Das elektronische Pilotprojekt „Würzburg integriert!“ ist endgültig gescheitert, die Zusammenarbeit mit dem Bertelsmann-Dienstleister Arvato eingestellt. Das hat Oberbürgermeister Georg Rosenthal auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Die offizielle Auflösung des Vertrages soll „im Laufe des Jahres“ erfolgen, so der OB. Das elektronische Bürgerbüro soll auch ohne die Hilfe aus Gütersloh weiter optimiert und noch kundenfreundlicher werden. Zudem steht ab dieser Woche ein größerer Umbau im Rathaus an.
Der Abschied von „Würzburg integriert!“ hatte sich schon länger abgezeichnet. Schon öfter hatte der OB das Projekt als zu „ambitioniert“ und „technisch zu komplex“ kritisiert. Schlüssel zum Erfolg sollte eine Datenvernetzung auf einer übergeordneten Plattform sein, mit zentraler Zugriffsmöglichkeit: Jeder Sachbearbeiter sollte verschiedene Anliegen der Bürger in einem einheitlichen System bearbeiten können. Doch diese Zusammenführung klappte ebenso wenig wie die erhoffte Zeitersparnis, die sich in barer Münze auszahlen sollte.
Als 2007 die damalige OB Pia Beckmann mit viel Euphorie den Startschuss für das Vorzeigeprojekt gab, war von einem Einspareffekt von 27 Millionen in zehn Jahren die Rede. Durch den erhofften Zeitgewinn sollten 75 Stellen im Rathaus überflüssig werden. Schon 2008 stieg der Wirtschaftswissenschaftler Rainer Thome als einer der ersten Wegbegleiter aus. Seine Begründung: Im Rathaus stehe man nicht richtig hinter dem Projekt.
„Ernüchternde Bilanz“
Laut Rosenthal ist indes keine einzige Stelle überflüssig, die Zeiteinsparung marginal. „Eine ernüchternde Bilanz“ habe man mit dem Dienstleister ziehen müssen, sagte der OB im vergangenen Jahr. Die Bilanz von Arvato fällt etwas wohlklingender aus. Durch „Würzburg integriert“ seien „die Abläufe in der Verwaltung deutlich optimiert und die Servicequalität der Verwaltung verbessert“ worden, erklärt Arwato-Sprecher Gernot Wolf auf Anfrage. Er bestätigt das vorzeitige Ende der einst auf zehn Jahre vereinbarten Zusammenarbeit. Mit der Stadt habe man die bisherigen Resultate analysiert und sei zu der Erkenntnis gelangt, „dass die erfolgreiche Fortführung und Intensivierung von „Würzburg integriert!“ einer weiteren Kooperation zwischen Arvato und der Stadt Würzburg nicht unbedingt bedarf.“
Von Arvato, dass laut ursprünglicher Planung bereits im ersten Jahr zwei Millionen Euro in das Pilotprojekt stecken wollte, gibt es keine Aussagen zur finanziellen Abwicklung, die Gegenstand von noch laufenden Gesprächen ist. Auch der OB gibt sich diesbezüglich einsilbig. Wie hoch die Stadt ihren Einsatz an Personalkosten beziffert, ist nicht zu erfahren.
Die ursprüngliche Idee von Arvato, das Würzburg-Modell anderen Kommunen schmackhaft zu machen, könnte sich erledigt haben. Als den richtigen Weg bezeichnet der OB indes das vor drei Jahren mit „Würzburg integriert!“ einst eng Verknüpfte Bürgerbüro, das auch ohne zentralen Datenzugriff gut funktioniere. Die Anlaufstelle werde soweit wie möglich kundenfreundlich aufgerüstet. In nicht allzu ferner Zukunft entfielen Wartezeiten vor Ort, da der Bürger über SMS auf Handy informiert werde, dass er an der Reihe sei.
Für besseren Service und Verwaltungsablauf starten diese Woche größere Umbauten im Karmeliten-Flügel des Rathauses. Deshalb wird die Kfz-Anmeldung für Händler in einen Container im Rathausinnenhof ausgelagert. Auf eine halbe Million Euro sind die Arbeiten veranschlagt, die bis in den Herbst dauern.
Wartezeiten vermeiden: Wegen längerer Bearbeitung, die durch den neuen Personalausweis entsteht, ist eine halbe Stunde vor Schließung Annahmeschluss im Bürgerbüro. Um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt sich eine Terminvereinbarung unter Tel. (09 31) 37-20 00, per E-mail unter buergerbuero@stadt. wuerzburg.de oder im Internet unter www.wuerzburg.de/buergerbuero
wird 'man' sehen, dass "Trompetengold" eingekauft wurde - einst!