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WÜRZBURG
Vollbremsung: Rechtsstreit stoppt Straba-Verlängerung
Die Straßenbahnschleife in Grombühl sollte schon längst bis zum ZOM und ZIM verlängert sein. Hier biegt eine Straßenbahn vor dem unteren Eingang in das Uniklinikum von der Petrini- in die Josef-Schneider-Straße ein.
Foto: Thomas Obermeier | Die Straßenbahnschleife in Grombühl sollte schon längst bis zum ZOM und ZIM verlängert sein. Hier biegt eine Straßenbahn vor dem unteren Eingang in das Uniklinikum von der Petrini- in die Josef-Schneider-Straße ein.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:42 Uhr

Seit den 1990er Jahren wird die Verlängerung der Straßenbahngleise in Grombühl geplant. Jetzt streiten sich eine Baufirma und der Freistaat vor Gericht. Das Ende des Rechtsstreits ist im Moment nicht absehbar. Die Straba-Erweiterung steht deshalb in den Sternen.

Über 6500 Menschen arbeiten in der Uniklinik, rund 333 000 Patienten werden dort pro Jahr behandelt und viele weitere kommen als Besucher. Doch bislang kann man mit den Straßenbahnlinien Linie 1 und 5 nur bis in die Robert-Koch-Straße fahren. Erst die 1,3 Kilometer lange Verlängerung der Schienen würde Frauen- und Kopfklinik sowie die Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) an die Straßenbahn anschließen. Vom Bahnhof wäre man dann in gut zehn Minuten am ZIM.

2020 sollte die Straba eigentlich fahren

Aber auch Pendlern aus dem nördlichen Umland soll die Verlängerung der Linien den Umstieg auf die Straba erleichtern. An der Endhaltestelle in der Oberdürrbacher Straße sind Bushaltestellen und Park & Ride-Plätze geplant.

Die Voraussetzungen für die 1,3 Kilometer lange Gleisstrecke durchs Klinikgelände waren vor zwei Jahren geschaffen worden. Nach langem Hin und Her hatte der Freistaat zugesagt, einen Tunnel für die Versorgungsleitungen der Uniklinik unter der Josef-Schneider-Straße zu bauen. Erst danach macht es Sinn, auf diese Straße Gleise zu legen.

Deren Verlängerung, Haltestellen und Wendeschleife sollten 27 Millionen Euro kosten. Etwa neun Millionen davon übernimmt die Stadt Würzburg, die restlichen knapp 18 der Freistaat. 2018 sollte mit dem Tunnelbau der Startschuss zur Straßenbahnverlängerung fallen. Diese sollte bis 2020 fertig sein.

Deutlicher Anstieg der Baukosten

Doch nach der Ausschreibung der unterirdischen Querung im August 2017 staunten die Fachleute im Staatlichen Bauamt: Die Angebote waren viel höher als erwartet. Sogar das des Erstbieters war deutlich teurer als die rund zwölf Millionen Euro, die für den Tunnel ein Jahr vorher berechnet worden waren. Um wie viel höher, will der Leiter des Staatlichen Bauamts, Joachim Fuchs, im Hinblick auf das laufende juristische Verfahren nicht sagen. „Es lag aber in einem so deutlichen Maß über der Kostenberechnung, dass wir keine Haushaltsmittel dafür zur Verfügung hatten. Es war gerechtfertigt, das Angebotsverfahren zurückzusetzen.“

Die Baufirma, die ursprünglich die Ausschreibung gewonnen hatte, klagte gegen diese Entscheidung. „Aufgrund der ungeklärten Rechtslage kann im Moment nicht gesagt werden, wann wir mit dem Bau des Tunnels anfangen können“, sagt Fuchs.

Für die Straßenbahnplaner ist das bitter. Seit 2010 liegen die Pläne fertig in der Schublade. Ausschreiben kann die WVV die Arbeiten aber erst, wenn definitiv feststeht, wann der Tunnel fertig ist. Diese Verzögerung wird laut WVV auch ihre Baukosten erhöhen. „In Folge der baukonjunkturellen Entwicklung und den heutigen Gegebenheiten gehen wir von einer Steigerung der Baukosten aus“, sagt WVV-Sprecher Jürgen Dornberger.

Grombühl leidet unter Autoverkehr

Dazu kommt ein Zeitproblem: Denn der Planfeststellungsbeschluss der Straba-Verlängerung gilt nur bis April 2020. Wenn bis dahin nicht gebaut wird, würde es drei bis fünf Jahre dauern, um das ganze aufwändige Verfahren neu aufzurollen.

„Wir versuchen auf jeden Fall, diese Frist einzuhalten“, erklärt Dornberger. „Wir sind allerdings darauf angewiesen, dass wir ohne Unterbrechung von der Oberdürrbacher Straße aus nach unten bauen können. Alles andere würde die Kosten dramatisch erhöhen.“

Für Grombühler, die unter dem Autoverkehr in ihrem Viertel leiden, ist die Nicht-Verlängerung der Linien eine genauso schlechte Nachricht wie für die Uniklinik, die seit Jahren auf die Straßenbahn wartet.

Die Frage, ob das Staatliche Bauamt bei seiner Entscheidung das Angebotsverfahren abzubrechen, diese Konsequenzen berücksichtigt hat, ist für Leiter Fuchs falsch. Denn: „Aus haushaltsrechtlichen Gründen durften wir nicht anders handeln.“

Oberlandesgericht München entscheidet

Ein kleines Licht am Ende des Tunnels könnte an diesem Montag in München aufgehen. Das dortige Oberlandesgericht entscheidet über die Klage der Baufirma. Etwa sechs Wochen später wird die Entscheidung bekannt gegen. Wenn das Gericht, wie schon die Vergabekammer Nordbayern, dem Staatlichen Bauamt Recht gibt, könnte dieses die Querung der Josef-Schneider-Straße erneut ausschreiben. Dann könnte man wieder konkret planen.

Die Finanzierung des, inzwischen sicher nicht billiger gewordenen, Versorgungstunnels wäre dann gesichert. Die Mehrausgaben hat der Freistaat inzwischen genehmigt.

 
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  • P. L.
    In Würzburg hat man Zeit zum Schoppenpfetzen.
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  • G. S.
    Naja, solange es noch keine Alternative für die geplannte Sperrung des Zinklesweges gibt, bin ich als Grombühlerin eigentlich nicht so böse, wenn der Ausbau noch eine Weile dauert. Ich fahre täglich von Grombühl nach Lengfeld und frage mich, wo all die Autos fahren sollen, die diesen Weg in beide Richtungen nutzen. Durch Grombühl und dann durch die eh überlastete Grombühlstraße? Stau bis in die Matterstockstraße, weil ja dann alle Richtung Grombühlbrücke fahren werden? Wird hier keine Lösung gefunden, kann ich gerne auf den Ausbau verzichten.
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  • S. B.
    Die Idee wäre doch, dass es gar nicht mehr nötig ist, mit dem Auto von Grombühl nach Lengfeld zu fahren. Der Radweg aus der Stadt wird gerade ausgebaut. Vielleicht kommt ja auch zukünftig noch eine Straßenbahn oder ein besseres Busangebot mit eigener Busspur auch Richtung Ikea dazu. Auch dann wird es weniger Flächen für den Pkw-Verkehrs geben. Egal, welche Lösung es in Zukunft geben wird: es kann nur mit weniger Autoverkehr funktionieren. Rücknahme von Fahrspuren, genau wie Wegnahme von Parkplätzen sind der richtige Weg dorthin. Verbunden mit einer starken Verbesserung der Radwege und des ÖPNV.
    Grüße aus der Pleich.
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  • R. D.
    "Für die Straßenbahnplaner ist das bitter. Seit 2010 liegen die Pläne fertig in der Schublade." Wie bitte? Kann ja sein, dass der eine oder andere Straßenbahnplaner davon betroffen ist, da er in der gegend wohnt und ihm die Nutzung der Straba fehlt. Für mich ist es bitter für die Beschäftigten und sowie die Patienten und Besucher der Uniklinik. Über die derzeitige Park-Situation brauchen wir hier ja nicht zu reden.
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  • E. S.
    Hey, Mericus - hättest Du den Bericht gelesen - Stichwort: Baupreissteigerung - Staatliches Bauamt etc. - dann müsstest Du nicht so unqualifiziert über den Stadtrat schreiben.
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  • G. L.
    Hey tortuga, danke für die subjektive Einschätzung eines Verwaltungsmitarbeiters.......

    Wenn man fast 20 Jahre plant und nichts auf die Reihe bekommt, verteuern sich natürlich die Preise........
    Der Würzburger Stadtrat ist in seiner Behäbigkeit, Selbstbeschäftigungstherapie & Kurzlebigkeit seiner Langfristziele, schon etwas Einmaliges.....
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  • S. B.
    Lieber Heymericus,
    Spätestens nach der Anmerkung von Tortuga wäre es angemessen gewesen, mal kurz in den Artikel zu schauen. Es geht hier um das staatliche Bauamt und einen Rechtsstreit um die Ausschreibung. Der Stadtrat hat damit aber auch garnichts zu tun.
    Kritik ist notwendig, wenn sie berechtigt ist. Sie wollen offensichtlich ihrer Ärger über den Stadtrat kanalisieren. Bitte, tun sie das. Aber tun sie nicht so, also wäre das ein inhaltlicher Beitrag zur Debatte oder zum Artikel. Das ist er nicht.
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  • G. L.
    Jetzt meine Zukunftsprognose, die aus Erfahrungen mit der ganzen
    Thematik "Weinfass Würzburg" resultieren:
    - Straba Grombühl fährt in 8 Jahren
    - Straba Hubland fährt frühestens in 15 Jahren
    - in Würzburg fahren nur noch E-Busse - frühestens in 30 Jahren

    Das einzige was dieser Stadtrat schnell kann, sind ein paar gestrichelte Linien auf alle Straßen malen und dies dann Sicherheitstreifen zu nennen.
    Richtigerweise wäre "Verkehrsgefährdung & vorsätzliche Behinderung" die richtige Bezeichnung für diesen Unsinn.

    Und dieser Stadtrat beherrscht es auch, diesen kleinen Würzburger Kessel mit noch mehr Gewerbe, Hotels und Wohnblöcken vollzustopfen, obwohl die Infrastruktur schon längst kollabiert ist.
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  • A. F.
    Wenn in diesem Land etwas wirklich äusserst bürokratisch geregelt ist, dann ist es die Bürokratie ...
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