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Zellerau
Vitus Heller: Antikapitalist und Würzburger CSU-Stadtrat
Im Würzburg der Nachkriegszeit war Vitus Heller ein populärer Politiker. Damit der Christ und Pazifist nicht vergessen wird, trägt jetzt ein Weg seinen Namen. 
Der neue Vitus-Heller-Weg verbindet die Mainaustraße mit Rad- und Fußweg am Main, zwischen Kloster Himmelspforten und Imo Car Wash. Bei der Einweihung von links: OB Christian Schuchardt, Helmut Försch, Gerhard V. Heller (ältester Enkel von Vitus Heller), Dorothea Heller (Schwiegertochter) und Vitus Heller (jüngster Enkel).
Foto: Johannes Kiefer | Der neue Vitus-Heller-Weg verbindet die Mainaustraße mit Rad- und Fußweg am Main, zwischen Kloster Himmelspforten und Imo Car Wash. Bei der Einweihung von links: OB Christian Schuchardt, Helmut Försch, Gerhard V.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 11.09.2021 03:04 Uhr

"Er war eher bereit, mit politischen Weggefährten und persönlichen Freunden zu brechen, als sich selbst untreu zu werden." Mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt Vitus Heller, einen überzeugter Christen und leidenschaftlichen Kämpfer für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Einen Mann, nach dem jetzt der Verbindungsweg zwischen Mainaustraße und Zellerauer Mainufer auf Höhe des Klosters Himmelspforten benannt ist. Vitus Heller (1882 – 1956) war im Jahr 1949 unter anderem Mitbegründer der heutigen CSU.

Die Nazis sperrten Heller im KZ Dachau ein

Die Geschichte des 1882 in Tauberrettersheim im Landkreis Würzburg geborenen Politikers und Publizisten beginnt aber schon lange vorher. 1911 gründete er in Würzburg das unterfränkische Sekretariat des "Volksvereins für das katholische Deutschland", vorher hatte er sich schon durch politische und volkswirtschaftliche Artikel im "Fränkischen Volksblatt" einen Namen gemacht.

Nach seinen Erlebnissen als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg veröffentlichte der bekennende Pazifist und Antikapitalist seine Ideen eines christlichen Sozialismus ab 1919 in der von ihm gegründeten Wochenschrift "Das Neue Volk". Ein Jahr später war er Mitbegründer der "Christlich-Sozialen Partei" in Bayern, später "Christlich-Soziale Reichspartei" und "Arbeiter- und Bauernpartei Deutschlands".

Gerhard V. Heller  ist der älteste Enkel von Vitus Heller. Anlässlich der Wegbenennung hielt er eine Rede.
Foto: Johannes Kiefer | Gerhard V. Heller  ist der älteste Enkel von Vitus Heller. Anlässlich der Wegbenennung hielt er eine Rede.

Partei und Zeitung wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verboten, Vitus Heller wurde drei Monate lang im Konzentrationslager Dachau eingesperrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zum Kreis um Adam Stegerwald, der im Oktober 1945 in Würzburg die heutige CSU gründete. Heller war von 1948 bis 1951 CSU-Stadtrat und Flüchtlingskommissar für Stadt und Landkreis Würzburg. Den Vorsitz einer Spruchkammer musste er 1946 allerdings abgeben, nachdem eine 1939 in Gestapo-Haft abgegebene Loyalitätserklärung für Adolf Hitler veröffentlicht worden war.

Der ehemalige Würzburger CSU-Stadtrat begeisterte viele Menschen  

Wenn Vitus Heller in den Nachkriegsjahren öffentlich auftrat, gab es in Würzburg "manchmal keine Halle, die alle Zuhörer fassen konnte", berichtete Helmut Försch, der unter dem Titel "Vergessener Kämpfer für die Gerechtigkeit" vor vier Jahren ein Buch über Vitus Heller veröffentlicht hat: "Er hat die Menschen mitgerissen, er konnte überzeugen und diskutieren mit Wort und Schrift. […] Wenn Vitus Heller im Hof der Mozartschule sprach, stand man dichtgedrängt, um ihn zu hören", so Försch.

Vitus Heller starb im Oktober 1956 nach langer Krankheit in Würzburg. Oberbürgermeister Christian Schuchardt enthüllte das Schild mit der Aufschrift "Vitus-Heller-Weg" in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Familie zusammen und Helmut Försch. "Wir halten damit die Erinnerung wach an einen großen Humanisten und überzeugten Christen, der Ernst gemacht hat mit seinem Glauben", betonte der OB. Hellers Überzeugungen seien es auch wert, sich mit ihnen in der heutigen Zeit auseinanderzusetzen. "Nicht zuletzt deshalb, weil es dabei vielfach um Fragen geht, die unverändert aktuell sind."

 
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  • M. F.
    Da hat wohl jemand nicht verstanden das es unsinnig ist Straßennamen mit Menschennamen zu Belegen. Egal ob man Sie ehren möchte oder nicht. Straßennanmen sollten neutral sein. Also sowas wie Butterblumenweg, Tulpenstraße, Bergrückengasse, Flußuferpfad, Mondscheinallee usw.
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • S. L.
    Von der Sorte Mensch könnte unsere Politik etliche gebrauchen.
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  • M. F.
    Ich wäre dafür das Oma Pützelmann auch ne Straße bekommt. Und Opa Besenmachermichalkewski.
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  • P. K.
    Halten Sie Vitus Heller etwa für einen Linksradikalen oder etwas ähnliches?
    Falls ja sollten Sie darüber nachdenken was für eine Sorte Radikaler Sie sind.
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  • D. A.
    Alles gut bei Ihnen? Wo ist Ihr Problem?
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