Die Gründung der Volkshochschule Würzburg und Umgebung jährt sich am 25. November zum 100. Mal. 100 Jahre alt ist sie noch nicht. Um der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, löste sie sich 1933 auf. Erst 1955 gründeten engagierte Würzburger sie wieder.
Weil im November das Wetter schlecht ist, derzeit die Landesgartenschau läuft und weil es, sagt der VHS-Chef Stefan Moos, „bei 100 Jahren auf ein paar Monate nicht ankommt“, feierte die Volkshochschule ihren Geburtstag an diesem Sonntag auf dem LGS-Gelände. Ab 10 Uhr präsentierte sie eine Auswahl aus ihrem Programm mit über 2500 Kursen. Sie hätte wohl einen Schwimmkurs anbieten müssen, um viel Publikum zu animieren. Die Hitze drückte schwer auf das meist schattenlose Gelände und seine Besucher.
Einen Festakt gab es und vier Redner, alle fest verwoben mit der Volkshochschul-Idee, zwei auf lokaler, zwei auf bayerischer Ebene: Moos und OB Christian Schuchardt, der auch Vorsitzender des Trägervereins der hiesigen VHS ist, Barbara Stamm als Landtagspräsidentin und Präsidentin des bayerischen Landesvolkshochschulverbands und Klaus Meisel, der Vorsitzende des Landesverbands.
Integration durch Bildung
Das Quartett betonte in unterschiedlichen Tonarten die Bedeutung der Volkshochschule. Schuchardt, der selbst jahrelang an einer Volkshochschule unterrichtete, „Erbsenzählen – Buchhaltung“, sagte er, nannte die Gründung einen „hochrevolutionären und demokratischen Akt“, weil sie Bildung für alle möglich machte, nicht mehr nur für Privilegierte. Die Volkshochschule habe Partizipation (gesellschaftliche Teilhabe) und Integration ermöglicht. Vor 100 Jahren, so Schuchardt, ging es darum, Arbeitslosen und Kriegsheimkehrern mittels Bildung die Chance zur Integration zu geben.
Gründungsidee noch immer aktuell Die Gründungsidee, Teilhabe und Eingliederung zu ermöglichen, hält der OB für heute so aktuell wie damals. Das gelte auch für den Leitgedanken der VHS von 1918, nämlich das „Kennenlernen fremder Kulturen und anderer Nationen, um ein weiteres Völkermorden zu verhindern“. Da lohne „es sich, rein zu investieren“. Der Warnung Moos‘, dass Bildung nicht auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit reduziert werden dürfe, widersprach der OB nicht.
Stamm pries die Arbeit der Volkshochschule bei der Integration von Flüchtlingen und Migranten als großartig. Für sie ist die VHS ein Ort des Wissens, der Demokratie und der Herzensbildung. Da würden auch Mitmenschlichkeit und Solidarität gelehrt, Menschen kämen zusammen und kommunizierten. Stamm sieht die VHS zudem älteren Menschen gegen Vereinsamung helfen. Sie sagte, die Volkshochschulen verdienten „jede Unterstützung“ von Bund, Land und Kommunen.
Demokratie braucht Mitdenkende
Meisel, der Landesverbandsvorsitzende, warb für die VHS als Ort, an dem man sich zu dem „mitdenkenden Menschen“ bilden könne. Die Demokratie brauche gebildete Menschen mit „eigener Urteilskraft“. Auch er nahm die Bedeutung der VHS für die Integration von Menschen auf. Deutschland könne sich nur als Einwanderungsland wirtschaftlich weiter gut entwickeln, sagte er. Da seien die Angebote der VHS auch wichtig für die Alteingesessenen, die selbst Integrationsarbeit leisten müssten.