Der Virus muss weg. Dann sind wieder mehr Konzerte möglich und Würzburg kann erleben, was es an seinem Elektrogitarristen Jochen Volpert hat. Der verspricht nämlich zum Erscheinen seines siebten Albums, die Songs seiner vier jüngsten Platten sobald wie möglich auf der Bühne zu realisieren.
Wobei ihm die jüngsten CDs "Six" und "Seven" einiges Kopfzerbrechen bereiten dürften. Dies sind Bluesrock-Nummern im allerweitesten Sinne zwischen dem London-Clubklang der 1960er Jahre und Pink-Floyd-Existenzialismen. Dabei begleitet sich der vielseitige Künstler oft per Playback, leitet Titel mit heißen Riffs ein, tritt mit sich selbst in Dialog, unterfüttert Soli mit fetten Sounds und dergleichen. Wenn er das bringen will, live und in Echtzeit mit einer einzigen Gitarre am Bühnenrand, dann muss er sich was einfallen lassen.
Doppelt- und Dreifach-Gitarrespuren
"Die Stücke mit doppelt und dreifachen Gitarrentonspuren auf der CD gehen live natürlich nicht", räumt er wohlgemut ein – und schließt aus, dass er Instrumentallinien vom Band einspielt oder Zweit- und Drittgitarristen auf die Bühne holt. Mit dabei auf der neuesten Scheibe sind seine erprobten Kollegen an Keyboards, Bass und Drums, die erfahrungsgemäß einen dichten Bühnenklang hinkriegen. Da wird "Prinz Jochi" (Eigencharakterisierung) sich für seine Live-Gitarrensoli schon die Titel raussuchen, die das Publikum erheitern und erschüttern können.
So wie die Band, umgedreht, ja auch mit der Herausforderung fertig wurde, sämtliche Tonspuren einzeln aufzunehmen und dann zu einem wirklich sehr kompakten Ganzen abzumischen, und zwar im Studio des Schlagzeugers Jan Hees. Es ist ja immer gut, wenn der Mixer ansonsten trommelt oder einer anderen erdgebundenen Tätigkeit nachgeht und nicht etwa ausschließlich Synthesizer programmiert. Das Ergebnis wirkt auch hier wieder einmal verlässlich, als hätte Volperts Quartett gemeinsam und gleichzeitig hinter den Instrumenten gesessen und Session gemacht.
Ging aber nicht, wegen Seuche. So sehr die Pandemie die Musiker behinderte, so sehr verdanken sie ihr die letzten beiden Instrumentalplatten. Denn Volpert hatte endlich mal Zeit, einige seiner Ideen zu realisieren. Bei aller Bandbreite und bei aller Abwesenheit von Gesang gibt es doch eine überraschende Gemeinsamkeit: Es sind zwar Instrumentals, aber doch Songs. Darauf stimmt bei "Seven" gleich der Opener "Brothers" ein, wo ein knalliges Erkennungssignal die knapp dreieinhalb Minuten durchläuft. Allerdings spaltet sich von der ersten Variation an eine Art Strophe ab, die ihrerseits die Basis für vier äußerst atmosphärische Soli bildet.
Hommage an David Gilmour
Andersherum: Auf diesem Gitarren-Instrumentalalbum dauert kein einziges Gitarrensolo zu lange, überhaupt ist die längste Aufnahme die erwähnte knapp sechsminütige David-Gilmour-Hommage. Das alles ist sehr gebunden und übersichtlich – und ganz auf Gesang verzichten muss man mit der "Seven" auch nicht. Carola Thieme soult im Bonus-Track "Cherish the Moment" über charakteristischem 1980er-Funk.
Viele Stile beherrscht Jochen Volpert locker – und diese Lockerheit hält sie zugleich zusammen. Das macht seine immense Bühnenerfahrung. Schon als Bub spielte er in Papas Unterhaltungkapelle, stieg dann bei den Hardrockern Four Wheel Drive ein und zählt heute elf Projekte auf, bei denen er mitwirkt, von Hugos Bluesladen bis zu experimentellen Performances, nicht gerechnet diverse Gast-Teilnahmen und erst recht nicht, Überraschung, seinen Beruf in einer Steuerkanzlei.
Volperts nächster Auftritt ist derzeit auf den 26. September terminiert, im L-Club an der Inneren Aumühlstraße 9 um 19 Uhr. Dann kommt der 9. Oktober bei der Hamelner Blues- und Rocknacht an der Weser. Man schätzt den Mann weit über Unterfranken hinaus.
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