Zweimal Musik, einmal Literatur und dazu ein Kulturort für alle Menschen: Gleich vier Preise für Junge Kultur mit insgesamt 3000 Euro Preisgeld haben die Stadt Würzburg, der U+D-Verein und die Distelhäuser Brauerei im Cairo verliehen. Die Auszeichnung wird als Förderung für junge Künstlerinnen, Künstler und Institutionen seit 2005 jedes Jahr vergeben.
Einer der Preisträger hatte bei der inzwischen 19. Preisverleihung ein Heimspiel: Falko Eckhof hat früher als Haustechniker im Cairo gearbeitet. Dieses Mal stand er zusammen mit seiner Freundin und musikalischen Partnerin Hannah Weidlich auf der Bühne – als Folk-Duo The Later Summers erhielten sie den Preis für junge Kultur. Für Eckhof war es bereits das zweite Mal: 2016 erhielt er die Auszeichnung als Mitglied der inzwischen aufgelösten Band Chapter 5.
"Wir feiern hier und heute ganz großes Songwriting-Talent", sagte Tilman Hampl vom U+D-Verein in seiner Laudatio über die beiden jungen Würzburger, die als Hannah und Falco gestartet sind und inzwischen als The Late Summers vor ganz großem Publikum das Vorprogramm für bekannte Bands wie Madsen oder Fury in the Slaughterhouse gespielt haben. Das Duo kann starke Indie-Rocksongs genauso wie Balladen mit melancholischen Melodien, "und wer auf die Texte achtet, findet sich wahrscheinlich darin wieder", sagte Hampl.
Auszeichnung für einen politischen Ort
Proben können The Late Summers in Würzburg an einem Ort, der ebenfalls ausgezeichnet wurde: Das von der Felicitas Jander und Konrad Oertel 2019 gegründete Kapitel 2 in einem Hinterhof in der Mainaustraße ist Second-Hand-Shop, Künstler- und Künstlerinnen-Atelier, Veranstaltungs- und Konzertraum und insgesamt ein politischer Ort, "an dem sich junge Menschen beteiligen können und egal, wer oder wie sie sind, ihre Freiheit ausleben können", betonte Ingolf Stöcker, der stellvertretende Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur.
Die Themen Queerness, Feminismus, Umwelt und Nachhaltigkeit in all ihren Ausprägungen prägen das Kapitel 2, kennengelernt haben sich Jander und Oertel bei Fridays For Future. Wichtig ist ihnen die Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen, auch im finanziellen Bereich. "Leider dürfen wir nicht mehr so weitermachen wie bisher, weil uns der Vermieter, wie so oft im Kulturbereich, einen Strich durch die Rechnung gemacht hat", berichtete Konrad Oertel. "Deswegen sind die Veranstaltungen im Moment etwas kleiner, was sehr schade ist."
54 Preisträgerinnen und Preisträger der jungen Kultur gibt es inzwischen, erst zum zweiten Mal ging die Auszeichnung in der Sparte Sonstiges an zwei Menschen, die in der Literaturszene aktiv sind und Würzburg zur fränkischen Literaturmetropole machen wollen. Die Brüder Marco und Florian Bötsch haben die Kollektive Literaturzeitschrift Würzburg und den Verlag Rotscheibe gegründet und organisieren Lesungen im gesamten deutschsprachigen Raum, und das alles ehrenamtlich neben dem Studium. "Dabei haben sie beim Thema Literatur vor allem die junge Generation im Blick", sagte CSU-Stadträtin Rena Schimmer, die zusammen mit ihrem Stadtratskollegen Konstantin Mack (Grüne) die Laudatio hielt – beide saßen auch in der Jury, die die Preisträger ausgesucht hat.
Millionenpublikum in den sozialen Netzwerken
Zurück zur Musik: Ferdinand Kirch alias Nand kommt aus Volkach, erreicht mit seinen selbst geschriebenen und produzierten Songs in den sozialen Netzwerken ein Millionenpublikum und steht inzwischen regelmäßig auf größeren Festivalbühnen. Sein 2020 erschienener Song "Wohlfühlen" ist durch einen TV-Werbespot für eine Saftkur besonders bekannt, im Herbst geht der 25-Jährige zusammen mit Felix Scheuermann, besser bekannt als DJ Lucid Lava Lamp, auf Deutschland-Tournee. "Nand ist Künstler, Sänger, Trompeter und Produzent in einem und bereichert die deutsche Indie-Pop-Landschaft mit seiner ganz eigenen Spielart aus Chanson und Elektro-Beats", sagte Frank Störzbach von der Distelhäuser Brauerei in der Laudatio.