Wenn von deutschen Blues(-Rock)-Gitarristen geredet wird, fallen meist die gleichen Namen: Henrik Freischlader, Timo Gross, Gregor Hilden, Richie Arndt, Frank Diez und ein paar andere mehr. Ein Name fehlt meistens: der des Würzburgers Jochen Volpert, obwohl der sich hinter den Genannten nicht verstecken muss.
Nach der „Session 50.1“, die er sich 2013 zu seinem 50. Geburtstag gönnte, hat Volpert jetzt seine zweite CD mit dem Titel „Session 52.2“ veröffentlicht. Es spielt die gleiche Band wie auf dem Vorgänger, das Cover hat die gleiche Bildsprache, alles wurde live und direkt im Studio aufgenommen ohne irgendwelche Overdubs.
Nichts Neues also im Hause Volpert? Von wegen. Gab's auf der ersten Session schon zahlreiche superbe Arrangements und etliche Kostproben von Volperts Griffbrettflitzereien, setzen der Gitarrenvirtuose und seine Band jetzt noch mal einen drauf.
Los geht's mit dem Funk-Klassiker „Cissy Strut“ von den Meters, dem Volpert & Co. einen ausgesprochen jazzigen Anstrich verpassen, wobei sich Keyboarder Achim Gössl prächtig in Szene setzen darf. Gleich zweimal gibt's „Walk in my Shadow“ vom ersten Album der englischen Blues-Rock-Pioniere Free. Zunächst elektrisch mit ausdrucksstarkem bluesig-souligem Gesang von Carola Thieme, und am Ende noch in einer Version, bei der Volpert auf der akustischen Slidegitarre tief und authentisch in den klassischen Country Blues eintaucht. Beides ist äußerst gelungen.
Nach Blues und Funk schlagen Volpert und Kollegen mit ihrer aberwitzigen Version des Stones-Klassikers „Gimme Shelter“ eine andere Richtung ein. Im Vergleich zum Original kräftig entschleunigt verjazzt die Band den Song zu einer Art gespenstischem Psychedelic-Voodoo-Blues. Vokalistin Linda Schmelzer findet dafür genau den richtigen unter die Haut gehenden Ton. Und Volpert experimentiert nach Leibeskräften in seinem Sound-Laboratorium, ehe er sich zu einem bravourösen Solo aufschwingt. Diese Interpretation ist ein Knüller!
In Screamin' Jay Hawkins „I Put A Spell On you“ kommt der Slow-Blueser Volpert zum Zuge mit vielen Tönen, aber keiner davon ist auch nur einer zuviel. „It's your Thing“ von den Isley Brothers (hier im Booker T-Orgel-Style) zeigt den Gitarristen von seiner melodischen Seite, während er sich bei „Little Ghetto Boy“ als versierter und funkiger Soul-Jazzer präsentiert.
Und natürlich gibt's kein Volpert-Album ohne eine Hendrix-Interpretation. Dieses Mal ist es „All Along the Watchtower“, entschlackt und reduziert als eine Art musikalisches Storytelling. Und was macht man mit einem Beatles-Klassiker wie „Something“? Jedenfalls keine Experimente. Jochen Volpert schwelgt einfach in den Tönen der wunderbaren Melodie. Und das ist gut so.
Als Zugabe gibts noch drei Stücke aus einer früheren Session mit anderen Musikern. Klar, Session 52.2 ist ein Gitarrenalbum. Eines, bei dem Gitarristen aufmerksam zuhören werden, und Nicht-Gitarristen einfach außergewöhnliche und überraschende Arrangements bekannter Songs entdecken können. Volpert zeigt einmal mehr, dass er ein außergewöhnlich versierter Gitarrist ist, der sich stilsicher zwischen Rock, Jazz, Funk und vor allem Blues bewegt.
Also: Hör- und Kaufempfehlung für Session 52.2. Das sah man übrigens auch beim Internetportal Blues in Germany so: Hier wurde Jochen Volperts neues Album zur CD des Monats Oktober gewählt.
Live präsentieren der Gitarrist und seine Band mit den Sängerinnen Carola Thieme und Linda Schmelzer, Keyboarder Achim Gössl, Bassist Joachim Lang und Drummer Stefan Schön das Album am Samstag, 21. November, um 20 Uhr im Eisinger St. Josefs-Stift.
Karten für das Konzert am 21. November unter Tel. (09306) 20 92 07 (wochentags 8 bis 16 Uhr) oder per E-Mail: elfriede.spiegel@josefs-stift.de
Die CD gibt es in der Musik Butik in der Neubaustraße, im Tattoo-Studio in der Sanderstraße 33 und bei Jochen Volpert unter info@jochenvolpert.de
Verlosung: Wer Tickets gewinnen möchte, sollte an diesem Samstag, 7. November, bis 20 Uhr unter Tel. (0 13 78) 00 89 10 anrufen. Der Anruf kostet 50 Cent aus dem Festnetz.