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RÖTTINGEN
Vier Gemeinden einigen sich auf ein Vorranggebiet
So etwas gibt es selten. Die Gemeinden Bieberehren, Tauberrettersheim, Riedenheim und die Stadt Röttingen wollen Windräder. Und zwar so viele wie möglich. Und noch etwas ist dabei fast einmalig. Als eine gemeinsame Allianz legen sie ein gemeinsames Gebiet für Windkrafträder fest.
Platz für Windräder: Hinter dem Röttinger Bürgerwald stehen bereits einige Windräder - allerdings auf baden-württembergischer Seite. Nun wollen auch die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Röttingen von der Windkraft profitieren und sehen mögliche Flächen dafür auch im Wald.
Foto: Thomas Fritz | Platz für Windräder: Hinter dem Röttinger Bürgerwald stehen bereits einige Windräder - allerdings auf baden-württembergischer Seite.
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 02.06.2012 12:04 Uhr

Genossenschaftlich wollen sie so einen Windrad-Wildwuchs im Taubertal verhindern und dafür sorgen, dass die Pachterlöse in die Gemeindekasse fließen.

Mit Windkraft lässt sich gut Geld verdienen. Nicht nur, wenn man sich an einem so genannten Bürger-Windrad beteiligt. Auch Grundstücksbesitzer, die ein paar Quadratmeter ihres Eigentums für die nächsten 20 Jahre an den Betreiber eines Windrades verpachten, verdienen ziemlich gut.

Die Bürgermeister von Bieberehren, Tauberrettersheim, Riedenheim und Röttingen wissen das. Und finden dies ziemlich ungerecht. Also wollen sie die Pachterträge vergesellschaften.

„Das war die Grundidee unserer gemeinsamen, sicher auch außergewöhnlichen Planung“, sagt Martin Umscheid, Bürgermeister der Stadt Röttingen. Und durch einen gemeinsamen Flächennutzungsplan und entsprechende Bebauungspläne können die vier Kommunen Standorte für Windräder ausweisen und so auch für Ordnung in der Landschaft sorgen.

Damit wollen sie einen Wildwuchs der Windräder im Taubertal verhindern. Nur südlich des kleinen Flüsschens wollen sie die Rotorblätter drehen sehen. Bereits 2005 haben sich die vier Gemeinden, die auch in einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen arbeiten, auf ein Sondergebiet für Windenergie in Stalldorf geeinigt. Dort steht ein Windrad auf privatem Grund.

Fünf Meter Wind pro Sekunde

Dieser Flächennutzungsplan von damals wir nun erweitert. Im und neben dem Röttinger Bürgerwald, wo bereits acht Windräder auf baden-württembergischer Seite stehen, sollen sich die zusätzlichen Standorte befinden. Eile ist angesagt, denn auf der anderen Seite der Landesgrenze sollen weiter Windräder gebaut werden. „Da müssen wir aufpassen, dass die nicht so nah rankommen und wir dann durch die nötigen Abstandsflächen eingeschränkt werden“, sagt Umscheid.

Ungefähr 400 Hektar umfasst das gemeinsame Gebiet für Windkraftanlagen. Wie viele Windräder es am Ende sein werden, hängt von einem vertieften Windgutachten ab, das in Arbeit ist. Bislang basieren die Berechnungen auf den Daten des Windatlas Bayern.

Und dieser spricht von ungefähr fünf Metern pro Sekunde. Es stehen auch noch Gespräche mit Trägern öffentlicher Belange aus. So muss beispielsweise die Bundeswehr gefragt werden, die in Niederstetten Transporthubschrauber stationiert hat.

Aber auch mit den Naturschützern im Würzburger Landratsamt und der Denkmalpflege ist zu reden. Denn der Röttinger Bürgerwald ist ein Landschaftsschutzgebiet, in dem auch Hügelgräber liegen. So wollen die Bürgermeister schon im Vorfeld mögliche Bedenken ausmerzen.

„Damit spart man sich jede Menge Arbeit und auch Nerven“, weiß Umscheid. Und die vier Kommunen sparen Kosten. So wollen sie auch gemeinsam eine Leitungstrasse finanzieren, durch die der Strom dann vom Röttinger Bürgerwald zum Überlandwerk nach Schäftersheim fließen kann und ins Netz der EnBW eingespeist wird.

In das gemeinsame Windkraftgebiet bringen Tauberrettersheim und Röttingen die meisten Flächen ein. Bieberehren, so Bürgermeister Michael Volkert, will versuchen, noch Flächen im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens zu gewinnen.

Volkert sieht in den Pachterlösen eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde. „Sonst haben wir kein Gewerbe, das Steuern zahlt, vorhanden“, sagt er und will deshalb so viele Windrad-Standorte wie nur möglich.

Keine Gaudi im Dorf

Dem gemeinsamen Flächennutzungsplan hat auch die Gemeinde Riedenheim zugestimmt, obwohl weder gemeindeeigene noch private Flächen innerhalb des Geltungsbereiches liegen.

„Wir wollen uns aber die Möglichkeit noch offen lassen, ein Sondergebiet für Windkraft auszuweisen“, sagt Bürgermeister Edwin Fries. Doch die Gemeinde hat auch keine Grundstücke, auf denen Wind zu erwarten ist. Vielmehr sind es private Ackerflächen, auf denen Windräder stehen könnten.

Und sollte das mal der Fall sein, dann möchte Fries „die Gaudi vermeiden“, dass einer die ganze Pacht einsteckt und andere nicht das Glück haben, einen derartigen Geldsegen zu bekommen. Also soll die Gemeinde an den Pachteinnahmen beteiligt werden, gibt Fries schon einmal die Richtung vor.

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