsonst ging es doch nicht: Für das Material und die professionellen Sportgeräte im Studio wurden 170 000 Euro investiert.
Das war 2013 aber noch nicht alles: Neue Abteilungen wurden gegründet, Festivitäten ausgerichtet und die alte Turnhalle abgerissen - zwar nicht komplett, aber das Dach und die Böden wurden von Freiwilligen zurückgebaut, blickt Rudi Lemmich stolz zurück.
Dass sich der Vereinsvorstand auf dem richtigen Weg wähnt, zeigt die Resonanz bei den Mitgliedern. Deren Zahl wächst stetig. Am 1. Januar 2013 zählte der TSV Thüngersheim noch 536 Köpfe – bei über 2600 Einwohnern rein rechnerisch jeder Fünfte. Aktuell sind es schon 797 und demnächst will man die 800 knacken. Ziel soll sein, dass jeder dritte Thüngersheimer beim TSV Mitglied ist beziehungsweise wird. Angenehmer Nebeneffekt dieser Entwicklung: Der BLSV zeichnete den TSV Thüngersheim mit einem Preis aus. Der Anteil weiblicher Mitglieder stieg nämlich inzwischen von 45 auf 45 Prozent.
Nach all dem Trubel, den der immense Arbeitsaufwand ausgelöst hat, kann die Führungsmannschaft zum Tagesgeschäft übergehen. Das heißt, der Vorstand trifft sich nur noch alle zwei bis drei Monate.
Zieht der gebürtige Retzbacher Rudi Lemmich ein Resümee, so kann er nur zum Schluss kommen, das ihm die Vereinsarbeit Spaß macht. Das sei im gesamten Vorstand so.
Tatkräftig unterstützt wird er von seiner Frau Michaela, einer Thüngersheimerin, die seit vielen Jahren im TSV als Kursleiterin aktiv ist und seit kurzem auch den Kurs Step-Aerobic leitet. Und die schmutzigen Putzlumpen, die der Vorsitzende auf Anweisung der Reinigungskraft in der Sporthalle mit nach Hause bringt, wäscht sie auch noch.
Turn- und Sportverein 1876 Thüngersheim e. V.
Zum ersten Mal hat die Mediengruppe Main-Post diesen Wettbewerb auch für Sportvereine aus dem Landkreis Würzburg ausgeschrieben. Eine Jury wählte den Vorstand des TSV Thüngersheim aus einer Vielzahl der Bewerbungen aus.
Als „Gute Seelen im Verein“ wurden daneben auch Eugen Öhrlein (SG 06 Margetshöchheim) und Hugo Röder (TSV Eisingen) ermittelt, die von uns in den nächsten Ausgaben vorgestellt werden. Die Auszeichnungen für diese Vorbilder ehrenamtlichen Wirkens werden am 7. Oktober bei „Forum Sport“ des Landkreises in Würzburg übergeben.
Bis 2013 war der TSV Thüngersheim in mehrere Abteilungen gegliedert; Tennis, Tischtennis, JuJutsu, Kegeln, Leichtathletik, Kinderturnen sowie Damen-/Herrengymnastik. Mittlerweile sind die Sportabteilungen Badminton und Volleyball dazu gekommen sowie die Fitness-Angebote, beispielsweise Rückenfit, Strings in Rhythm, Strings in Athletic, Pilates, Step Aerobic oder Core Performance, Zumba und Yoga.
Vorsitzender Rudi Lemmich hat eine kurze, aber steile Vereinskarriere hinter sich. Zwei Jahre war er Schatzmeister, bis er 2012 bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden gewählt und 2013 dann endgültig bestätigt wurde. Lemmichs Vorgänger war Armin Wirth, der den Verein über zwölf Jahre geführt hat.
Kurze Aufklärung zum Unterschied Vorstand und Vorstandschaft: Im Vorstand sind die Vertreter aller wichtigen Bereiche vertreten, also Vorsitzender, der oder die Stellvertreter, Schatzmeister, Schriftführer und Beisitzer. An der Spitze des Vorstandes steht der Vorsitzende. Text: hig