Manche Ermittler spotten schon: Die Autobahn A 3 zwischen Marktheidenfeld, Würzburg und Kitzingen sei der „Ho-Tschi-Minh-Pfad der Drogen-Schmuggler“. Die Erinnerung an die weltberühmte Schmuggelroute aus dem Vietnam-Krieg kommt nicht von ungefähr: Drogenfahnder schnappten jetzt eine mafiaartig organisierte Vietnamesen-Gang, die über die Route hunderte von Kilos Ecstacy und Crystal geschmuggelt haben soll. Den Fahndungserfolg meldet jetzt Pressesprecher Christian Schüttenkopf vom Zollfahndungsamt München.
Razzia mit der GSG 9
Wie gefährlich die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) in Nordbayern die Gruppe einschätzte, zeigte dabei folgendes Detail: Als jetzt eine kleine Armee von 430 Beamten von Zoll und Landeskriminalämtern zur Razzia ausrückte, wurden sie von der Elitetruppe GSG-9 und mehreren Sondereinsatzkommandos der Polizei begleitet, die auf heikle Einsätze trainiert sind. Dies bestätigte Schüttenkopf zu der Aktion am 13. und 14. April über Landesgrenzen hinweg.
Dass vietnamesische Gruppen inzwischen eine feste Größe im deutschen Drogenhandel sind, ist auch in Franken nicht neu. Im Raum Würzburg betrieb eine elfköpfige Vietnamesen-Bande zeitweise sogar drei getarnte Großplantagen, auf denen insgeheim Marihuana direkt vor Ort angebaut wurde. Über den Schmuggel unverzollter Zigaretten sind Vietnamesen bundesweit nach Auskunft von Experten zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität längst hinaus. Sie verdienen ihr Geld mit der ganzen Palette von Drogen-, Waffen- und Menschenhandel bis zur Prostitution.
Verdächtiger Konsument
Drogen wie Ecstacy oder Crystal kommen kiloweise in präpaierten Autos oder unter der Ladung von Lkw versteckt aus den Niederlanden zu den Märkten in Berlin oder in Tschechien. Ermittlungen führten Drogenfahnder über drei Jahre hinweg nach Nürnberg, Berlin, Aachen und Holland. Vergangene Woche wurden bundesweit 30 Wohnungen und Firmen durchsucht. Dabei „wurden Haftbefehle gegen 13 mutmaßliche Mitglieder einer international tätigen Gruppierung vollstreckt". Zeitgleich durchsuchte eine holländische Spezialeinheit in Kerkrade acht Objekte und nahm fünf mutmaßliche Bandenmitglieder fest.
"Regelmäßig geschmuggelt"
Laut dem Pressesprecher Christian Schüttenkopf sollen „die Beschuldigten vietnamesischer Abstammung“ zwischen 2017 bis Anfang 2021 „regelmäßig Rauschgift aus den Niederlanden in das Bundesgebiet geschmuggelt haben“. Die Ermittler gehen davon aus, „dass rund eine Tonne Methamphetamin (Crystal) sowie mehrere hundert Kilogramm Ecstasy verteilt und verkauft wurden“, betont der Pressesprecher.